
Ad hoc Kommentar: Iran-Israel-Konflikt macht sich im Ölpreis bemerkbar
Die Angriffe zwischen Israel und dem Iran dauern mittlerweile über vier Tage an und sorgen für zusätzliche Unsicherheit bei Anlegern. Bislang reagiert der Kapitalmarkt recht verhalten. Die Volatilität an den Finanzmärkten ist nicht wesentlich gestiegen – mit Ausnahme des Ölmarktes.
Die Aktienmärkte erleben seit Freitag einen kleinen Rückschlag, sichere Anlagen (Dollar und Gold) legten leicht zu und die langfristigen US-Zinsen stiegen um einige Basispunkte. Am meisten betroffen von diesem Konflikt ist der Preis von Erdöl, der am Freitag deutlich anstieg. Rohöl hat wieder das Niveau vom Jahresanfang erreicht: rund 73 USD pro Barrel für West Texas Intermediate (WTI).
Der Ölmarkt steht im Fokus
Anleger sorgen sich in erster Linie um den Ölmarkt, da jede erhebliche Störung die weltweiten Konjunkturaussichten beeinträchtigen könnte. Diese Störungen könnten durch diese beiden Faktoren ausgelöst werden: erstens die iranische Ölproduktion, die mit ca. 3,4 Millionen Barrel pro Tag ungefähr 3 Prozent der Weltproduktion entspricht. Zweitens die Straße von Hormuz, durch die etwa 20 Prozent der weltweiten Ölproduktion transportiert werden.
Bisher waren die Auswirkungen der Angriffe auf die Energieinfrastruktur minimal. Zwei Gasfabriken und zwei Treibstoffdepots wurden getroffen, und ein Brand in einer Gasverarbeitungsanlage hat zu einer teilweisen Abschaltung des South-Pars-Erdgasfeldes geführt. Die iranischen Ölfelder und Exportterminals wurden jedoch nicht angegriffen. Bleibt die iranische Ölinfrastruktur intakt, könnte eine Deeskalation die Ölpreise wieder auf das Niveau von vor den Angriffen bringen.
Würde der Iran versuchen, die Straße von Hormuz zu schließen, könnte der Ölpreis möglicherweise auf über 100 USD pro Barrel steigen. Die Wahrscheinlichkeit eines solchen Szenarios scheint jedoch gering zu sein. Die iranischen Möglichkeiten dahingehend werden für gering gehalten und es wäre mit einer schnellen Reaktion der USA zu rechnen, um dies zu verhindern.
Lehren aus der Geschichte
Seit dem Zweiten Weltkrieg haben Anleger mehrere Konflikte in verschiedenen Regionen erlebt, unter anderem im Nahen Osten oder auch den russisch-ukrainischen Krieg in Europa. Aus der Vergangenheit lernen wir, dass:
- Konflikte in der Regel einen begrenzten Einfluss auf die Finanzmärkte haben,
- die Vermögenspreise drei Monate nach Beginn des Konflikts wieder auf dem vorherigen Niveau liegen,
- und die wirtschaftlichen Folgen von Konflikten begrenzt sind; es sei denn, die Auswirkungen auf die Rohstoffpreise sind erheblich und langanhaltend.
Anlagestrategie
Anleger sollte also nicht übermäßig auf die durch geopolitische Risiken ausgelöste Marktvolatilität reagieren. Unsere Strategie bleibt unverändert. Im Mai haben wir während der starken Erholung risikobehafteter Vermögenswerte die Aktienquote auf neutral gesenkt. Diese Entscheidung wurde aufgrund der Tatsache getroffen, dass die Unsicherheiten aus Trumps Politik in den kommenden Monaten wahrscheinlich weitere Volatilität auslösen werden. Bei der Aktien sind wir in allen Regionen neutral. Bei Anleihen bleiben wir leicht übergewichtet, und zwar in Form von hochwertigen Anleihen, die im Falle eines ungünstigen Szenarios für die Weltwirtschaft Diversifizierungsvorteile bieten sollten. Schließlich haben wir in diesem unsicheren Umfeld auch eine Position in Gold zur Diversifizierung aufgebaut. Wir beobachten die Situation genau und werden unsere Strategie bei Bedarf anpassen.