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Wochenkommentar: Zollandrohungen halten an

Mit neuen Zolldrohungen sorgte US-Präsident Donald Trump erneut für Schlagzeilen. 

Am vergangenen Freitag kündigte er Pläne an, ab dem 1. Juni einen Zoll von 50 % auf Importe aus der EU zu erheben. Trump behauptete, die Zölle seien notwendig, um bisherige Verhandlungen voranzutreiben. Auf seiner Social-Media-Plattform Truth Social warf er der EU vor, „sehr schwierig im Umgang“ zu sein.

Allerdings hielt Trumps Plan, höhere Zölle auf Europa zu erheben, nicht lange an. Am Sonntag, nach einem Gespräch mit EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, verschob er die Zollanhebungen auf den 9. Juli. 

Die Nachricht verhalf den europäischen Aktien am Montagmorgen zu einer Erholung. Dennoch bleibt die Unsicherheit hinsichtlich der Zölle bestehen. Sollten die höheren Zölle von 50 % eingeführt werden, könnten viele europäische Länder in eine Rezession getrieben werden. Am stärksten betroffen wären Deutschland, Italien und möglicherweise Irland, wenn die Handelsmaßnahmen der USA und der EU auch pharmazeutische Produkte oder Dienstleistungen umfassen würden. Als Vergeltungsmaßnahme dürfte Europa mit einer Verdopplung des Umfangs der bereits geplanten Gegenmaßnahmen für US-Waren reagieren. Diese belaufen sich derzeit auf 130 Milliarden Euro. 

Im weiteren Wochenverlauf bliebt die Zollpolitik bestimmendes Thema. Nachdem das Gericht für internationalen Handel in den USA die Zölle vom Liberation Day als nicht gesetzeskonform deklarierte, gab ein Berufungsgericht am Donnerstagabend erneut grünes Licht für Trumps Handelsbarrieren. Die Aktienmärkte quittieren das hin und her kaum mehr mit Kursreaktionen. Sie halten sich auf aktuellem Niveau,

Reagieren die Anleihemärkte weniger empfindlich auf die Politik?

Auf dem Markt für Unternehmensanleihen zeigten sich die Kreditrisikoaufschläge europäischer Investment-Grade-Anleihen trotz der Zollandrohungen widerstandsfähig. Sie stabilisierten sich bei rund 103 Basispunkten gegenüber dem Bund, nachdem sie im April, als die Zölle erstmals angekündigt wurden, noch bei fast 130 Basispunkten gelegen hatten. Der US-Investment-Grade-Markt spiegelte diesen Trend wider und lag mit 91 Basispunkten gegenüber US-Staatsanleihen deutlich unter den 119 Basispunkten, die nach dem „Liberation Day“ beobachtet wurden. In beiden Fällen bleiben die Kreditrisikoaufschläge unter den historischen Durchschnittswerten und nahe den Jahresdurchschnittswerten.

Hochverzinsliche Anleihen reagierten empfindlicher auf die jüngsten Ankündigungen von Trump und die damit verbundenen wirtschaftlichen Risiken. Die Veränderungen sind jedoch nicht grundlegend bedeutend. Die Kreditrisikoaufschläge europäischer Hochzinsanleihen weiteten sich leicht auf 332 Basispunkte aus, liegen aber immer noch deutlich unter den Höchstständen vom April von 434 Basispunkten. 

Obwohl die Gesamtrendite von Unternehmensanleihen attraktiv erscheinen mag, ist aufgrund der möglichen Auswirkungen der Unsicherheit im Handelskrieg Vorsicht geboten. Wir bevorzugen hochwertige Unternehmensanleihen und verbriefte Anleihen. Diese dürften angesichts der begrenzten Wachstumsaussichten in Europa in einem unsicheren und volatilen Umfeld eine bessere Performance erzielen.

Da die Handelskonflikte auch in dieser Woche die Märkte beeinflussen, beobachten Investoren die wichtigsten US-Konjunkturindikatoren genau. Dazu zählen der Verbrauchervertrauensindex des Conference Board für Mai, die jüngste Sitzung des geldpolitischen Ausschusses der US-Notenbank und der PCE-Preisindex für April.

Schließlich werden die Investoren in den kommenden Wochen ihr Augenmerk auf ein mehrere Billionen Dollar schweres Steuerpaket werfen, das kurz vor der Verabschiedung steht. Dieses Steuergesetz könnte das US-Wirtschaftswachstum in der zweiten Jahreshälfte positiv beeinflussen. Es könnte jedoch auch negative Auswirkungen auf die Staatsverschuldung haben und Aufwärtsdruck auf langfristige US-Staatsanleihen ausüben.

Redaktionsschluss: donnerstags 15 Uhr

 

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