
Wochenkommentar: Erfreulicher Start in die Berichtssaison
Während die Zollverhandlungen im Hintergrund weitergehen, richtet sich die Aufmerksamkeit der Anleger auf die Berichtssaison für das zweite Quartal. Eine zentrale Frage ist, inwiefern die Unsicherheit über den Ausgang der Zollverhandlungen die Unternehmensergebnisse beeinflusst. Bisher scheinen diese Effekte recht begrenzt zu sein und könnten daher erst im zweiten Halbjahr 2025 oder sogar noch später Auswirkungen haben.
Nach umfangreichen Verhandlungen machen die USA schrittweise Fortschritte beim Abschluss von Handelsabkommen. Am Wochenende wurde eine Einigung mit Japan erzielt, und vorläufigen Berichten zufolge nähern sich die USA und Europa einer Einigung über Zölle von 15 Prozent. Bisher wertet der Markt diese Ergebnisse als recht positiv, da die ursprünglich avisierten Zölle deutlich höher waren und eine Einigung bestehende Unsicherheiten beseitigt.
Bisher scheint die Berichtssaison für das zweite Quartal, die letzte Woche begonnen hat, in Bezug auf die Meldungen und die Ergebnisse relativ positiv zu sein. Dennoch sollte angemerkt werden, dass die Analysten die Messlatte angesichts der ganzen Unsicherheit um die möglichen Auswirkungen der Zölle gesenkt haben, was es einigen Unternehmen offensichtlich erleichtern könnte, die Erwartungen zu übertreffen.
Der Internet-Gigant Alphabet lieferte diese Woche starke Ergebnisse. Vor allem das Wachstum des Cloud-Geschäfts überrascht erneut positiv. Das Unternehmen gab auch eine starke Prognose für das nächste Quartal ab. Die anhaltend hohen Investitionen in die Cloud-Aktivitäten wirken sich auch positiv auf den Rest des Sektors und die Industrieunternehmen aus, die von den Investitionen in Rechenzentrumskapazitäten profitieren.
Negativ im Technologiesektor waren die Gewinnveröffentlichungen europäischer Halbleiterunternehmen wie ASML und ASMI, wobei Letzteres einen niedriger als erwarteten Auftragseingang aufwies. Zusätzlich enttäuschte STMicroelectronics mit einem unerwarteten Quartalsverlust.
Die Ergebnisse des europäischen Bankensektors waren jedoch deutlich erfreulicher, da sowohl Unicredit als auch BNP Paribas am oberen Ende der Erwartungen lagen. Wie in jeder Berichtssaison gibt es Gewinner und Verlierer, aber in Summe ist der Start in den Berichtszeitraum des zweiten Quartals erfreulich.
Anleihen: Wer zahlt die Rechnung?
Mit der Ankündigung mehrerer Zollabkommen beginnen die fundamentalen makroökonomischen Daten, zusammen mit Stimmungsindikatoren, die inflationären Auswirkungen dieser Zölle zu offenbaren. In den Geschäftsberichten für das zweite Quartal des Jahres 2025 wird deutlich, wie komplex es ist, zu bestimmen, wer die inflationäre Last der Zölle trägt: Verbraucher, US-Unternehmen oder ausländische Firmen? Es wird jedoch deutlich, dass risikobehaftete Vermögenswerte und weiche makroökonomische Daten, wie z. B. Stimmungsindikatoren, diese Zollabkommen bereits vor Ablauf der von der Trump-Regierung gesetzten Frist am 1. August eingepreist haben.
Die Risikoaufschläge von Unternehmen haben Rekordtiefs erreicht, wobei die US-Aktienmärkte auf Allzeithochs steigen. Angesichts des schwachen US-Dollars ist diese starke Wertentwicklung jedoch weniger beeindruckend, wenn man sie durch die Brille eines europäischen Anlegers betrachtet. Die Zentralbanken befinden sich derzeit in einer "Sommerpause" und nutzen diese Zeit, um weitere Daten zu sammeln und zu validieren. Unterdessen zeigen sich die Zinsmärkte vorsichtiger und preisen höhere Laufzeitprämien in Japan, der Eurozone und den USA ein. Darin spiegelt sich die Erwartung einer verstärkten Staatsverschuldung aufgrund der stimulierenden Fiskalpolitik in Japan, der "Big Beautiful Bill" in den USA sowie der erhöhten Verteidigungsausgaben in der Bundesrepublik und der EU wider. Infolgedessen steigen die Renditen am langen Ende, wobei sich Japan in einem vorsichtigen Zinserhöhungszyklus befindet und andere Zentralbanken sich von quantitativen Stimulierungsmaßnahmen durch Zinssenkungen abwenden, was vor allem auf die ungelöste Frage zurückzuführen ist, die immer wieder zu Diskussionen führt: Wer zahlt die Rechnung?
Die Präsidentin der Europäischen Zentralbank, Christine Lagarde, hat noch keine endgültige Antwort gegeben und betonte, dass sie sich auf Daten verlässt und die Auswirkungen der Zölle sowie das Potenzial eines Handelskriegs zwischen der EU und den USA im Blick behält. Sie beteuerte, dass es derzeit keinen Spielraum für Zinssenkungen gebe und betonte gleichzeitig die Widerstandsfähigkeit der Wirtschaft der Eurozone. Das Vorgehen unterstreicht den vorsichtigen Ansatz der Zentralbanken vor dem Hintergrund teurer risikobehafteter Vermögenswerte und überkaufter Märkte, die durch den Optimismus in Bezug auf mögliche Zollabkommen gestützt werden.
Letztlich bleibt die Frage: Wer wird die Rechnung bezahlen? Da sich die Märkte in der Hoffnung auf günstige Lösungen weiter erholen, ist die Antwort schwer fassbar. Sowohl Investoren als auch politische Entscheidungsträger denken über die langfristigen Folgen dieser wirtschaftlichen Dynamik nach.
Redaktionsschluss: donnerstags, 15:00 Uhr