
Grauzonen bei ESG-Investitionen
Bei ESG-Investments gibt es nicht nur richtig oder falsch. In dieser Rubrik betrachten wir in jeder Ausgabe des Magazins ein Investitionsdilemma aus der ESG-Perspektive. Dieses Mal geht es um künstliche Intelligenz.
Von der Optimierung des Energieverbrauchs bis hin zum Abfallmanagement – künstliche Intelligenz (KI) kann ein starker Verbündeter im Kampf gegen den Klimawandel sein. Zahlreiche Unternehmen setzen KI bereits ein, um ihren ökologischen Fußabdruck zu reduzieren. Ein großer Versandhändler beispielsweise hat seine Emissionen gesenkt, unter anderem weil er Verpackungsmüll vermieden hat.1 Durch den Einsatz von Vorhersagemodellen kann der Energieverbrauch in Rechenzentren reduziert werden.2 Der Einsatz von KI hat jedoch auch einen Nachteil: einen erhöhten Energieverbrauch.
Die versteckten CO2-Kosten der KI
Mit den Fähigkeiten der KI wächst auch ihr Energieverbrauch. Eine einzige Interaktion mit ChatGPT verbraucht schätzungsweise zehnmal so viel Strom wie eine Google-Suche.3 Dieser erhöhte Strombedarf entsteht größtenteils in Rechenzentren, dem Rückgrat der KI-Dienste. 2030 werden diese Rechenzentren voraussichtlich mehr als 20 Prozent des weltweiten Strombedarfs verursachen. Im gleichen Jahr werden die Vereinigten Staaten voraussichtlich mehr Strom für die Datenverarbeitung verbrauchen als für die Produktion aller energieintensiven Güter wie Aluminium, Stahl und Zement zusammen.4 Die Technologiegiganten reagieren bereits auf diese Herausforderung. Manche investieren in Kernenergie5, andere in regenerative Energie6. Hyperscale-Rechenzentren installieren effiziente Kühl- und Heizsysteme, um ihren CO2- und Wasser-Fußabdruck zu reduzieren.
1Brown, E., MacDonald, A., Allen, S., & Allen, D. (2023). The potential for a plastic recycling facility to release microplastic pollution and possible filtration remediation effectiveness. Journal Of Hazardous Materials Advances, 10, 100309.
2Milne, R. (2023, 25 September). Lego ditches oil-free brick in sustainability setback. Financial Times.
3What do plastics have to do with climate change? (z.d.). Exposure.
4Brown, E., MacDonald, A., Allen, S., & Allen, D. (2023). The potential for a plastic recycling facility to release microplastic pollution and possible filtration remediation effectiveness. Journal Of Hazardous Materials Advances, 10, 100309.
Ein Widerspruch in sich
KI hat zwar einen enormen Stromverbrauch, hilft aber zugleich bei der Bekämpfung des Klimawandels. Die Höhe der Emissionen hängt von den genutzten Energiequellen ab. Werden mehr erneuerbare Energien genutzt, sind die Emissionen der KI geringer; sind es fossile Brennstoffe, sind die Emissionen höher. ESG-Investoren können ihr Kapital in Unternehmen investieren, die Rechenzentren mit erneuerbaren Energien betreiben, sowie in Dienstleister, die daran arbeiten, die Umweltbelastung durch KI zu reduzieren.
„Eine einzige Interaktion mit ChatGPT verbraucht schätzungsweise zehnmal mehr Strom als eine normale Google-Suche.“
1 Wie KI-Tools die Nachhaltigkeitsziele von Amazon vorantreiben | Technology Magazine
2 DeepMind: Googles KI spart Strom in Rechenzentren | WIRED
3 Internationale Energieagentur. „Elektrizitätsmarktbericht – Analyse und Prognose bis 2026.“ IEA, Juli 2023.
4 KI wird den Strombedarf von Rechenzentren in die Höhe treiben und gleichzeitig das Potenzial bieten, die Arbeitsweise des Energiesektors zu verändern – Nachrichten – IEA
5 Microsoft schließt Vertrag über Kernkraftwerk Three Mile Island, um KI-Bedarf zu decken
6 Google startet 20-Milliarden-Dollar-Investitionsprogramm für erneuerbare Energien zur Stromversorgung von KI | TechCrunch