
Wochenkommentar: Künstliche Intelligenz im Fokus
Die Aktienmärkte zeigten sich zu Beginn dieser ereignisreichen Woche weitgehend unverändert. Mit der Veröffentlichung der Quartalsergebnisse mehrerer Unternehmen mit einer Marktkapitalisierung von mehreren Billionen US-Dollar befinden wir uns auf dem Höhepunkt der Berichtssaison. Auch bei den Zentralbanken war viel Aktivität zu beobachten.
Wie erwartet hat die US-Notenbank Fed eine weitere Zinssenkung beschlossen. Powell zeigte sich jedoch angesichts der sich abschwächenden Lage auf dem Arbeitsmarkt zurückhaltend. Damit ist eine weitere Zinssenkung im Dezember weniger wahrscheinlich und dürfte bis zum Jahresende ein Thema bleiben. Die Bank of Japan ließ die Zinsen erwartungsgemäß unverändert. Die Bank of Canada senkte den Leitzinssatz wie erwartet um 25 Basispunkte, und auch die Europäische Zentralbank tat das Erwartete und machte keinen weiteren Zinsschritt.
Unterdessen scheinen US-Präsident Donald Trump und Chinas Präsident Xi Jinping ein erfolgreiches Treffen gehabt zu haben, das zu einer Entspannung der Beziehungen zwischen den beiden Wirtschaftsmächten geführt hat.
Es ist jedoch die Künstliche Intelligenz (KI), die die Aktienmärkte diese Woche in Atem hielt. Nvidia erreichte einen weiteren Meilenstein, als das Unternehmen eine Marktkapitalisierung von 5 Billionen US-Dollar überschritt. In letzter Zeit gab es eine Reihe von Ankündigungen des Chipherstellers zu neuen Partnerschaften – von dem Gesundheitsunternehmen Eli Lilly bis zum Mobilitätsdienstleister Uber. Zusätzlich stieg der Aktienkurs von Nokia sprunghaft an, nachdem Nvidia eine Beteiligung in Höhe von 1 Milliarde US-Dollar an dem Telekommunikationsunternehmen erworben hatte.
Das zweitgrößte Unternehmen der Welt, Microsoft, war ebenfalls häufig in den Nachrichten. Der Software-Riese profitierte von der Ankündigung, dass er seinen OpenAI-Anteil auf 27 % reduziert und dafür bis 2032 Zugang zur Technologie von OpenAI erhält. Außerdem veröffentlichte das Unternehmen solide Quartalsergebnisse. Die Daten von Meta konnten die Anleger hingegen nicht beeindrucken. Das lag weniger am operativen Ergebnis selbst als vielmehr an der wachsenden Sorge, dass das Unternehmen möglicherweise zu viel Geld für KI-Initiativen verwendet.
Schließlich zeigen die Finanzergebnisse von Alphabet, der Muttergesellschaft von Google, weiterhin eine starke Dynamik – insbesondere der Cloud-Bereich entwickelte sich aufgrund der hohen Nachfrage von KI-Unternehmen gut.
Anleihen: Zentralbanken bleiben auf Kurs
Da die US-Notenbank wie erwartet eine weitere Zinssenkung vornahm, erreichten die Spreads von Investment-Grade-Anleihen einen neuen Tiefstand seit der Finanzkrise 2008. Die Fed wird außerdem am 1. Dezember die Verkürzung der Bilanz beenden und stattdessen Schatzanweisungen kaufen. Die Anleger waren jedoch überrascht von der Aussage, dass eine Zinssenkung im Dezember nicht beschlossene Sache sei – eine Formulierung der Zentralbanker, die zu einem Anstieg der Renditen entlang der gesamten Zinsstrukturkurve führte. Die Anleger sind sich daher nicht mehr hundertprozentig sicher, dass die Fed im Dezember erneut die Zinsen senken wird.
Geopolitisch sorgte das Treffen zwischen Präsident Trump und dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping für eine Welle des Optimismus. Beide Staatschefs einigten sich darauf, die gegenseitigen Zölle auszusetzen und die Exportkontrollen zu lockern. Die USA werden die Zölle auf Fentanyl um die Hälfte senken, während China den Kauf von Agrarprodukten wie Sojabohnen und Sorghum wieder aufnimmt. China wird auch die Beschränkungen für den Export von Seltenen Erden aussetzen, und die USA werden die Beschränkungen für chinesische Technologieunternehmen teilweise aufheben, wodurch der Zugang zu strategischen Ressourcen und Technologien verbessert wird.
Die beiden Nationen verpflichteten sich außerdem zu einer vertieften Zusammenarbeit in den Bereichen Handel, Energie und Künstliche Intelligenz, um die wirtschaftlichen Beziehungen zu stabilisieren und globale Herausforderungen gemeinsam anzugehen. Gegenseitige Staatsbesuche sind geplant, um die Beziehungen weiter zu stärken und umfassendere Themen wie die Energiepolitik und den Krieg in der Ukraine anzugehen.
Obwohl die Spannungen leicht wieder zunehmen können, könnte diese positive Wende in den Beziehungen zwischen den USA und China die Anleihen aus Schwellenländern weiter stützen, deren Spreads seit Anfang des Sommers zurückgegangen sind. Aus einer breiteren Perspektive des Anleihemarktes zeigen auch die Spreads von Unternehmensanleihen – sowohl Investment Grade als auch High Yield – im Vergleich zu Aktien weniger Volatilität. Während Aktien nervös auf die jüngsten Ereignisse reagiert haben, bleiben die Kreditmärkte relativ ruhig. Die Spreads bei Hochzinsanleihen verengen sich ebenfalls weiter, was darauf hindeutet, dass Anleger den Kreditsignalen möglicherweise mehr Aufmerksamkeit schenken sollten. Historisch gesehen und aus mittelfristiger Sicht sind Spreads von Unternehmensanleihen ein zuverlässigerer Indikator für Unsicherheit im Markt als die Volatilität von Aktien.
Redaktionsschluss: donnerstags, 15:00 Uhr