Javascript is required
 

Wochenkommentar: Virusangst löst Verkaufswelle aus

Wochenkommentar 20-07-2020

Die globalen Aktienmärkte sind vergangene Woche weiter gefallen. Ausgelöst wurde der Rückgang durch die wachsende Sorge, dass es zu neuerlichen Lockdown-Maßnahmen kommen könnte, die unter Umständen die konjunkturelle Erholung behindern, und dass es doch keine weiteren staatlichen Hilfen und Konjunkturprogramme geben könnte.

Die Kursverluste haben den seit Anfang des Monats laufenden Marktrückgang weiter verstärkt; der S&P 500 verlor seit Monatsbeginn mehr als 8 %, der Nasdaq Composite liebäugelte zumindest mit einer Korrektur. Europas Indizes verloren rund 1,5 % und entwickelten sich damit etwas besser als die amerikanischen.

Das Geschäftsklima der Eurozone hat sich im September eingetrübt: Der Gesamtindex fiel auf 50,1 Punkte, während die Analysten 51,0 Punkte erwartet hatten. Hier schlug vor allem die Verschlechterung im Dienstleistungssektor durch, wo die Daten mit 47,6 Punkten deutlich unter der Prognose von 50,6 lagen. Der Rückgang des Einkaufsmanagerindex (PMI) für das Dienstleistungsgewerbe lässt sich auf neuerliche restriktive Maßnahmen zurückführen, die Europas Regierungen als Reaktion auf die Ausbreitung der Covid-19-Infektionen ergreifen. In den USA lagen die Einkaufsmanagerindizes bei 53,5 Punkten und entsprachen damit den Erwartungen; dies schürte die Hoffnung auf eine weitere Expansion der Wirtschaft.

Aus Sektorperspektive führten Technologiewerte den Marktrückgang an, weil den Investoren die Bewertungen allmählich zu hoch geworden sind. Branchen, die von den Reisebeschränkungen betroffen sind, zählten zu den Schlusslichtern; so entwickelten sich zum Beispiel die Aktien von Fluggesellschaften und Hotels vergangene Woche schlecht. Der Bankensektor verzeichnete ebenfalls eine deutliche Underperformance, nachdem ein Konsortium von internationalen Journalisten vielen globale Bankhäusern vorgeworfen hat, Geldwäsche in großem Stil zuzulassen. Ansonsten waren auch einige Healthcare-Aktien, die traditionell als defensiv eingestuft werden, unter Druck, weil mit der Neubesetzung des Supreme-Court-Sitzes von Ruth Bader Ginsburg der Affordable Care Act – das amerikanische Gesundheitsgesetz, das auch als Obamacare bekannt ist – in Gefahr sein könnte.

Während die politischen Nachrichten in den USA nach wie vor eine volatile Phase bis zur Präsidentschaftswahl im November erwarten lassen, hat die US-Notenbank Fed diesen Monat weder an ihrem Anleihekaufprogramm (d. h. an der quantitativen Lockerung) noch an den Leitzinsen etwas verändert. Darüber hinaus hat sie signalisiert, dass sogar bis 2024 keine Leitzinsänderung zu erwarten ist. Fed-Chef Jerome Powell wiederholte in seiner jüngsten Aussage auch die Forderung von mehr fiskalpolitischer Unterstützung für die Wirtschaft. Dies deutet darauf hin, dass eine (vollständige) Erholung der Konjunktur in den USA länger dauern wird als zunächst erhofft.

In der Folge wird die Rendite auf zehnjährige US-Staatsanleihen niedrig bleiben. Ein Anstieg auf die psychologisch wichtige Marke von 1 % ist auf kurze Sicht weniger wahrscheinlich geworden, auch wenn die Demokraten die Mehrheit im Senat gewinnen sollten. Stiege die Benchmark-Rendite auf 1 %, würde die Fed sicher eher früher als später auf die eine oder andere Art versuchen, die Renditekurve zu steuern, um die konjunkturelle Erholung nicht zu gefährden. Dies sollte nicht als Bedrohung für steigende Renditen angesehen werden. Ähnlich wie 2009 werden die Demokraten mit Steuererhöhungen vorsichtig sein, wenn die Arbeitslosigkeit hoch bleibt.

In der Eurozone spekulieren die Marktteilnehmer im Dezember auf eine Verlängerung des Pandemienotfallkaufprogramms (PEPP) der EZB, denn in jüngster Zeit sind von der Zentralbank immer mehr expansive Kommentare zu hören. Allerdings teilt nicht der gesamte EZB-Rat diese Ansicht. Doch da die Zinsen auf Staatsanleihen niedrig sind und die Risikoaufschläge in der Nähe der Stände von vor März 2020 liegen, erscheint eine Verlängerung oder Ausweitung des PEPP weniger wahrscheinlich. Für so eine Aktion lassen sich kaum gute Argumente finden. Wir werden die weitere Entwicklung genau beobachten, denn wir haben eine klare Präferenz für Unternehmensanleihen und haben dieses Segment auch deutlich übergewichtet.

Jetzt, wo die Covid-19-Infektionszahlen wieder steigen, seit die Wirtschaft über den Sommer hochgefahren wurde, werden die Investoren die am 2. Oktober veröffentlichten US-Arbeitslosenzahlen genau beäugen. Die nun anstehenden BIP-Zahlen für die USA dürften für das zweite Quartal den stärksten Quartalsrückgang seit der Weltwirtschaftskrise aufweisen, eine große oder überraschende Auswirkung auf die Zinsen ist indes nicht zu erwarten. Dies liegt daran, dass die Investoren aufgrund der jüngst sehr guten Konjunkturdaten im dritten Quartal bereits eine (deutliche) Erholung erwarten...

Der vollständige Marktbericht steht unseren Kunden wöchentlich zur Verfügung.