
Wochenkommentar: Weihnachtssaison in den USA startet stark
Der Dezember verzeichnete in der Vergangenheit immer gute Monate für die Aktienmärkte, doch es bleibt abzuwarten, ob sich dieses Muster auch 2025 wiederholen wird.
Derzeit verläuft der Dezember relativ ruhig. Letzte Woche begann inoffiziell die Weihnachtssaison in den USA. Die Finanzmärkte blieben vorsichtig, da einige makroökonomische Indikatoren auf eine mögliche Schwäche der Konsumausgaben hindeuteten. In den fünf Tagen zwischen Thanksgiving am vergangenen Donnerstag und dem Cyber Monday haben sich die Verbraucher jedoch gut behauptet, und die Konsumausgaben fielen deutlich besser aus als erwartet.
Die Ausgaben in den Geschäften zeigten im Vergleich zum Vorjahr ein Wachstum, doch das Wachstum der Online-Ausgaben steigt weiterhin schneller. Insgesamt ist es ein solider Start in die Weihnachtssaison, was ein positives Zeichen für den Einzelhandel ist.
Airbus sah sich in der vergangenen Woche mit mehreren Problemen konfrontiert. Zunächst kündigte das Unternehmen einen groß angelegten Rückruf an, nachdem eine mögliche Beeinträchtigung der Flugsteuerung durch kosmische Strahlung festgestellt worden war. Dieser Softwarefehler konnte relativ schnell behoben werden, doch verzeichnete er störende Auswirkungen. Nur kurz nach dem Rückruf gab das Unternehmen ein Qualitätsproblem mit sogenannten Rumpfplatten bekannt. Die Auswirkungen waren vor allem bei Flugzeugen zu spüren, die sich derzeit in Produktion befinden. Infolgedessen erwarten wir, dass in diesem Jahr etwas weniger Flugzeuge ausgeliefert werden als ursprünglich geplant, halten jedoch an unseren Finanzzielen für dieses Jahr fest.
Die Nachrichtenlage bei Boeing war positiver. Auf einer Konferenz äußerte sich der CFO von Boeing positiv über die Aussichten für das nächste Jahr. Das Unternehmen erwartet für 2026 einen Anstieg der Auslieferungen der Modelle 737 und 787, Verbesserungen im Verteidigungs- und Raumfahrtbereich sowie eine Rückkehr zu einem positiven freien Cashflow. Diese Nachrichten wurden von den Anlegern positiv aufgenommen.
In Europa legte der Bekleidungsriese Inditex diese Woche starke Finanzergebnisse vor. Das Umsatzwachstum beschleunigte sich im dritten Quartal, und auch die Margen waren solide.
Das Cybersicherheitsunternehmen CrowdStrike konnte für das dritte Quartal starke Zahlen vorlegen, bei einem starken Wachstum der wiederkehrenden Umsätze und sehr gesunden Margen. Der Ausblick für das nächste Quartal konnte die Anleger jedoch nicht wirklich positiv überraschen.
Marvell Technologies lieferte Ergebnisse und eine kurzfristige Prognose, die den Erwartungen entsprachen oder diese sogar leicht übertrafen. Die Kommentare zur Wachstumsprognose für das Rechenzentrumsgeschäft für die nächsten Jahre waren doch eine positive Überraschung. Dies war das Kernelement der Ergebnisse, das die Aufmerksamkeit der Anleger auf sich zog und den Aktienkurs auf ein höheres Niveau trieb.
Anleihen: Werden die Zentralbanken die Renditen nach unten drücken?
Ein Anstieg der japanischen Renditen trieb diese Woche nach einem langen Wochenende mit Thanksgiving und Black Friday auch die Renditen in Europa und den USA nach oben. Im Laufe der Woche richteten die Anleger ihr Augenmerk wieder verstärkt auf die US-Notenbank. Es wird nun allgemein erwartet, dass die US-Notenbank nächste Woche die Zinsen senken wird, obwohl trotz der Beendigung des Regierungsstillstands noch keine aktuellen Daten zu Inflation und Arbeitslosigkeit vorliegen.
US-Präsident Donald Trump hat erklärt, dass er sich bereits für einen Nachfolger des derzeitigen Fed-Vorsitzenden Jerome Powell entschieden hat, dessen Amtszeit im Mai 2026 endet. Obwohl dies nicht offiziell verkündet wurde, könnte es Kevin Hassett sein, Vorsitzender des National Economic Council und eine Schlüsselfigur in der ersten Trump-Regierung. Kevin Hassett hat sich zurückhaltend hinsichtlich zukünftiger Einflussnahme auf den Aufgabenbereich der Fed geäußert, doch gilt er weithin als loyal gegenüber Trump und als Befürworter aggressiver Zinssenkungen.
In letzter Zeit hat Trump die Forderungen nach einer weiteren Zinssenkung durch die Fed wiederholt, möglicherweise weil die Inflation für die US-Wähler nach wie vor ein sehr wichtiges Thema ist und in zwölf Monaten Zwischenwahlen anstehen. Dennoch sollten sich Anleger auf eine deutliche Lockerung der Geldpolitik durch die Fed im nächsten Jahr einstellen, da im Januar ein neuer Fed-Vorsitzender sein Amt antritt und es zu einer Rotation hin zu neuen stimmberechtigten Mitgliedern kommt, die eine lockere Geldpolitik befürworten. Hinzu kommt die Möglichkeit weiterer Steuersenkungen oder staatlicher Bargeldauszahlungen im nächsten Jahr, da die Zwischenwahlen im November näher rücken.
Zwar können die Zentralbanken die kurzfristigen Renditen weiter senken, doch dürften Bedenken hinsichtlich der Unabhängigkeit der Fed, der Tragfähigkeit der Staatsverschuldung und der längerfristigen Inflationsrisiken die langfristigen Renditen weiterhin nach oben treiben. Obwohl die Europäische Zentralbank (EZB) derzeit sehr zufrieden damit ist, die Zinsen bei 2 % zu belassen, könnten aggressive Zinssenkungen in den USA die EZB in Zukunft dazu zwingen, erneut Zinssenkungen in Betracht zu ziehen. Auch in Europa werden die Regierungen im nächsten Jahr mehr Schulden aufnehmen, um die gestiegenen Ausgaben zu finanzieren. Unterdessen hat die EZB den Händlern empfohlen, zum Jahresende wachsam zu sein, da ein großer Teil der niederländischen Pensionsfonds auf ein neues System umstellt, das es ihnen erlaubt, einen Teil ihrer Allokationen in sehr langfristige Staatsanleihen zu verkaufen.
Eine pauschale Verkürzung der Duration kann in einem solchen Umfeld kontraproduktiv sein, da einige Segmente weiterhin eine gute Performance erzielen können. (Die Duration ist ein Maß für die Sensitivität einer Anleihe gegenüber Zinsänderungen.) Eine umsichtige Zinskurvenpolitik könnte erfolgreicher sein.
Redaktionsschluss: donnerstags, 15:00 Uhr