
Nachhaltige Lebensmittel: Ein langfristiger Investitionstrend
Von Kristina Kern, ESG-Aktien-Portfoliomanagerin
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) betont, dass eine gesunde Ernährung zur Vorbeugung von Mangelernährung und Krankheiten wie Diabetes, Herzerkrankungen und Krebs entscheidend ist. Vor diesem Hintergrund haben sich die WHO-Mitgliedstaaten verpflichtet, den Anstieg von Diabetes und Fettleibigkeit bis 2025 auf dem Niveau von 2010 zu stoppen.
Der Privatsektor trägt einen wichtigen Teil dazu bei, diese Ziele zu erreichen, denn er ermöglicht den Zugang zu gesunden Lebensmitteln und gestaltet das globale Ernährungssystem. Daher haben wir nachhaltige Lebensmittel als einen wichtigen langfristigen Investitionstrend identifiziert, den wir in unsere Environment, Social and Governance (ESG) Leader-Strategien sowie im Impact Investing integrieren.
Konzentration auf den Basiskonsumgütersektor
Der Verbrauchsgütersektor umfasst Lebensmittelhersteller und Einzelhändler und ist wesentlich für das Thema nachhaltige Lebensmittelinvestitionen. Unternehmen in diesem Sektor sind anfällig für diverse Kontroversen, da sie von globalen Lieferketten und Rohstoffen abhängig sind. Diese Kontroversen reichen von Umweltschäden, wie dem Verlust der biologischen Vielfalt, bis hin zu Versäumnissen bei der Einhaltung von Menschenrechten. Wir beobachten diese Faktoren genau und berücksichtigen sie sorgfältig vor und während unseren Investitionsentscheidungen im Basiskonsumgütersektor.
Investitionen in Lebensmittelhersteller
Wir halten pflanzliche Molkereialternativen für besonders wichtig, da sie eine Umstellung weg von der traditionellen tierischen Ernährung unterstützen. Das bedeutet einen geringeren CO2-Fußabdruck und eine geringere Belastung der Umwelt durch weniger Wasser- und Bodenverbrauch. Ebenso relevant sind pädiatrische Spezialprodukte, medizinische Ernährung sowie die Senkung des Zuckergehalts in Kinderprodukten.
Investitionen in den Lebensmitteleinzelhandel
Für unsere ESG-Leader-Mandate filtern wir Lebensmitteleinzelhändler heraus, die Vorreiter bei der Bewältigung der ernährungsbedingten Gesundheitskrise sind. Laut der gemeinnützigen Organisation Access to Nutrition ist schlechte Ernährung für schätzungsweise jeden siebten Todesfall in Großbritannien verantwortlich.1
Kampf gegen Hunger und Ernährungsunsicherheit
Das Sustainable Development Goal (SDG) 2 der UN sieht die Beseitigung von Hunger bis 2030 vor. Die Dringlichkeit dieses Ziels wird durch ernüchternde Statistiken unterstrichen: Im Jahr 2022 litten 735 Millionen Menschen – also mehr als 9 Prozent der Weltbevölkerung – an chronischem Hunger. Außerdem waren 2,4 Milliarden Menschen von mäßiger bis schwerer Ernährungsunsicherheit betroffen. 2019 waren es noch 391 Millionen Menschen weniger.2
Förderung von landwirtschaftlicher Produktivität und Saatgutvielfalt
Um die Unterziele von SDG 2 zu unterstützen, berücksichtigen wir auch die Förderung der landwirtschaftlichen Produktivität und die Erhaltung der genetischen Saatgutvielfalt. Wir investieren in Finanzdienstleister wie die Bank Rakyat, die Mikrofinanzierungen in Schwellenländern zur Unterstützung kleiner Lebensmittelproduzenten ermöglichen. Darüber hinaus schließen wir in unseren ESG- und Impact-Investing-Produkten genetisch veränderte Organismen (GVO) aus. Beim derzeitigen Stand der Forschung stellen GVO immer noch einen erheblichen Eingriff in unsere biologische Vielfalt dar, da die Technik Gene fremder Arten in einen Organismus einbringt kann. Daher werden Unternehmen, die mehr als 5 Prozent ihrer Einnahmen mit GVO erzielen, aus unserem ESG-Leader- und Impact-Investment-Universum ausgeschlossen, um den Erhalt der genetischen Saatgutvielfalt zu unterstützen. Nichtsdestotrotz beobachten wir die Entwicklungen in der Biotechnologie sorgfältig und passen unsere Ausschlusspolitik entsprechend an.
Durch Investitionen in Vorreiter bei diesem Thema, durch die finanzielle Unterstützung von Kleinbauern und durch die Förderung der Saatgutvielfalt wollen wir zu einem nachhaltigeren Lebensmittelsystem beitragen. Das Ziel ist nicht nur, finanzielle Erträge zu erzielen, sondern auch die globalen Bemühungen um eine gesündere und nachhaltigere Zukunft voranzutreiben.
1 Ungesunde Ernährung ist eine Katastrophe in Zeitlupe" (bbc.com)
2 Quelle: https://www.un.org/sustainabledevelopment/hunger