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Wochenkommentar: Der Optimismus des Sommers schwindet

Wochenkommentar: Zwischen Bullen und Bären

Die Aktienmärkte zeigten in dieser Woche ein eher gemischtes Bild. In Europa war eine Seitwärtsbewegung zu beobachten. In den USA scheint der S&P 500 Index in einer Handelsspanne zwischen 3.800 und 4.200 Punkten festzustecken. Anleger in US-Aktien genossen zuletzt bescheidene Handelsgewinne. 

Sowohl die Bären als auch die Bullen hoffen, dass der S&P 500 Index diese Handelsspanne in die von ihnen erwartete Richtung verlassen wird. Für einen solchen Ausbruch bedarf es jedoch eines Katalysators oder Auslösers, der in der Nachrichtenlage dieser Woche nicht zu finden war. Das Gesamtbild war eher gemischt, da die Anleger Nachrichten über Unternehmensgewinne, Diskussionen über die US-Schuldenobergrenze, die Zinspolitik der Federal Reserve (Fed) und der Europäischen Zentralbank (EZB) sowie die Inflation analysieren und verdauen mussten.  

Eine der Erkenntnisse für die Bullen ist, dass die Fed eine Pause in ihrem Zinserhöhungszyklus andeutet, während die EZB sich dem Ende ihres Zyklus nähern könnte und voraussichtlich nur noch zwei weitere Zinserhöhungen um 25 Basispunkte vornehmen wird. Natürlich ist diese Pause der Fed noch nicht in Stein gemeißelt, da sie durch neue Daten gerechtfertigt werden muss. Die US-Inflationsdaten für April wurden diese Woche veröffentlicht und erwiesen sich als hilfreich für die Position der Optimisten, da sie zeigen, dass sich die Inflation im vergangenen Monat leicht abgeschwächt hat. Die Gesamtinflation stieg im Jahresvergleich um 4,9 %, was zwar immer noch hoch ist, aber auch den ersten Datenpunkt unterhalb 5 % seit zwei Jahren darstellt.

Die Bullen können auch mit Sicherheit auf eine gute Gewinnsaison in den ersten drei Monaten des Jahres verweisen. Nach Angaben von Factset haben mehr als 80 % der Unternehmen im S&P 500 ihre Ergebnisse vorgelegt, und etwa 80 % dieser Ergebnisse haben die Prognosen vor Beginn der Saison übertroffen. Die Ausgewogenheit der Prognosen ist solide. Die Zahl der negativen Revisionen von Umsatz- und Gewinnprognosen durch das Management der Unternehmen blieb gering. Trotz der hohen Inflation scheint die Verbrauchernachfrage robust zu sein, und die Unternehmen, insbesondere diejenigen, die sich auf Premiummarken konzentrieren, haben die Möglichkeit genutzt, die höheren Kosten für Vorprodukte über die Preise weiterzugeben, so dass die Gewinnspannen konstant blieben.  

Als Gegenargument weisen die Bären darauf hin, dass viele Unternehmen auf sinkende Auftragsbestände schauen und das Auftragsbuch aus Zeiten genährt wurde, in denen die globalen  Lieferketten unterbrochen waren. Vor diesem Hintergrund kann mit weiteren negativen Revisionen bei den Ausblicken in den kommenden Quartalen gerechnet werden. 

Anleihen: Volatilität vorprogrammiert

Nachdem die Zentralbanken entsprechend den Erwartungen gehandelt haben, ist die Marktvolatilität auf dem niedrigsten Stand seit Ende 2021 gefallen. Aus Sicht der globalen Märkte könnte dieses beschwichtigende Umfeld bald in Frage gestellt werden, da sich die Anleger auf einen politischen Konflikt um die amerikanische Schuldenobergrenze in den kommenden Wochen vorbereiten. Es ist mehr als wahrscheinlich, dass der amerikanische Kongress die Obergrenze erneut anheben wird, um einen Zahlungsausfall zu vermeiden. Dies könnte jedoch zu harten Diskussionen führen, um eine Einigung zwischen den Kongressmitgliedern zu erzielen. Tatsächlich ist die Besorgnis auf dem Markt groß, da die US-Credit-Default-Swaps den höchsten Stand seit über einem Jahrzehnt erreicht haben. Gleichzeitig ist in Europa ein steiler Lohnanstieg zu verzeichnen, und die Inflation liegt deutlich über dem Zielwert der EZB. Daher gibt es in der Eurozone vorerst noch keine Zinserhöhungspause.

Betrachtet man den Markt für Unternehmensanleihen und seine langfristige Bewertung, so bleibt das derzeitige Umfeld aus Sicht der Risikoprämien historisch gesehen recht attraktiv. Im Falle einer starken Volatilität oder einer wirtschaftlichen Rezession würden sich die Risikoprämien jedoch von ihrem derzeitigen Niveau aus erhöhen und den Anlegern zu einem späteren Zeitpunkt neue Chancen bieten. Darüber hinaus ist es wichtig, auf die Herausforderungen hinzuweisen, mit denen die Unternehmen konfrontiert sind, wie z. B. die Verschärfung der Refinanzierungskonditionen in den USA und Europa, die durch die Turbulenzen bei den US-Regionalbanken noch verschärft wurden. Diese Situation bedroht nun die Refinanzierungsmöglichkeiten von Unternehmen mit schwächeren Bonitäten und könnte in den kommenden Monaten zu einem Anstieg der Zahlungsausfälle führen. Trotz dieser besorgniserregenden Faktoren befinden sich die Renditen auf breiter Front immer noch nahe dem höchsten Stand seit zehn Jahren und sind für Anleger, die auf "Kaufen und Halten" setzen, attraktiv, insbesondere im Hinblick auf die allgemeine Bilanzqualität der Unternehmen, wenn man Kredite mit niedrigerem Rating ausschließt.

Bei unserer Allokation in hochwertige Anleihesegmente bevorzugen wir angesichts der nach wie vor attraktiven Kreditrisikoaufschläge in Europa eine begrenzte Übergewichtung europäischer Unternehmensanleihen, die durch die historisch hohe Kreditqualität unterstützt wird, sowie eine leichte Übergewichtung von Staatsanleihen. Innerhalb unserer Allokation in den risikoreicheren, renditestarken Anleihesegmenten behalten wir eine neutrale Tendenz gegenüber Schwellenländern und eine negative gegenüber Hochzinsanleihen bei, da wir die aktuellen Risikoaufschläge im Hinblick auf das wirtschaftliche Umfeld als zu eng ansehen.

 

 

Der vollständige Marktbericht steht unseren Kunden wöchentlich zur Verfügung.

 

Foto: ChiccoDodiFC / Shutterstock.com