
Impact Investing im Gebäudesektor
2009 publizierten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vom Stockholm Resilience Centre erstmals das Konzept der planetaren Grenzen. Es bildet einen Rahmen zur Überwachung von neun Umweltgrenzen, die für eine lebenswerte und nachhaltige Zukunft auf der Erde wichtig sind, und die die Stabilität und Widerstandsfähigkeit der Erde regeln. Dazu gehören unter anderem der Klimawandel, die Versauerung der Ozeane und der Süßwasserverbrauch. Abbildung 1 zeigt, welche Belastungsgrenzen wie weit vorangeschritten sind. Der grüne Kreis in der Mitte symbolisiert unseren sicheren Handlungsraum. Die orangenen Ausschläge nach außen zeigen, wo die planetaren Grenzen bereits überschritten sind – und wie weit. Bei den grauen Bereichen ist das noch unklar, das muss die Wissenschaft noch erforschen.
Bau und Entwicklung von Gebäuden und Infrastruktur beeinflussen einige dieser Prozesse. Es ist klar, dass die Menschen ihr Verhalten ändern müssen, um den Druck auf alle neun Grenzen zu verringern. Zum Glück gibt es bereits Lösungen. Wir stellen hier Unternehmen vor, deren Produkte zur Bewältigung dieser Herausforderungen beitragen.
Kreislaufwirtschaft für Baumaterialien
Der Bausektor ist nicht nur für einen erheblichen Teil der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich, sondern produziert auch jede Menge Müll. In der EU beispielsweise stellen Bau- und Abbruchabfälle aus Beton, Ziegeln, Holz, Glas, Metallen und Kunststoffen einen großen Teil des gesamten Abfallaufkommens dar. Auch im Baustoffsektor muss für die Kreislaufwirtschaft der gesamte Lebenszyklus eines Produkts bereits in der Entwurfsphase aktiv berücksichtigt werden; einschließlich des Endes der Lebensdauer.
Owens Corning aus den USA ist ein führender Hersteller von Verbundwerkstoffen und Baumaterialien. Das Unternehmen hat mehrere Ansätze entwickelt, um die Abfallmenge von Dachschindeln zu reduzieren – denn bisher werden 90 Prozent am Ende ihrer Lebensdauer entsorgt. Die Wissenschaftler und Ingenieure des Unternehmens haben gemeinsam mit Straßenbauunternehmen erarbeitet, wie recycelte Schindeln in ein Asphaltmischgut eingearbeitet werden können, das den bundes- und landesweiten Leistungsanforderungen für Straßenbeläge entspricht. Dadurch konnte eine beträchtliche Menge an gebrauchten Schindeln wiederverwendet werden. Owens Corning ist darüber hinaus eine Partnerschaft mit Earth911 eingegangen, einer Recycling-Datenbank, die Bauunternehmer mit Recyclinganlagen in Verbindung bringt. Bis zum Jahr 2022 hat Owens Corning bereits 665 Vertragspartner in seinem Netzwerk davon überzeugt, Schindeln zu recyceln.
Bessere Effizienz bei Heizung, Lüftung und Klimatisierung
Der Energieverbrauch, insbesondere für Heizung und Kühlung, trägt wesentlich zu den Emissionen des Bausektors bei. Wegen des Klimawandels wird sich vor allem die Nachfrage nach Kühlung erhöhen: Die Zahl der weltweit installierten Klimaanlagen wird voraussichtlich von heute 1,2 Milliarden auf 4,5 Milliarden im Jahr 2050 steigen – und somit der Energieverbrauch und die Nachfrage nach Kältemitteln.
Im Montrealer Protokoll, einem multilateralen Umweltabkommen von 1987 über Chemikalien wie Kältemittel, wurde vereinbart, die sogenannten teilhalogenierten Fluorchlorkohlenwasserstoffe (HFCKW) wegen ihrer ozonabbauenden Eigenschaften schrittweise aus dem Verkehr zu ziehen – mit Erfolg. Jetzt richtet sich das Augenmerk auf die Klimaauswirkungen anderer Kältemittel. Die HFCKW wurden nämlich durch Fluorkohlenwasserstoffe (FKW) ersetzt, die das Potenzial haben, die globale Erwärmung wesentlich stärker anzutreiben als CO2.
Trane Technologies ist ein führender Anbieter von Heizungs-, Lüftungs- und Klimaanlagen für Gebäude. Das Unternehmen prüft alternative Kältemittel, sobald sie verfügbar sind, und entwickelt Produkte mit dem Kältemittel, das die geringsten Umweltauswirkungen hat. Darüber hinaus bietet das Unternehmen Wärmemanagementsysteme an, die die Fähigkeit zum Heizen und Kühlen vereinen und so den Kunden erhebliche Energieeinsparungen ermöglichen. Trane strebt an, die Kohlenstoffemissionen seiner Kunden bis 2030 um eine Milliarde Tonnen zu reduzieren.
Sowohl Owens Corning als auch Trane Technologies bieten interessante Lösungen für die Herausforderungen der planetaren Grenzen. Darüber hinaus verfolgen diese Unternehmen verantwortungsvolle Praktiken und sind selbst führend im Bereich der unternehmerischen Nachhaltigkeit. Deshalb glauben wir, dass sie interessante Namen für Impact Investoren sind.
