
Chancen: Mit Liquidität Chancen nutzen
Die aktuelle Unsicherheit bedeutet, dass neben Rückschlägen auch positive Überraschungen möglich sind. Wir empfehlen, die Aktiengewichtung vorerst neutral zu halten. So verfügen Sie über liquide Mittel, um bei interessanten Gelegenheiten weitere Aktien zu kaufen.
Wann sollte man liquide Mittel einsetzen?
Bei welchen Kursniveaus sollten Sie eine Aufstockung Ihrer Aktienposition in Erwägung ziehen? Dazu betrachten wir verschiedene Faktoren, darunter das erwartete Gewinnwachstum der Unternehmen und die erwarteten Aktienbewertungen (Kurs-Gewinn-Verhältnis) für die nächsten zwölf Monate. Darauf basierend haben wir für einzelne Regionen und Märkte Handelsbereiche für Indizes definiert, die unsere aktuellen Erwartungen widerspiegeln. Wenn sich ein Markt über einen längeren Zeitraum am unteren Ende dieser Bandbreite bewegt, erwägen wir ein Aufstocken der Aktienposition, da viele negative Nachrichten bereits eingepreist wären.
Doch Szenarien müssen die Flexibilität aufweisen dynamisch angepasst zu werden. Wenn sich beispielsweise die Konjunkturaussichten verschlechtern, würden wir Gewinnerwartungen nach unten korrigieren.
Gesundheitswesen und Finanzwerte
Auf Sektorebene bevorzugen wir das Gesundheitswesen (übergewichtet) und Finanzwerte (leicht übergewichtet). Der Gesundheitssektor ist weniger konjunkturabhängig, was in der aktuellen Phase des Wachstumsrückgangs von Vorteil ist. Finanzwerte reagieren sensibler auf wirtschaftliche Entwicklungen. Dennoch sehen wir sie moderat positiv, insbesondere in den USA, dank der geplanten Deregulierung des Finanzsektors durch die Trump-Regierung. Generell steigert eine geringere Regulierung die Rentabilität von Banken und anderen Finanzakteuren.
KI und Technologie in der Verteidigung
Thematisch sehen wir weiterhin Chancen im Bereich künstliche Intelligenz (KI), da Unternehmen weiterhin in KI investieren. Der Trend beschränkt sich jedoch nicht nur auf kommerzielle Anwendungen. KI ist mittlerweile auch ein wichtiger Faktor in der modernen Verteidigung geworden. Technologien wie KI, die ursprünglich zur Optimierung von Geschäftsprozessen entwickelt wurden, werden zunehmend auch für militärische Zwecke eingesetzt.
Für Sie als Investor ergibt sich daraus die Möglichkeit, technologische Innovationen zu unterstützen, die sowohl für die zivile Welt als auch für die nationale Sicherheit wichtig sind.
Im Artikel „Impulse: Die Zukunft des Verteidigungswesens liegt in der Technologie“ erfahren Sie mehr über die Rolle der Technologie in der modernen Verteidigung.
Vor- und Nachteile europäischer Aktien
Die europäischen Regierungen werden ihre Volkswirtschaften mit umfangreichen Fiskalprogrammen ankurbeln. Ein Beispiel sind die massiven Infrastrukturinvestitionen, die die deutsche Regierung vor einigen Monaten angekündigt hat. Auch die Verteidigungsausgaben werden in einigen europäischen Ländern erhöht. Darüber hinaus hat Europa einen Vorteil gegenüber den USA: eine niedrige erwartete Inflation, die es der EZB ermöglicht, die Zinsen weiter zu senken. Wir gehen daher davon aus, dass sich das Wirtschaftswachstum in der Eurozone im Jahr 2026 wieder beleben wird.
Dennoch sind wir nicht in Europa übergewichtet, da staatliche Investitionen in die Verteidigung teilweise nicht-europäischen Unternehmen zugutekommen, beispielsweise amerikanischen Herstellern von Verteidigungsgütern. Folglich fließen einige staatliche Investitionen aus Europa ab, statt die Wirtschaft der Eurozone anzukurbeln. Insgesamt sehen wir derzeit nicht ausreichend Gründe, europäische Aktien gegenüber US-Aktien zu bevorzugen. Wir haben eine neutrale regionale Gewichtung für Europa, die USA und die Schwellenländer.
Europäische Staatsanleihen bleiben attraktiv
Im Anleihenportfolio sehen wir europäische Staatsanleihen positiv. Sollte die EZB ihre Zinssenkungen in der zweiten Jahreshälfte tatsächlich fortsetzen, werden die Preise für europäische Anleihen steigen (Anleihepreise entwickeln sich umgekehrt zu den Zinsen). Wir glauben daher, dass europäische Staatsanleihen eine attraktive Alternative zu Sparkonten (wo die Zinsen ebenfalls sinken) darstellen könnten.
Derzeit bevorzugen wir Unternehmensanleihen mit hoher Bonität (Investment Grade) gegenüber dem risikoreicheren Hochzins-Segment. Als Investoren nach Trumps Liberation Day begannen, sich Sorgen um das Wirtschaftswachstum zu machen, stiegen die Risikoprämien für Hochzinsanleihen deutlich. Damit wird dieses Segment wieder attraktiver. Bei Kreditrisikoaufschlägen zwischen 400 und 500 Basispunkten könnte es interessant sein, stärker in Hochzinsanleihen zu investieren (vorausgesetzt, eine Rezession kann vermieden werden; sollte es doch zu einer Rezession kommen, dürften die Kreditrisikoaufschläge noch weiter steigen).
Gold – eine einmalige Gelegenheit?
Der Goldpreis ist in der ersten Jahreshälfte 2025 weiter gestiegen. Die wirtschaftliche Unsicherheit und die geopolitischen Unruhen ermöglichen es dem Edelmetall, seine traditionelle Rolle als sicherer Hafen zu erfüllen. Trotz dieses Preisanstiegs sehen wir weiterhin Aufwärtspotenzial und haben kürzlich Gold in unser Anlageportfolio aufgenommen.
Hier erfahren Sie mehr über unsere Einschätzung zu Gold.
Wie sieht es mit dem Dollar aus?
Und schließlich: Wenn über Gold gesprochen wird, geht es oft auch um den US-Dollar. Da Gold in Dollar gehandelt wird, beeinflussen auch Dollarbewegungen den Goldpreis.
Möchten Sie mehr über den Dollar erfahren? Steffen Kunkel, Chief Finacial Strategist, hat einen aufschlussreichen Artikel über seinen Status als Reservewährung verfasst.