
Wie lassen sich Gebäude nachhaltiger gestalten?
Die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen (Sustainable Development Goals, SDG) bieten einen nützlichen Fahrplan für die Nachhaltigkeitsprioritäten, die bis 2030 erreicht werden sollen. Obwohl in einigen Bereichen Fortschritte erzielt wurden, sind andere Ziele noch lange nicht erreicht. Nachhaltige Gebäude sind eines davon.
So wurden beispielsweise bei SDG 7.3, der Verbesserung der Energieeffizienz, nur „bescheidene Raten an Effizienzsteigerungen" erzielt. Auch das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) bestätigt, dass „der Global Buildings Climate Tracker darauf hinweist, dass der Gebäudeund Bausektor von seinem Ziel der Dekarbonisierung bis 2050 entfernt ist".1 Dies ist problematisch, da der Gebäude- und Bausektor für etwa 37 Prozent der weltweiten Emissionen und 34 Prozent des weltweiten Energiebedarfs verantwortlich ist.2
Es gibt viele Möglichkeiten, den ökologischen Fußabdruck der bebauten Welt zu reduzieren. Erstens durch höhere Energieeffizienz von Gebäuden. Auch wenn nur wenige Länder verbindliche Energiestandards vorschreiben, sollten Zertifizierungen für umweltfreundliche Gebäude die Norm für alle Neubauten und Renovierungen sein. Derzeit ist es aufgrund mangelnder Standardisierung schwierig, sicherzustellen, dass alle neuen Gebäude den höchsten Standards entsprechen. Nach Angaben der Internationalen Energieagentur (IEA)3 ist die Gesamtenergienachfrage in Gebäuden in den vergangenen zehn Jahren jährlich um ein Prozent gestiegen: Für das Heizen ist sie zurückgegangen, für das Kühlen gestiegen. Auch wenn bereits eine Reduktion der Energieintensität von Gebäuden zu beobachten ist, muss sie nach Angaben der IEA in den nächsten zehn Jahren fast fünfmal so schnell sinken wie in den vergangenen zehn Jahren, um ein Netto-Null-Szenario zu verwirklichen.
Zweitens ist ein kleiner, aber relevanter Teil der Emissionen mit der Bauphase verbunden. Dabei handelt es sich um sogenannte eingebettete Emissionen aus den verwendeten Materialien. Die Nachfrage nach Rohstoffen wird in den kommenden Jahrzehnten voraussichtlich erheblich steigen. Stahl, Beton und Zement tragen wesentlich zu den Emissionen des Sektors bei. Dies bedeutet, dass eine verantwortungsvolle Beschaffung von Rohstoffen und Innovationen in der Herstellung erforderlich sind, um die Emissionen zu verringern. Darüber hinaus wäre ein Lebenszyklusansatz wichtig, unter anderem die Einführung von Kreislaufverfahren. Baumaterialien, die dem Boden entnommen werden, wirken sich negativ auf die biologische Vielfalt aus, und am Ende der Nutzungsphase landen sie oft auf Mülldeponien. Die Verwendung von recycelten Materialien würde die Treibhausgasemissionen reduzieren.
Wir stellen zwei Unternehmen vor, die den Übergang zu einem nachhaltigeren Bausektor unterstützen.
ING Groep
Die niederländische ING Group spielt, wie der gesamte Bankensektor, eine wichtige Rolle bei der Bau- und Immobilienfinanzierung – und damit bei der Energiewende und der Reduktion des ökologischen Fußabdrucks in diesem Bereich. In Europa sind die meisten Gebäude noch weit davon entfernt, energieeffizient zu sein. Das Tempo des Umbaus nimmt leicht zu, allerdings zu langsam. Die größte Herausforderung besteht darin, alle am Bauprozess beteiligten Parteien zu vernetzen. Von der Planung bis zum Entwurf und von der Finanzierung bis zum Bau. Durch eine intensive Zusammenarbeit können der Energieverbrauch und damit auch die CO2- und Treibhausgasemissionen schneller gesenkt werden.
ING versucht, durch ihre Produktpalette Anreize für umweltfreundlicheres Wohnen und Bauen zu schaffen. Die Bank tut dies, indem sie Hypotheken für energieeffiziente Häuser rabattiert und attraktive Kreditkonditionen anbietet, um Häuser und Gebäude nachhaltig zu sanieren. Dazu gehören Energiespardarlehen mit festgelegten Laufzeiten, um Verbesserungen am Haus vorzunehmen. Gemeinsam mit den Kunden legt die Bank Nachhaltigkeitskriterien fest, die dann in den Darlehensvertrag aufgenommen und während der Laufzeit regelmäßig überprüft werden. ING bietet auch Energiesparhypotheken an. Diese richten sich zum einen an Hausbesitzer mit begrenzter Kreditwürdigkeit, zum anderen an Personen, deren Haus Teil eines umfassenden kommunalen Energieeffizienzplans ist. Für die Finanzierung von Gewerbeimmobilien hat das Finanzinstitut unter anderem grüne Kredite im Portfolio. Dieser grüne Kredit zielt auf die (Re-)Finanzierung des Kaufs von bereits fertig gestellten Immobilien ab, die den Nachhaltigkeitskriterien der ING entsprechen – oder dies in naher Zukunft tun werden. Dennoch müssen die Kräfte zwischen dem privaten und dem öffentlichen Sektor weiter gebündelt werden, um auf dem Wohnungs- und Immobilienmarkt wirklich etwas zu bewirken.
Vinci
Vinci ist das weltweit größte Bauunternehmen. Zusätzlich betreibt das Unternehmen Flughäfen und Mautstraßen und eine Sparte für Energieinfrastruktur. Vinci hat für alle Länder, in denen es tätig ist, Umweltschutzrichtlinien aufgestellt. Darin ist festgelegt, wie ein Projekt unter Berücksichtigung der Auswirkungen auf die Umwelt zu planen ist. Das Unternehmen identifiziert Risiken, führt Schutzmaßnahmen durch und schult seine Mitarbeiter, um sie zu sensibilisieren. Dies gilt nicht nur für den Bau von Gebäuden, sondern auch für die anderen Geschäftsbereiche.
Vinci versucht auf vielfältige Weise, die Umweltauswirkungen seiner Bautätigkeiten zu minimieren. Aufgrund der Rohstoffknappheit geht das Unternehmen zur Kreislaufwirtschaft über. Um dies zu erreichen, verändert es seine Produktionsprozesse: beispielsweise weg von Zement hin zu kohlenstoffarmem Beton. Dieser Beton ersetzt den Klinker, der die meisten Emissionen verursacht, durch ein Bindemittel, das als Nebenprodukt bei der Eisenherstellung anfällt. Ein weiteres Beispiel ist die Reduktion von Abfällen durch eine gezieltere Materialbestellung. Für den Fall, dass bei abgeschlossenen Arbeiten Material übrig bleibt, will Vinci dieses für andere Projekte verwenden, statt es zu entsorgen. Vinci wird eine App einführen, mit der die Arbeiter am Ende des Projekts an den verschiedenen Standorten die nicht verwendeten Materialien und Geräte auflisten können. Ganz vermeiden lässt sich etwas Abfall aber nicht. Vinci hat sich mit einigen Partnern zu einem Abfallmarktplatz zusammengetan, um die besten Möglichkeiten für die Rückverfolgung, Verwendung oder Wiederverwertung von Abfällen zu ermitteln. Und nicht zuletzt hat Vinci umweltfreundliche Gebäude mit Facility-Management-Lösungen entwickelt, die energieeffiziente Arbeits- und Lebensbedingungen optimieren.
Kampf gegen Hunger und Ernährungsunsicherheit
Das Sustainable Development Goal (SDG) 2 der UN sieht die Beseitigung von Hunger bis 2030 vor. Die Dringlichkeit dieses Ziels wird durch ernüchternde Statistiken unterstrichen: Im Jahr 2022 litten 735 Millionen Menschen – also mehr als 9 Prozent der Weltbevölkerung – an chronischem Hunger. Außerdem waren 2,4 Milliarden Menschen von mäßiger bis schwerer Ernährungsunsicherheit betroffen. 2019 waren es noch 391 Millionen Menschen weniger.2
Förderung von landwirtschaftlicher Produktivität und Saatgutvielfalt
Um die Unterziele von SDG 2 zu unterstützen, berücksichtigen wir auch die Förderung der landwirtschaftlichen Produktivität und die Erhaltung der genetischen Saatgutvielfalt. Wir investieren in Finanzdienstleister wie die Bank Rakyat, die Mikrofinanzierungen in Schwellenländern zur Unterstützung kleiner Lebensmittelproduzenten ermöglichen. Darüber hinaus schließen wir in unseren ESG- und Impact-Investing-Produkten genetisch veränderte Organismen (GVO) aus. Beim derzeitigen Stand der Forschung stellen GVO immer noch einen erheblichen Eingriff in unsere biologische Vielfalt dar, da die Technik Gene fremder Arten in einen Organismus einbringt kann. Daher werden Unternehmen, die mehr als 5 Prozent ihrer Einnahmen mit GVO erzielen, aus unserem ESG-Leader- und Impact-Investment-Universum ausgeschlossen, um den Erhalt der genetischen Saatgutvielfalt zu unterstützen. Nichtsdestotrotz beobachten wir die Entwicklungen in der Biotechnologie sorgfältig und passen unsere Ausschlusspolitik entsprechend an.
Durch Investitionen in Vorreiter bei diesem Thema, durch die finanzielle Unterstützung von Kleinbauern und durch die Förderung der Saatgutvielfalt wollen wir zu einem nachhaltigeren Lebensmittelsystem beitragen. Das Ziel ist nicht nur, finanzielle Erträge zu erzielen, sondern auch die globalen Bemühungen um eine gesündere und nachhaltigere Zukunft voranzutreiben.
1 Ungesunde Ernährung ist eine Katastrophe in Zeitlupe" (bbc.com)