
Wochenkommentar: Zinssenkungen sorgen für Optimismus
Die Entwicklung der globalen Aktienmärkte steht derzeit in engem Zusammenhang mit den jüngsten Ankündigungen und Anpassungen der Fiskal- und Geldpolitik.
Anfang der Woche sorgten Konjunkturmaßnahmen der chinesischen Zentralbank für Euphorie. Der Optimismus unter den Anlegern wird jedoch hauptsächlich durch die jüngste Zinssenkung der Fed befeuert, die Hoffnung auf weitere Senkungen in den kommenden Monaten geweckt hat. Sowohl der Dow Jones Industrial als auch der S&P 500 erreichten in den ersten Tagen dieser Woche neue Höchststände. Auch der technologielastige Nasdaq 100 legte zu, doch ist er nach den Kurskorrekturen Ende Juli/ Anfang August noch etwas von seinen Allzeithochs entfernt.
Auch in Europa werden vermehrt Zinssenkungen erwartet, was den lokalen Aktienmärkte wieder Auftrieb gibt. Der STOXX Europe 600 pendelte zuletzt um sein Allzeithoch. Dennoch sind diese Entwicklungen mit Vorsicht zu genießen, da die Marktteilnehmer seit einiger Zeit Zinshoffnungen gegen Rezessionsängste abwägen. Letztere wurden zuletzt wieder durch schwächere, teilweise enttäuschende Konjunkturdaten geschaffen. Sollte sich die Erkenntnis durchsetzen, dass die Zentralbanken möglicherweise zu zögerlich oder zu spät gehandelt haben, könnte die aktuell positive Stimmung schnell wieder verfliegen. In den kommenden Monaten bedarf es daher einer grundlegenden Bestätigung, dass sich die niedrigeren Zinssätze positiv auf die Gewinne der Unternehmen auswirken.
Zu Beginn der Handelswoche wurde an der Wall Street angesichts einer möglichen Übernahme von Intel durch Qualcomm zunächst der Fokus auf den Chip-Sektor gelegt. Zusätzlich bietet der Finanzinvestor Apollo dem angeschlagenen Unternehmen offenbar eine Milliardeninvestition an. Beide Meldungen sorgten dafür, dass Intel im Wochenverlauf stark zulegte. Der Kurs von Visa zeigte sich hingegen nach Spekulationen über ein drohendes Kartellverfahren schwächer. Das US-Justizministerium untersucht laut Berichten von Bloomberg, ob das Unternehmen den US-Debitkartenmarkt illegal monopolisiert und den Wettbewerb blockiert hat.
Anleihen: Schwächelnde Volkswirtschaft nach US-Zinssenkung
Die letzte Woche endete mit einer Zinssenkung der US-Notenbank um 50 Basispunkte, und diese Woche startete mit schwachen Produktionsdaten in Europa und den USA, die auf eine Konjunkturabschwächung in den Industrieländern hindeuten. Auch die Daten zum US-Verbrauchervertrauen, die den größten monatlichen Rückgang seit Mitte 2021 zeigten, lagen unter den Prognosen, was die aggressive Zinssenkung der Fed rechtfertigt. Der nächste wichtige Datenpunkt wird die US-Inflation sein.
Die Renditen von US-Staatsanleihen gingen nach der Zinssenkung durch die Fed zurück. Allerdings ging nur das kurze Ende der Zinsstrukturkurve zurück, da dies am empfindlichsten auf Entscheidungen der Zentralbank reagiert. Die Renditen kurzfristiger US-Anleihen sanken aufgrund des eingetrübten Verbrauchervertrauens auf ein neues Jahrestief. Dieser Rückgang wird durch den schwächelnden Arbeitsmarkt sowie gestiegene Lebenshaltungskosten verstärkt, während die Unsicherheit über den Ausgang der US-Präsidentschaftswahlen anhält. Das längere Ende der Zinsstrukturkurve stieg leicht an, was auf das von Peking angekündigte umfangreiche Konjunkturpaket zurückzuführen ist, das die Anleger dazu veranlasste, ein stärkeres globales Wachstum einzupreisen. Der Rückgang der Inflation im Jahr 2024 blieb jedoch der Hauptreiber. Die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen liegt mit rund 3,77 Prozent nur 16 Basispunkte über dem niedrigsten Stand im Jahr 2024.
In Europa waren die Auswirkungen der jüngsten volkswirtschaftlichen Daten eher überschaubar, wobei sich die deutsche Bundesanleihe in den letzten Tagen bei etwa 2,16 Prozent seitwärts bewegte, was aufgrund des Rückgangs der europäischen Inflation nur 10 Basispunkte vom niedrigsten Stand seit Jahresanfang entfernt ist.
Europäische Investment-Grade-Anleihen bewegten sich im September bei mäßiger Volatilität ebenfalls seitwärts, da das Vertrauen der Anleger in weitere Zinssenkungen der Europäischen Zentralbank anhielt. Auch US-Investment-Grade-Anleihen schnitten gut ab, wobei sich die Spreads aufgrund der besseren Stimmung unter Investoren verengten. Die gemäßigte Haltung der Fed sorgte für ein positives Marktumfeld und ermutigte die Anleger, nach qualitativ hochwertigeren Anleihen zu suchen.
Die europäischen und US-amerikanischen Hochzinsanleihen verzeichneten in den letzten Wochen positive Renditen, was auf die starke Nachfrage nach höher verzinslichen Anlagen zurückzuführen ist. Die aktuell schwachen US-Daten wirkten sich nur geringfügig auf die Spreads aus. Generell stützt eine Verbesserung der finanziellen Rahmenbedingungen die Anlageklasse.
Redaktionsschluss: donnerstags, 15:00 Uhr