
Dem US-Dollar droht kein schneller Machtverlust
Die aggressive Zollpolitik der US-Regierung, Angriffe auf die Rechtsstaatlichkeit sowie Drohungen gegen die Unabhängigkeit der US-Notenbank (Fed) haben die Finanzmärkte bewegt. Zusammen werfen die Entwicklungen Fragen nach der Stabilität des US-Dollars auf. Erleben wir den Beginn einer langfristigen Verschiebung, die seine globale Dominanz gefährden könnte?
Der Aufstieg des Dollars nach dem Zweiten Weltkrieg
Historisch gesehen hatte der US-Dollar nicht immer diese dominante Position inne. Im 19. und frühen 20. Jahrhundert war das britische Pfund die wichtigste Reservewährung. Dies war auf den globalen Einfluss des Britischen Empire und den Goldstandard zurückzuführen. Der Goldstandard band die Währungen an eine feste Goldmenge und sorgte so für Stabilität, indem er eine unkontrollierte Inflation oder Abwertung verhinderte.
Nach den Weltkriegen verschob sich das Gleichgewicht jedoch aufgrund wirtschaftlicher Herausforderungen, und der US-Dollar begann allmählich, die dominierende Reservewährung zu werden. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der US-Dollar zum Mittelpunkt des Bretton-Woods-Systems, viele Länder koppelten ihre Währungen an den Greenback, was die globale Wirtschaft stabilisierte. Die USA entwickelten sich zu einem bedeutenden internationalen Gläubiger mit einer robusten Wirtschaft und liquiden Finanzmärkten. Auch nach dem Ende des Goldstandards im Jahr 1971 behielt der US-Dollar den Status als globale Reservewährung.
Warum der Dollar weiterhin dominiert
Der US-Dollar bleibt aus mehreren Gründen die dominierende Reservewährung. Dazu zählen seine Bedeutung für die Weltwirtschaft, seine Rolle im globalen Finanzwesen und die tiefen und liquiden US-Finanzmärkte. Obwohl der Dollar aufgrund der begrenzten Exportorientierung der USA nur 10 % des weltweiten Handels ausmacht, wird er in großem Umfang als Rechnungswährung verwendet.
Schätzungen der Fed zufolge wurden zwischen 1999 und 2019 96 % der Handelsgeschäfte in Amerika, 74 % in Asien und 79 % in anderen Regionen in Dollar abgewickelt. Darüber hinaus ist der Dollar für grenzüberschreitende Kredite und internationale Schuldverschreibungen von entscheidender Bedeutung, da fast 50 % davon in Dollar denominiert sind.
Die US-Finanzmärkte bieten eine hohe Liquidität. Dies führt dazu, dass US-Staatsanleihen im Ausland, insbesondere in der Eurozone, Japan und China, stark gehalten werden. Schließlich stärkt auch die geopolitische und militärische Stärke der USA die Vormachtstellung des Dollars.
Alternativen zum Dollar werden Überbewertet
Trotz häufiger Schlagzeilen über eine Entdollarisierung wird erwartet, dass der Dollar seine zentrale Rolle in der Welt behalten wird, wenn auch mit einer gewissen Neuausrichtung auf andere Währungen. Doch echte Alternativen zum US-Dollar gibt es nicht. Dies ist vor allem auf die Handelbarkeit des Dollars zurückzuführen. Der Euro ist zwar ein potenzieller Konkurrent, wird jedoch durch einen fragmentierten Anleihemarkt behindert, und der deutsche Anleihemarkt ist im Vergleich zu den USA zu klein.
Darüber hinaus ist der Umsatz des Dollars an den außerbörslichen Devisenmärkten zu groß, als dass er von einer anderen Währung übernommen werden könnte. Daher gehen wir davon aus, dass der US-Dollar auch in den kommenden Jahren die dominierende Reservewährung bleiben wird.