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Wochenkommentar: Vertrauen in Italien wieder hergestellt?

Wochenkommentar: Vertrauen in Italien wieder hergestellt?

Die Renditen sind vergangene Woche weltweit gestiegen – getrieben von wachsendem Optimismus im Hinblick auf das neue Konjunkturpaket in den USA, dem Vertrauen darauf, dass die Massenimpfungen zu einem wirtschaftlichen Aufschwung führen, und von steigenden Inflationserwartungen. Die Rendite auf 10-jährige US-Staatsanleihen (Treasuries) stieg auf über 1,3 % und erreichte damit den höchsten Stand seit Februar 2020. 

Die amerikanische Zinsstrukturkurve wird immer steiler: Die Rendite auf 30-jährige Staatsanleihen ist von 1,65 % im Januar über die Marke von 2 % gestiegen. Und auch die Renditen auf deutsche Staatsanleihen haben sich weiter nach oben entwickelt und mit -0,3 % den höchsten Stand seit Juni 2020 erreicht.

Die Risikoaufschläge auf Peripherieländeranleihen profitieren weiterhin von der Renditejagd der Investoren, der Erwartung, dass diese Länder vom europäischen Wiederaufbaufonds profitieren dürften, und von der Aussicht darauf, dass die EZB eingreift, wenn die Risikoaufschläge zu hoch werden. Italiens Staatsanleihen waren kurzzeitig unter Druck. Grund war die neuerliche Regierungskrise, die Ende Januar im Rücktritt von Ministerpräsident Conte gipfelte. Seitdem sind die Risikoaufschläge auf italienische Staatsanleihen jedoch deutlich zurückgegangen, nachdem sich der frühere EZB-Präsident Mario Draghi bereit erklärt hatte, den Posten des Regierungschefs zu übernehmen. Am Mittwoch stellte der neue Ministerpräsident das mit Spannung erwartete Regierungsprogramm vor und stellte sich einem Vertrauensvotum im Senat, das er klar für sich entscheiden konnte. Die erste Emission von Staatsanleihen seit Draghis Amtsantritt war stark überzeichnet, was das Vertrauen der Investoren in den neuen Ministerpräsidenten widerspiegelt. Ein weiterer Vertrauensbeweis ist das jüngste Absinken der Risikoaufschläge (Spreads) auf italienische Staatsanleihen im Vergleich zu den Spreads spanischer Staatsanleihen. Italiens Spreads könnten gegenüber den spanischen Pendants weiter zurückgehen, denn Draghis Regierung unterscheidet sich deutlich von der spanischen Minderheitsregierung, die Schwierigkeiten hat, Reformen durchzusetzen.

Während die Credit Spreads auf Vor-Corona-Niveau gefallen sind, kommt der Rückgang der Risikoaufschläge von Investment-Grade-Anleihen ins Stocken. Vor dem Hintergrund der massiven fiskal- und geldpolitischen Unterstützung und dem Start der Impfprogramme favorisieren wir weiterhin die risikoreicheren Segmente der Rentenmärkte. Schwellenmarktanleihen schätzen wir nach wie vor positiv ein, dennoch haben wir vor Kurzem unsere Übergewichtung dieses Segments zugunsten unserer Hochzinsallokation etwas verringert. Wir rechnen damit, dass sich die Ausfallquoten weiter in Grenzen halten. Und aufgrund der geringen Laufzeit (Zinsanfälligkeit) von Hochzinsanleihen spielt das Risiko steigender Zinsen hier eine kleinere Rolle als bei Schwellenmarktanleihen.

In dieser Woche stehen eine Reihe von interessanten Wirtschaftsdaten an, unter anderem die reale BIP-Entwicklung in den USA und die Einkaufsmanagerindizes (Fertigungs- und Dienstleistungssektor) in China. Der chinesische Einkaufsmanagerindex für die Fertigungsindustrie liegt zwar nach wie vor über der Marke von 50 Punkten, fiel im Januar aber auf 51,3 (von 51,9 im Dezember). Darüber hinaus werden die BIP-Zahlen aus Deutschland interessant sein, denn die deutsche Wirtschaft hat immer noch mit den Auswirkungen des Lockdowns zu kämpfen...

Der vollständige Marktbericht steht unseren Kunden wöchentlich zur Verfügung.

 

Foto: TinoFotografie / Shutterstock.com