Javascript is required
 

CIO Insights: Noch zu früh für Schwarzmalerei

Börsen & Märkte
Kundenpublikation

Als Vizekanzler Willy Brandt am 25. August 1967 mit einem symbolischen Knopfdruck das Farbfernsehen in Deutschland freischaltete, leitete er damit eine Ära ein, in der die Welt nicht mehr nur in Schwarz und Weiß, sondern in all ihren Facetten erlebbar wurde. Und auch wenn es sich heute in unserem Leben mehr nach Grautönen als nach Farbfernsehen anfühlt, so ist es zumindest noch zu früh für Schwarzmalerei, sowohl in den politischen als auch in den wirtschaftlichen Dimensionen des Jahres 2025. Mehr denn je dürfte es 2025 wichtig sein, globale Entwicklungen vorurteilsfrei und differenziert zu betrachten, anstatt in Schwarz-Weiß-Malerei zu verfallen.

Trumps „America First“-Agenda – Fluch oder Segen?

Mit einer zweiten Amtszeit von Donald Trump werden wir eine Verschärfung von protektionistischen Maßnahmen erleben. Verlängerung von Steuererleichterungen und eine mögliche Senkung der Unternehmenssteuer von 21% auf 15% dürften dem US-Aktienmarkt kurzfristig Rückenwind verleihen. Besonders die US-Finanzbranche könnte von einer geplanten, weitgreifenden Deregulierung profitieren. Allerdings dürfte die Einführung neuer Importzölle – vor allem gegenüber China und Europa – die Inflation in den USA anheizen. Steigende Renditen und ein angespannter Arbeitsmarkt könnten die wirtschaftliche Dynamik bremsen. Daher prognostizieren wir für 2025 für die USA ein geringeres Wachstum (2%) als noch im Jahr 2024 (2,8%). Unter den aktuell gegebenen Vorzeichen halten wir ein Rezessionsszenario für eher unwahrscheinlich. Während 2024 eher politische Unsicherheit in den USA das größte Risiko darstellte, wird 2025 stärker durch Unsicherheit im Hinblick auf konkrete politische Maßnahmen geprägt sein. Für Investoren bedeutet es, dass man 2025 mit grundsätzlich größerer Volatilität an den Finanzmärkten rechnen muss. Die Aussichten für amerikanische Aktien bleiben jedoch positiv. Wir dürfen allerdings nicht vergessen, dass wir uns im dritten Jahr einer anhaltenden Markterholung befinden (die jeweiligen Renditen des S&P 500 für die Jahre 2023 und 2024 lagen bei ca. 22% und ca. 35% in Euro), so dass zwar Optimismus noch angebracht ist, aber die Renditeerwartung doch nach unten revidiert werden sollte. Insbesondere im ersten Quartal des Jahres 2025 erwarten wir eher eine volatile Seitwärtsbewegung.

Europa am Scheideweg – Politische Unsicherheit als Wachstumsbremse

Europa steht 2025 vor massiven Herausforderungen. Die Kernländer der Eurozone, insbesondere Deutschland, kämpfen mit schwachem Wachstum. Die politische Instabilität schränkt die Handlungsfähigkeit in diesen Ländern erheblich ein. Für Deutschland steht fast eine „Schicksalswahl“ an, die maßgeblich die politische und wirtschaftliche Zukunft des Landes bestimmen wird. Die zukünftige Rolle des Staates scheint zu einem zentralen Thema im bevorstehenden Wahlkampf zu werden. Und hören wir Clemens Fuest, dem Präsidenten des ifo Institutes zu, so wird Deutschland in der Stagnation bleiben, wenn sich die Politik nicht bewegt. Er identifiziert aus seiner Sicht drei Themen, die für Deutschland relevant sind und die gezielt angegangen werden müssen: zukünftige Arbeitskräfteverknappung, fehlende Investitionstätigkeit und fehlende Start-Ups,  Innovations-forschung und -entwicklung. Diese schwierige Situation zusammengenommen mit potenziellen neuen Handelsbarrieren würde einen gefährlichen Cocktail bilden und so zusätzlich die  exportorientierte Wirtschaft Europas belasten. Die Eurozone könnte dadurch noch tiefer in eine Phase der Stagnation abrutschen. Für Deutschland würde sich in diesem Szenario das Risiko einer Rezession deutlich erhöhen. Gleichzeitig würden europäische Staatsanleihen von weiterhin niedrigen Leitzinsen und stabilen Anleiherenditen profitieren, da der Inflationsdruck in diesem wirtschaftlichen Umfeld eher geringer ausfallen sollte.

Weiter fallendes Wachstum in China

Chinas Wirtschaft wird 2025 weiter an Schwung verlieren. Zwar wären weitere fiskalische Impulse der Regierung denkbar, doch auch hier würden Handelszölle und eine weiter schwächelnde Immobilienwirtschaft Bremsspuren hinterlassen. Sollte es der chinesischen Regierung nicht gelingen, die Binnenkonjunktur nachhaltig zu stärken, könnten sich die Wachstumsperspektiven weiter eintrüben. Die geopolitischen Spannungen mit den USA könnten zusätzliche Belastungen für den chinesischen Außenhandel mit sich bringen. Aktuell steht allerdings noch die dem chinesischen Präsidenten Xi Yinping gegenüber ausgesprochene Einladung zur Amtseinführung von Donald Trump am 20. Januar 2025 im Raum und eröffnet durchaus den Raum für viele Spekulationen ob dieser ungewöhnlichen Geste.

Inflation: Volatilität als neue Normalität

Nach einem Jahr gekennzeichnet von fallenden Inflationsraten, gehen wir aktuell davon aus, dass sich Inflation in den USA 2025 deutlich volatiler zeigen kann. Auch hier ist das Hauptthema die neue Zollpolitik der USA. Sollten Handelszölle in signifikanter Höhe eingeführt werden, könnte dies zu steigenden Inflationsraten führen. Das würde wiederrum die Spielräume der Notenbanken einschränken, weitere Zinssenkungen vorzunehmen. Spätestens seit den US-Wahlen im November 2024 steigen die kurz- und die langfristigen Zinsen in den USA an, was darauf hinweist, dass die Finanzmarktakteure dieses Thema schon längst beschäftigt. Für Anleger heißt dies, dass sie sich zunehmend auf ein komplexes Zinsumfeld einstellen müssen: höhere Inflationsraten und höhere Zinsen.

Technologie als konstanter Wachstumstreiber

Trotz vieler Unsicherheiten dürften technologische Innovationen auch 2025 zu den wichtigsten Wachstumstreibern zählen. Besonders in den Bereichen IT und Gesundheitswesen / Biotechnologie könnten sich neue Chancen eröffnen. Unternehmen können ihre Marktstellung durch Übernahmen stärken, was die M&A-Aktivitäten weiter ankurbeln dürfte. Langfristig können diese Sektoren weiterhin stabile Renditen liefern.

Fazit: Differenzierung statt Vereinfachung

Ja, das Jahr 2025 kann eine Vielzahl an Risikoszenarien mit sich bringen, doch der amerikanische Wirtschaftsmotor wird nicht ins Stocken geraten, zumindest nicht kurzfristig. Wer also die Märkte ausschließlich in Schwarz und Weiß betrachtet, läuft Gefahr, Chancen zu übersehen, Risiken zu stark zu betonen und sich bietende Chancen nicht wahrzunehmen. Schwarz(weiss)malerei und Vereinfachung sind also nicht angebracht, sondern Differenzierung und Diversifikation. Und zwar sowohl im politischen als auch im wirtschaftlichen und im Vermögen verwaltenden Kontext.

Unsere Prognosen für 2025

Quelle: ABN AMRO

Tags

Kundenpublikation
Börsen & Märkte

Mehr

Diese Ausarbeitung der ABN AMRO Bank N.V. Frankfurt Branch (nachfolgend „Bethmann Bank“) stellt für sich gesehen weder ein Angebot noch eine Beratung, Empfehlung oder Aufforderung zum Erwerb eines Finanzprodukts dar. Sie dient vielmehr lediglich Informationszwecken.

Bei etwaigen Angaben über Preise, Kurse und Wertentwicklungen in dieser Ausarbeitung ist zu berücksichtigen, dass eine in der Vergangenheit erzielte Wertentwicklung kein Indikator für zukünftige Entwicklungen darstellt. Einschätzungen geben die Meinung der Bethmann Bank zum Zeitpunkt der Erstellung dieser Ausarbeitung wieder. Zu einer Mitteilung von künftigen Änderungen dieser Einschätzungen ist die Bethmann Bank  nicht verpflichtet. Der Kunde sollte sich vor Erwerb eines Finanzproduktes eine Beratung einholen, um die individuelle Eignung der betreffenden Anlagestrategie zu prüfen. Die Bethmann Bank übernimmt keine Haftung für den Inhalt, die Vollständigkeit und die Aktualität dieser Ausarbeitung, gleich aus welchem Rechtsgrund. Für den Eintritt oder Nichteintritt zukünftiger Ergebnisse übernimmt die Bethmann Bank keine Gewähr.

Bei der Darstellung der Wertentwicklung von Finanzinstrumenten und Finanzindizes handelt es sich um Bruttowerte. Die dargestellte Bruttowertentwicklung berücksichtigt keine individuellen Gebühren wie insbesondere Transaktionskosten, Verwahr- und Depotgebühren sowie sonstige Kosten, die sich bei einer Investition in diese Finanzanlagen mindernd auf die Kursentwicklung auswirken. Marktüblich liegen diese bei durchschnittlich ca. 1,6 % p. a..

Die folgende Musterrechnung veranschaulicht beispielhaft die Auswirkungen anfallender Transaktionskosten bei unterschiedlichen Szenarien/Kursverläufen nach einem Anlagejahr:

Die prozentuale Entwicklung des Basiswertes von + 20% kann nach Provisionen, Gebühren und weiteren Entgelten ein Ergebnis von +14,8% betragen.

Die prozentuale Entwicklung des Basiswertes von 0% kann nach Provisionen, Gebühren und weiteren Entgelten ein Ergebnis von -4,3% betragen.

Die prozentuale Entwicklung des Basiswertes von -23,5% kann nach Provisionen, Gebühren und weiteren Entgelten ein Ergebnis von 23,5% betragen.

Bitte beachten Sie, dass diese Kosten in den Abbildungen nicht berücksichtigt sind.

Diese Informationen richten sich nicht an natürliche oder juristische Personen, die entweder einen Geschäfts-/ Wohnsitz oder Zweigniederlassung in den USA haben, oder in den USA gegründet wurden. US-Staatsbürger sind ebenfalls ausgenommen, solange sie über einen Wohn-/Geschäftssitz in den USA verfügen.

Diese Ausarbeitung darf weder fotokopiert noch in anderer Art und Weise ohne die vorherige schriftliche Zustimmung der Bethmann Bank vervielfältigt oder Dritten zur Verfügung  gestellt werden.

Stand: 13. Januar 2025

Herausgeber: ABN AMRO Bank N.V. Frankfurt Branch
Alle Rechte vorbehalten

Diese Veröffentlichung richtet sich nur an Personen mit Wohnsitz in Deutschland