
Wochenkommentar: Märkte missachten den US-Shutdown
In der vergangenen Woche verzeichneten die globalen Aktienmärkte gemischte Ergebnisse, was die anhaltende makroökonomische Unsicherheit und geopolitische Risiken widerspiegelt.
Der MSCI World AC Index legte dank der Stärke in Europa und den USA zu, während Japan deutlich hinter dem allgemeinen positiven Trend zurückblieb. Die Schwellenländer verzeichneten moderate Zuwächse und behielten trotz der jüngsten Volatilität eine konstruktive Stimmung bei.
In den USA legten die Aktien leicht zu, gestützt durch Inflationsdaten, die weitgehend den Erwartungen entsprachen, und robuste Konsumausgaben, obwohl die Sorgen über einen Regierungsstillstand und hohe Bewertungen anhielten. Die europäischen Märkte entwickelten sich überdurchschnittlich gut, gestützt durch eine Seitwärtsbewegung der Inflationsdaten.
Die Branchenentwicklung innerhalb des MSCI World Index zeigten eine Rotation hin zu defensiven Aktien und wachstumsorientierten Branchen. Der Gesundheitssektor führte mit einem robusten Anstieg die Liste an, gefolgt vom Versorgungssektor. Der Gesundheitssektor, der zunächst durch Zollbedenken unter Druck geraten war, erholte sich dank Ausnahmeregelungen für die Produktion in den USA und strategischer Vereinbarungen wie dem Trump-Pfizer-Deal deutlich. Darüber hinaus trugen große Pharmaunternehmen wie Eli Lilly, Merck und Bristol Myers zur starken Wertentwicklung des Sektors bei, da sie von günstigen Preisentwicklungen und positiven Ergebnissen klinischer Studien profitierten. Auch der Rohstoffsektor verzeichnete im Wochenverlauf solide Gewinne.
Der Informationstechnologiesektor setzte seine Aufwärtsdynamik fort und stieg im Wochenverlauf um beeindruckende 9,7 % gegenüber dem Vormonat. Dies ist vor allem auf den Optimismus der Anleger hinsichtlich der Fortschritte in den Bereichen künstliche Intelligenz (KI) und digitale Infrastruktur zurückzuführen. Die Sektoren Industrie und Finanzen verzeichneten stetige Gewinne, unterstützt durch starke Daten aus dem verarbeitenden Gewerbe und stabile Zinserwartungen. Im Gegensatz dazu blieben die Sektoren Energie und Telekommunikation hinter den Erwartungen zurück, da die Ölpreise aufgrund von Spekulationen über eine erhöhte Produktion der OPEC+ nachgaben.
Auf Unternehmensseite zeigt Nike (Sportbekleidung) Anzeichen einer Erholung, da sich das Unternehmen wieder auf seine Kernsportarten wie Laufen und Basketball konzentriert, was nach einer Schwächephase zu einer Stabilisierung der Performance beigetragen hat. UCB (Pharmazeutika) weckte das Interesse der Anleger nach positiven Neuigkeiten aus seiner Neurologie-Pipeline, was das Vertrauen in die langfristigen Aussichten stärkte. Im Technologiesektor legte CoreWeave nach dem Abschluss eines Großauftrags mit Meta zur Lieferung von Rechenleistung zu, was die wachsende Nachfrage nach KI-Infrastruktur unterstreicht. Electronic Arts (Videospiele) legte ebenfalls zu, nachdem Berichte über eine mögliche bahnbrechende Übernahme bekannt wurden, die zu den größten Private-Equity-Transaktionen aller Zeiten zählen könnte.
Anleihen: Stabilität und Widerstandsfähigkeit
Das dritte Quartal 2025 ist zu Ende gegangen, und der Rentenmarkt spiegelt ein komplexes Zusammenspiel verschiedener Faktoren wider, darunter wirtschaftliche Widerstandsfähigkeit, zollbezogene Herausforderungen und sich wandelnde geldpolitische Erwartungen. Die Renditen von US-Staatsanleihen sind gesunken, wobei die 10-jährige Rendite auf 4,1 % gefallen ist. Dies entspricht einem Rückgang von 13 Basispunkten (BP) seit Anfang September, der auf schwächere Wirtschaftsindikatoren zurückzuführen ist. Nach einer Zinssenkung der Federal Reserve um 25 Basispunkte im September geht der Markt von einer weiteren Senkung um 50 Basispunkte aus. Wir bleiben jedoch vorsichtiger und erwarten aufgrund eines voraussichtlich moderaten Anstiegs der Inflation in den USA keine weiteren Zinssenkungen im Jahr 2025. Zu den jüngsten Entwicklungen zählt die Schließung der US-Bundesbehörden, die zweite während der Amtszeit von Donald Trump. Die letzte fand 2018 während seiner ersten Amtszeit statt.
In der Eurozone stieg die Inflation von 2,0 % im August auf 2,2 % im September, was auf steigende Energiepreise und eine anhaltende Inflation bei Lebensmitteln und Dienstleistungen zurückzuführen ist. Unsere Ökonomen gehen jedoch davon aus, dass sich die Inflation in der Eurozone im Jahr 2025 bei etwa 2 % stabilisieren wird, unterstützt durch ein langsameres Lohnwachstum und eine Stabilisierung der Energiepreise. Die Europäische Zentralbank (EZB) behält ihren aktuellen geldpolitischen Kurs bei. Bemerkenswert ist, dass die Inflationsdaten keinen Einfluss auf die Rendite 10-jähriger Bundesanleihen hatten, die stabil bei rund 2,70 % blieb.
Auf dem Markt für Unternehmensanleihen zeigten sich sowohl die Risikoaufschläge (Spreads) für europäische als auch für US-amerikanische Investment-Grade-Anleihen weiterhin widerstandsfähig. Die Spreads für europäische Investment-Grade-Anleihen haben sich seit Anfang September verringert und liegen nun bei 79 Basispunkten gegenüber der Bundesanleihe, während sich die Spreads für US-amerikanische Investment-Grade-Anleihen gegenüber US-Staatsanleihen auf 74 Basispunkte verringert haben. Beide Märkte notieren derzeit deutlich unter ihren historischen Durchschnittswerten, wobei die Spreads auf einem der niedrigsten Stände seit der globalen Finanzkrise liegen.
Hochverzinsliche Anleihen profitierten ebenfalls von dem relativ stabilen Marktumfeld und zogen Anleger mit ihren attraktiven Renditen an. In Europa haben sich die Spreads für Hochzinsanleihen seit Anfang September auf 265 Basispunkte verengt, während die Spreads für US-Hochzinsanleihen stabil bei rund 270 Basispunkten geblieben sind. Wie ihre Investment-Grade-Pendants liegen sowohl die europäischen als auch die US-amerikanischen Spreads für Hochzinsanleihen nahe oder unter ihren niedrigsten Niveaus seit der GFC. Die Verengung der Spreads für US-amerikanische und europäische Investment-Grade-Anleihen wird durch eine Kombination aus akkommodierender Geldpolitik, starken Fundamentaldaten und robuster Anlegernachfrage unterstützt.
Obwohl die Gesamtrenditen von Unternehmensanleihen weiterhin attraktiv sind, ist aufgrund der anhaltenden Unsicherheit hinsichtlich der wirtschaftlichen Auswirkungen von Zöllen und Handelsspannungen Vorsicht geboten. Daher bevorzugen wir hochwertige Unternehmensanleihen und verbriefte Anleihen, von denen wir in dem von geringem Wachstum, Unsicherheit und Volatilität geprägten Umfeld in Europa eine stärkere Performance erwarten.
Redaktionsschluss: donnerstags, 15:00 Uhr