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Wochenkommentar: US-Märkte steigen auf Vor-Corona-Niveau

Wochenkommentar: Wachstumssektoren weiter stark

Nach einer guten Entwicklung im ersten Halbjahr setzte sich die positive Dynamik der europäischen und US-amerikanischen Aktienmärkte an den ersten Juli-Tagen fort. Das starke US-Arbeitsplatzwachstum wirkte sich im Juni nur begrenzt auf die Aktienmärkte aus, während die Inflationssorgen in den USA etwas nachließen.

Neue Sorgen kamen hingegen im Hinblick auf steigende Ölpreise und die Möglichkeit eines verlängerten oder neuerlichen Lockdowns aufgrund von neuen COVID-19-Mutationen auf, aber da unter den Investoren bereits Unsicherheit herrschte, hielten sich die Auswirkungen auch hier in Grenzen.

Der Ölpreis erreichte in der Spitze die Marke von 77 US-Dollar und damit den höchsten Stand seit Oktober 2018, bevor er wieder etwas nachgab. Auslöser für den Anstieg war ein Streit zwischen Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten, die in der OPEC eigentlich traditionell Partner sind. Die Länder konnten sich noch nicht auf eine Produktionsausweitung einigen, und da die Nachfrage aufgrund der verstärkten konjunkturellen Aktivität gestiegen ist, erhöhten sich auch die Preise. Die laufenden Verhandlungen brachten eine gewisse Erleichterung, doch weder die Aktien von Energieunternehmen noch die Aktien aus anderen zyklischen Sektoren konnten von den höheren Ölpreisen profitieren. Sie verzeichneten Anfang des Monats eine unterdurchschnittliche Wertentwicklung gegenüber den breiten Marktindizes und setzten damit den Trend vom Ende des ersten Halbjahrs fort.

Stattdessen führten – ebenfalls wie Ende Juni – Wachstumssektoren die Märkte in den Industrieländern an. IT und konjunkturabhängiger Konsum verzeichneten ebenso eine überdurchschnittliche Wertentwicklung wie der defensivere Gesundheitssektor. Dass die Rendite auf zehnjährige US-Staatsanleihen auf ein Vier-Monate-Tief fiel, kam Wachstumsaktien zugute.

Im Gegensatz zu den europäischen und amerikanischen Märkten gingen chinesische Aktien weiter zurück. Sie litten darunter, dass die Regierung in Peking Druck auf die Technologieunternehmen des Landes ausübt.

Anleihen: Die Fed schläft nicht

Die meisten Anleiheinvestoren verzeichneten in den vergangenen sechs Wochen eine positive Wertentwicklung, wenngleich sie die seit Jahresbeginn aufgelaufenen Verluste damit noch nicht ausgleichen konnten. Obwohl die Inflationsdaten in den USA höher  ausfielen als ohnehin schon erwartet, gaben die US-Renditen weiter die Richtung vor und zogen europäische Renditen mit nach unten. Der veränderte Grundton der US-Notenbank Fed hat die positive Stimmung an den Anleihemärkten bislang nur verstärkt.

Die Fed überraschte die Investoren vor ein paar Wochen nach ihrer Sitzung mit der Veröffentlichung von einigen Aussagen, die eine weniger expansive Geldpolitik signalisieren. Sie ließ den Leitzins nahe null und will vorerst auch weiterhin ein Rekordvolumen an Anleihen kaufen. Aber im Laufe des nächsten Jahres könnte sich dies ändern, denn die Zentralbank hob sowohl die Wachstums- als auch die Inflationsprognose an. Das letzte Mal, dass sich die Investoren auf ähnliche Weise gewarnt fühlten, war 2018. Deshalb reagierten die Märkte auf diese Aussagen recht heftig. Die Rendite auf zehnjährige US-Staatsanleihen stieg um zehn Basispunkte, und die Aktienmärkte fielen über die darauf folgenden Tage ein oder zwei Prozent.

Vergangene Woche veröffentlichte die Fed das Protokoll ihrer jüngsten Sitzung, das Aufschluss über die besprochenen Themen gab, an den Märkten aber keine Wirkung entfaltete. Die meisten Investoren werteten es nach dem ersten Schrecken als positives Zeichen, dass die Fed nach wie vor wachsam ist. Wie wir bereits in der vergangenen Woche betont haben, blieben die kurzfristigen Zinsen höher, weil die Investoren davon ausgehen, dass die Fed die Zinsen tatsächlich früher anhebt als bislang erwartet. Die Inflationserwartungen sind, nachdem sie zunächst gefallen waren, wieder gestiegen und entsprechen weiterhin dem langfristigen Ziel der Fed. In einem erstaunlichen Richtungswechsel sind die realen Zinsen jetzt aber auf die Tiefstände gefallen, die vergangenes Jahr auf dem Höhepunkt der Coronakrise erreicht worden waren. Insbesondere die langfristigen Zinsen sind gefallen, was die Zinsstrukturkurve abgeflacht hat. 

Die Investoren scheinen immer stärker davon auszugehen, dass es bei der Konjunktur nicht zu einer Überhitzung kommt und die Fed nicht zu spät reagiert. Die Stimmungsbarometer der vergangenen Woche deuten bereits darauf hin, dass die Konjunkturerholung nach dem öffnungsbedingten Sprint wieder zu nachhaltigeren Wachstumszahlen zurückkehrt. In der kommenden Woche werden die Investoren verstärkt auf die neuen Inflationsdaten aus den USA achten. Die Wahrscheinlichkeit steigt, dass die Inflation in den kommenden Monaten überraschend niedrig ausfällt, weil die vorübergehenden Faktoren an Dynamik verlieren und die statistischen Verzerrungen, die wir vergangenes Jahr aufgrund der Coronakrise erlebt haben, allmählich wieder aus den jährlichen Zahlen verschwinden.

Aus diesem Grund lassen wir unsere Positionen unverändert. Wir bleiben bei einer leichten Übergewichtung der Laufzeitenstruktur (Duration) und konzentrieren uns auf die höherrentierlichen Anleihensegmente mit einer positiven Rendite (d. h. Peripherieländeranleihen, Unternehmensanleihen und Schwellenmarktanleihen). 

 

Der vollständige Marktbericht steht unseren Kunden wöchentlich zur Verfügung.

 

Foto: McIek / Shutterstock.com