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Wochenkommentar: Wachstumssektoren weiter stark

US-Inflation unterstützt Aktienmärkte

Am Dienstag dieser Woche überraschte die Entwicklung des US-Verbraucherpreisindex die Märkte, da die Inflation stärker als von den Analysten erwartet zurückging. Dies führte zu der Hoffnung, dass die Fed weniger restriktiv agieren würde als bisher erwartet.

Der Markt geht nun, statt von einer weiteren Zinserhöhung in naher Zukunft, von einer Senkung der Leitzinsen bis Mitte 2024 aus. Niedrigere Zinssätze wirken unterstützend auf die Aktienmärkte, da der Abzinsungsfaktor für Dividenden niedriger ist und Anleihen bei niedrigeren Renditen weniger attraktiv sind. 

Bestimmte Segmente des Marktes profitierten dabei besonders stark von diesem unerwarteten Inflationsrückgang. Aktien regionaler US-Banken stiegen an diesem Tag um rund 6 Prozent. Titel kleinerer Unternehmen in den USA legten nach der Veröffentlichung um etwa 4 Prozent zu. In diesem Jahr blieben die Werte mit einer geringen Marktkapitalisierung (Small Caps) deutlich hinter den Aktien mit einer hohen Marktkapitalisierung (Large Caps) zurück. Der MSCI World stieg in diesem Jahr um fast 14 Prozent, während der MSCI World Small Cap Index um weniger als 3 Prozent zulegte. 

Alle MSCI World-Sektorindizes verzeichneten in dieser Woche eine positive Entwicklung; am stärksten stiegen im Berichtszeitraum Rohstoffe, zyklische Konsumgüter sowie Industriewerte. Gesundheits-, Energie- und Kommunikationsdienstleistungen blieben hingegen etwas zurück. Am Mittwoch wurden Daten zum US-Erzeugerpreisindex (PPI) veröffentlicht. Diese wiesen einen unerwarteten Rückgang auf, was die Zuversicht am Markt stärkte, dass der Inflationsdruck nachlassen könnte. 

Wir nähern uns dem Ende der Berichtssaison für das dritte Quartal. Mehr als 90 Prozent der Unternehmen haben inzwischen ihre Zahlen vorgelegt. In Europa überwogen negative Überraschungen bei der Umsatzentwicklung der Unternehmen, während gleichzeitig die Gewinnentwicklung tendenziell über den Erwartungen lag. In den USA wurde sowohl die Umsatzentwicklung als auch die Gewinnentwicklung im Durchschnitt übertroffen. 

Das chinesische Internetunternehmen Tencent hat diese Woche seine Ergebnisse veröffentlicht. Die Gewinne in den wichtigsten Geschäftsbereichen überraschten positiv. Dabei taten sich die Fintech-Aktivitäten hervor, während die Ergebnisse im Bereich Gaming schwächer ausfielen. Das US-Cybersicherheitsunternehmen Palo Alto meldete für das jüngste Quartal besser als erwartete Ergebnisse, senkte jedoch seine Prognose für das Gesamtjahr, da Kunden des Unternehmens verstärkt Probleme mit der Finanzierung haben. Im nachbörslichen Handel ging die Aktie daher zurück. Auch das IT-Unternehmen Cisco senkte seine Umsatzprognose für das Gesamtjahr, was im nachbörslichen Handel ebenfalls zu einem Rückgang des Aktienkurses führte.

Welche Anleihen sollte man kaufen?

Die Renditen sind in den ersten Novemberwochen rapide gefallen. Es sieht so aus, als hätten die Anleiherenditen im Oktober ihren Höchststand erreicht, was im Einklang mit den Leitzinsen der Zentralbanken steht. Die Aussichten für festverzinsliche Wertpapiere für das Jahr 2024 scheinen gut zu sein, aber die Anleger sollten beim Kauf von Anleihen die spezifischen Risiken sorgfältig prüfen.

Die Höhe des Zinsänderungsrisikos (Duration) ist dabei sehr wichtig. Je länger die Laufzeit einer Anleihe ist, desto empfindlicher reagiert sie auf Renditeschwankungen und desto stärker steigt ihr Kurs, wenn die Renditen fallen (und umgekehrt). Positionen mit langer Laufzeit sind daher vorteilhaft, wenn Zentralbanken schnelle Zinssenkungen veranlassen. 

Viele Anleger ziehen es jedoch vor, die Preisvolatilität von Anleihen zu ignorieren und sich auf die Rendite und den langfristigen Ertrag im Rahmen eines Buy-and-Hold-Ansatzes zu konzentrieren. Aus dieser Sicht sichern Anleihen mit längerer Laufzeit die derzeit hohen Renditen länger, während die Renditen für Anleihen mit kurzer Laufzeit bei Wiederanlage deutlich niedriger ausfallen könnten.

Die Höhe des Kreditrisikos ist ebenfalls sehr wichtig, da die Risikoprämien für einige Anleihen bis zu 5 Prozent oder mehr betragen können. Diese Prämie verpufft jedoch im Falle eines Ausfalls oder einer Herabstufung und macht diese Anleihen in Zeiten einer Rezession anfälliger. Allmählich verbessern sich diese Aussichten jedoch. Insbesondere in den USA zeigt sich die Wirtschaft weiterhin bemerkenswert widerstandsfähig, während die Inflation unvermindert zurückgeht. 

Es wird davon ausgegangen, dass die US-Notenbank (Fed) die Zinsen in der ersten Hälfte des Jahres 2024 senkt, allerdings einige Monate später als bisher erwartet. Dies liegt eher daran, dass sich die Inflation bereits wieder dem Zielwert nähert, als dass sie durch einen starken Konjunkturrückgang erzwungen wird, was die Aussichten auf niedrigere US-Anleihenrenditen weniger wahrscheinlich macht, aber auch das Risiko deutlich höherer Prämien für Titel mit Kreditrisiko verringert.

Die Anleger sollten die weitere wirtschaftliche Entwicklung beobachten, insbesondere die Arbeitsmarktdaten in der ersten und die Inflationszahlen in der zweiten Dezemberwoche - kurz vor den letzten Sitzungen der Fed und der Europäischen Zentralbank im Jahr 2023.

 
 
 
Der vollständige Marktbericht steht unseren Kunden wöchentlich zur Verfügung.
 
 
 
Foto: McIek / Shutterstock.com