
Wochenkommentar: Märkte halten Kurs bei unruhiger Nachrichtenlage
Nach den US-Militärschlägen im Iran stellt sich die Frage, wie es mit dem Krieg zwischen Israel und dem Iran weitergeht oder ob ein dauerhafter Waffenstillstand gelingen kann. Unterdessen trafen sich die Staats- und Regierungschefs der Welt in Den Haag zu einem hochrangigen Nato-Gipfel, bei dem die Erhöhung der Verteidigungsausgaben ein zentrales Thema war.
Trotz der eskalierenden Spannungen stiegen die globalen Aktienmärkte in dieser Woche, angetrieben von den USA und den Schwellenländern, während die europäischen Märkte weitgehend unverändert blieben. Der Energiesektor litt unter den schwankenden Öl- und Gaspreisen, da der Bericht über das US-Verbrauchervertrauen hinter den Erwartungen zurückblieb und die geopolitische Unsicherheit zunahm. Die Aktien vieler großer Ölkonzerne und Energiedienstleistungsunternehmen litten.
Der führende Halbleiterentwickler Nvidia erreichte nach der Jahreshauptversammlung des Unternehmens ein Allzeithoch. Auf der Versammlung bekräftigte der CEO von Nvidia die starke Nachfrage nach künstlicher Intelligenz und die damit verbundenen Wachstumschancen für das Unternehmen.
In dieser Woche setzte die Aktie des Pharmaunternehmens Novo Nordisk seine schlechte Wertentwicklung im bisherigen Jahresverlauf fort, was auf die Beendigung der Partnerschaft zwischen Novo Nordisk und der Telemedizin-Plattform Hims & Hers zurückzuführen ist. Novo beschuldigt seinen ehemaligen Partner der irreführenden Vermarktung von nicht genehmigten Versionen von Wegovy, seinem Flaggschiff zur Behandlung von Fettleibigkeit. Obwohl dies den Verlust eines seiner Vertriebskanäle bedeutet, zielt der Schritt auf den Schutz der Patientensicherheit ab.
Die Aktien des Stahlherstellers Arcelor Mittal blieben unverändert, da die Märkte völlig gleichgültig auf die Ankündigung des Unternehmens reagierten, einige seiner ökologischen Initiativen aufzugeben. Das Unternehmen, das zu den größten Verursachern von CO2-Emissionen in Europa gehört, erklärte, dass die Umstellung von zwei großen deutschen Stahlwerken auf eine umweltfreundliche Produktion wirtschaftlich nicht sinnvoll sei und lehnte sogar angebotene Subventionen für die Umstellung ab.
Anleihen: Märkte relativ ruhig
Die Renditen zehnjähriger US-Staatsanleihen gingen in den letzten Wochen leicht zurück (um 10 Basispunkte) und erreichten ein Niveau von 4,28 %. Die Renditen deutscher Bundesanleihen bewegten sich in die entgegengesetzte Richtung und stiegen leicht auf 2,56 %. Die US-Zinsen profitierten von den geringeren geopolitischen Risiken und dem Druck, den Präsident Donald Trump auf den Vorsitzenden der Federal Reserve, Jerome Powell, ausübt, um die Zinssätze zu senken. Der Markt geht davon aus, dass sich die Zinssenkungen beschleunigen könnten, da die Trump-Regierung die Ernennung des nächsten Fed-Vorsitzenden beschleunigen könnte, um Trumps Wahlkampfversprechen niedrigerer Zinssätze zu erfüllen. Aufgrund dieser Möglichkeit könnten die Kandidaten (einschließlich der derzeitigen Fed-Beamten) versucht sein, die Notwendigkeit von Zinssenkungen zum Ausdruck zu bringen, um ihr Profil als Kandidat bei Trump zu verbessern.
Deutsche Bundesanleihen legten zu, als die deutsche Regierung ihren Haushalt mit einem Haushaltsdefizit von 5 % vorlegte und die Nato-Länder der EU sich verpflichteten, Europa mit 5 % des BIP in den nächsten 10 Jahren aufzurüsten, was finanziert werden muss.
Die Märkte bewegen sich schnell aufgrund geopolitischer Schlagzeilen (Naher Osten und Israel/Iran) sowie früherer Themen der zweiten Trump-Administration, aber dies geschieht (überraschenderweise) ohne große panische Bewegungen an den Finanzmärkten. Themen wie Zölle und Währungsabkommen, fiskalische Nachhaltigkeit, US-Daten und die Fed könnten sich jetzt zuspitzen, da eine Handelsfrist bevorsteht und sich der Fokus wieder auf Trumps "Big Beautiful Bill" richtet. Hinzu kommen die Frage der US-Schuldenobergrenze, die angehoben werden muss, und wichtige, potenziell marktbewegende Daten wie die US-Arbeitsmarktzahlen und die Inflation.
Generell scheinen sich die Märkte der Industrieländer zugunsten einer Anleihenschwemme entwickeln, da viele Regierungen nach der steuerlichen Unterstützung während der Pandemie bereits höhere Defizite aufweisen. Und in einigen Fällen, wie z. B. in den USA, sind diese Länder offenbar entschlossen, ihre Steuerausgaben weiter zu erhöhen. Da diese zusätzlichen Ausgaben durch die Ausgabe weiterer Anleihen finanziert werden müssen, könnten die Renditen steigen, um genügend Käufer anzuziehen. Wir sehen darin ein Risiko, insbesondere für das längere Ende der Renditekurven, da das kurze Ende dank der Zentralbanken verankert bleibt.
Redaktionsschluss: donnerstags, 15:00 Uhr