
Im Fokus: Opportunitäten in der Musikindustrie
Die Musikindustrie hat sich in den vergangenen Jahrzehnten stark verändert. Vor zwanzig Jahren standen der Verkauf physischer Tonträger und die Ausstrahlung im Radio im Fokus. Heute sind Digitalisierung und künstliche Intelligenz ausschlaggebend bei der Art und Weise, wie Musik geschaffen, verbreitet und konsumiert wird. Für Investoren bietet die Musikindustrie attraktive Anlagemöglichkeiten.
Der Aufstieg des Streamings
Früher wurde die Musikindustrie weitgehend von den großen Plattenfirmen kontrolliert. Künstler waren auf Verträge mit diesen angewiesen, um ihre Musik aufzunehmen und zu vermarkten, und opferten oft die kreative und finanzielle Kontrolle für Werbung und Vertrieb. Mit der Entwicklung des Internets und von Plattformen wie Napster und LimeWire änderte sich jedoch alles. Die Leute fingen an, Musik kostenlos herunterzuladen, was die Einnahmen der Künstler und Labels stark beeinträchtigte. Dies veranlasste die Branche, nach neuen Einnahmemodellen zu suchen.
Vor 15 Jahren lösten digitale Plattformen wie iTunes dieses Problem vorübergehend mit kostenpflichtigen Downloads. Streaming-Dienste wie Spotify und Apple Music veränderten dann ab 2015 den Zugang zu Musik nachhaltig. Statt Alben zu kaufen, zahlen die Verbraucher eine monatliche Gebühr für den unbegrenzten Zugang zu Millionen von Titeln. Diese Verlagerung auf abonnementbasierte Streaming-Dienste ließ die Einnahmen der Branche wieder steigen.
KI bestimmt das nächste Kapitel der Musikindustrie
Mit der künstlichen Intelligenz (KI) hat die Musikindustrie wieder einmal ein neues Kapitel aufgeschlagen. Ihr Einfluss ist tiefgreifend und hat erhebliche Auswirkungen darauf, wie Musik gemacht und gehört wird. Streaming-Dienste nutzen KI-Algorithmen, um Hörerinnen und Hörer bei der Zusammenstellung ihrer Wiedergabelisten zu unterstützen, wodurch bereits beliebte Songs noch beliebter werden. Das verstärkt den Trend, ältere Musik zu hören. Im Jahr 2016 waren 53 Prozent aller gehörten Lieder älter als zwei Jahre, 2023 lag der Anteil bei 77 Prozent.1 In kaum einer anderen Branche machen die Produkte von vor zwei Jahrzehnten mehr als 20 Prozent des Umsatzes aus – und ihr Anteil steigt weiter.
KI verändert nicht nur die Hörgewohnheiten, sondern auch, wie Musik entsteht. Dank KI können Künstler leichter Songs erschaffen, was in den vergangenen Jahren zu einer Welle an neuer Musik geführt hat. Die Musikindustrie wuchs 2024 um 18 Prozent auf insgesamt 11,4 Millionen Künstler.2 Derzeit werden täglich etwa 100.000 neue Lieder veröffentlicht.3
Infolgedessen ist es für gute Songs schwierig herauszustechen, da weniger als 1 Prozent der Songs 90 Prozent aller Streams ausmachen.4 Plattenfirmen werden für die Künstler immer wichtiger, denn ohne wirksame Werbung ist die Chance, wahrgenommen zu werden, extrem gesunken.

Hohes Wachstum bei geringer Zyklizität
Die drei größten Plattenfirmen (Label) Universal Music Group (UMG), Sony Music und Warner Music beherrschen etwa 80 Prozent des Marktes. Jedes Mal, wenn ein Song gespielt wird, geht ein Teil an den Künstler und ein Teil an das Label. Dank des vermehrten Streamings und der sich ändernden Hörgewohnheiten sind die Einnahmen in den vergangenen Jahren jährlich um 7 Prozent gestiegen.5 Die Einnahmen der großen Plattenfirmen reagieren weniger auf Konjunkturzyklen, da ein überwiegender Teil ihrer Einnahmen inzwischen aus abonnementbasierten Streaming-Diensten und nicht mehr aus dem Plattenverkauf stammt. Die geringe Zyklizität ihrer Einnahmen in Verbindung mit dem hohen Wachstum führt zu einer überdurchschnittlichen Bewertung der Plattenfirmen an den Kapitalmärkten.
Von den drei großen Labels möchten wir den Fokus auf UMG legen. Das Unternehmen hält die meisten alten und neuen Künstler unter Vertrag, von Mariah Carey, ABBA und Sabrina Carpenter bis hin zu The Weeknd und Taylor Swift. UMG konzentriert sich auf die Expansion in Schwellenländern, indem es lokale Künstler unter Vertrag nimmt und lokale Plattenlabels erwirbt, da diese Märkte langfristig das größte Wachstum versprechen. Zudem hat das Unternehmen im vergangenen Jahr Streaming 2.0 gestartet. Diese Initiative zielt darauf ab, das Kundenerlebnis sowie die Bedingungen für Künstler zu verbessern: UMG handelt neue Verträge mit Streaming-Diensten aus, um sicherzustellen, dass die Künstler für ihre Beiträge fair entschädigt werden. Außerdem sollen betrügerische, von KI generierte Songs bekämpft werden. Gemeinsam mit Streaming-Diensten entwickelt das Unternehmen auch Superfan-Konzepte. Für eine höhere Gebühr erhalten die Fans eines bestimmten Künstlers oder einer Band eine bessere Klangqualität, exklusive Inhalte, interaktive Sessions mit ihren Künstlern und Vorteile bei Auftritten. Sowohl die neuen Verträge als auch die Superfan-Formate könnten die Erträge in die Höhe treiben. Investoren haben erleichtert zur Kenntnis genommen, dass UMG vor einigen Monaten den ersten Streaming 2.0-Vertrag mit Spotify und Amazon Music abgeschlossen hat. Wir gehen davon aus, dass weitere folgen werden, was die Umsätze und Erträge von UMG treiben könnte*. Für die kommenden Jahre rechnen wir mit einem jährlichen Umsatzwachstum von 7 Prozent und einem Gewinnwachstum von rund 10 \ Prozent.6

Streaming wird von Spotify und Tencent Music dominiert
Spotify ist fast überall der größte Anbieter von Musikstreaming. Weitere wichtige Akteure sind Apple Music, Amazon Music und YouTube Music. In China jedoch, wo Spotify und YouTube nicht erlaubt sind, dominieren Tencent Music und NetEase Cloud Music den Markt. Diese Plattformen erzielen ihre Einnahmen durch Abonnements, die manchmal durch Werbung ergänzt werden, um die Kosten für die Konsumenten zu senken. In China wird ebenfalls viel für Karaoke-Musik und Live-Auftritte ausgegeben. Wir möchten Tencent Music Entertainment (TME) als eine interessante Investitionslösung im Bereich der Streaming-Medien hervorheben. TME ist ein Spin-off von Tencent, einem chinesischen, global agierenden Technologiekonglomerats.
Die Musik des chinesischen Streamingdienstes ist in die zahlreichen beliebten Social-Media-Apps von Tencent integriert. Diese Integration hat TME zu einem Marktanteil von rund 70 Prozent in China verholfen. Der zweitgrößte Anbieter, NetEase Cloud Music, hält weitere 20 Prozent des Marktes. TME bietet nicht nur Streaming-Abonnements an, sondern betreibt auch sein eigenes Plattenlabel, das insgesamt 80 Prozent der Einnahmen ausmacht. Die restlichen 20 Prozent stammen aus Gebühren für Live-Streams, von denen TME einen Teil erhält. Der Streaming-Dienst verzeichnet ein schnelles Wachstum. Von den 550 Millionen Nutzern haben derzeit 13,4 Prozent ein Abonnement und diese Zahl steigt jährlich um etwa 2 Prozentpunkte. Die teureren Superfan-Abonnements, bekannt als SVIP-Abonnements , sind ebenfalls sehr beliebt und erhöhen den durchschnittlichen Umsatz pro Nutzer erheblich. Es wird erwartet, dass die Einnahmen in den kommenden Jahren um etwa 8 bis 10 Prozent und die Gewinne um jährlich 13 Prozent steigen.7

Global Investment Centre
Piet Schimmel - Senior Thematic Analyst
1JP Morgan, ‘The growing importance of Catalogue’, Apr 2024
2Chartmetric, ‘Year in Music Report 2024’
3Luminate, ‘2024 Year-End Music Report’
4 JP Morgan, ‘The growing importance of Catalogue’, Apr 2024
5 Bloomberg
6 Oddo, ‘UMG: Rückmeldung der CMD’, Sep 2024
7 Morningstar
*Die Wertentwicklung der Vergangenheit, Simulationen oder Prognosen sind kein verlässlicher Indikator für eine künftige Wertentwicklung. Die dargestellte
Bruttowertentwicklung berücksichtigt keine individuellen Gebühren wie Transaktionskosten, Verwahr- und Depotgebühren sowie sonstige Kosten, die
sich bei einer Investition in diese Finanzindizes mindernd auf die Kursentwicklung auswirken. Marktüblich liegen diese bei durchschnittlich ca. 1,6 % p. a..
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