
Wochenkommentar: US-Indizes in der Nähe neuer Allzeithochs
Die globalen Aktienmärkte haben sich vergangene Woche wieder erholt. Getrieben wurde die Entwicklung vor allem von guten Einzelhandelsumsätzen und der Genehmigung eines eine Billion US-Dollar schweren Infrastrukturprogramms in den USA. Die US-Märkte verzeichneten außerdem eine bessere Wertentwicklung als die europäischen und asiatischen Märkte: Die großen Indizes S&P 500 und Nasdaq Composite befinden sich nun wieder in Schlagdistanz zu ihren Allzeithochs.
Der zyklische Konsum führte die Marktentwicklung in der vergangenen Woche an, getrieben von Einzelhandelsumsätzen, die signalisieren, dass es dem Konsumsektor gut geht. Auf der anderen Seite geriet der Energiesektor nach Vermutungen, die USA und China könnten strategische Ölreserven freigeben, um die Stabilität der globalen Energiemärkte sicherzustellen, unter Druck.
Die Berichtssaison ist nahezu beendet. Rund 90 Prozent der Unternehmen des S&P 500 Index haben inzwischen Zahlen vorgelegt. Die Ergebnisse sind deutlich besser als zunächst befürchtet: 81 Prozent der Unternehmen, die Zahlen veröffentlicht haben, konnten die Gewinnerwartungen übertreffen. Dabei lagen die Ergebnisse nach Informationen der Nachrichtenagentur Bloomberg neun Prozent über dem Konsens der Analysten. Die stärksten Sektoren, welche die positive Wertentwicklung forcierten, waren Energie, Finanzen und Gesundheit, während Versorger und Grundstoffe enttäuschten. Trotz der deutlich über den Erwartungen liegenden Ergebnisse veröffentlichten die Unternehmen Inflationswarnungen, was wahrscheinlich die nachlassende Gewinndynamik im vierten Quartal erklärt.
Anleihen: Fängt die Volatilität gerade erst an?
Die Volatilität an den Anleihemärkten steigt, und die Sorge, die Inflation könnte länger dauern als zunächst erwartet, setzt sich in den Köpfen der Investoren fest. Das amerikanische Handelsministerium (US Commerce Department) hat die Einzelhandelsumsätze für Oktober veröffentlicht. Darin zeigte sich die stärkste Beschleunigung seit den 1990er-Jahren. Das Plus lag bei +1,7 Prozent, während es im September noch bei vergleichsweise bescheidenen +0,8 Prozent gelegen hatte. Zu den allgemein positiven Wirtschaftsdaten passte auch die erfreuliche Entwicklung des Immobilienmarktindex der National Association of Home Builders. Er ist den dritten Monat in Folge gestiegen und hat den höchsten Wert seit Mai 2021 und ein Niveau deutlich über dem historischen Durchschnitt erreicht.
Die Serie positiver Wirtschaftsdaten schürt allerdings auch die Angst vor einer länger anhaltenden Inflation und einer restriktiveren Geldpolitik der US-Fed, die einerseits Zeit gewinnen möchte, andererseits jedoch darauf achtet nicht zu spät zu agieren. Dieses Umfeld führte vergangene Woche zu einem leichten durchschnittlichen Anstieg der Renditen am längeren Ende der Zinsstrukturkurve von US-Staatsanleihen, da dieser Teil der Kurve direkt unter dem Einfluss der Märkte und der Sorgen der Investoren steht.
In Europa scheint die Volatilität bei den Kernländerstaatsanleihen in den vergangenen Wochen nachgelassen zu haben. In den Peripherieländern sind die Risikoaufschläge hingegen gestiegen, weil die Investoren zunehmend Bedenken haben, die EZB könnte sich 2022 aus riskanteren Anleihesegmenten zurückziehen. Bei den Unternehmensanleihen wird das durchschnittliche Bonitätsrisiko (Credit Risk) momentan als gering und das Laufzeitrisiko als hoch eingestuft. Das war das bestimmende Thema des Jahres 2021 und dürfte es auch in 2022 bleiben.
Was unser Engagement in den höherwertigen Anleihesegmenten betrifft, bleiben wir angesichts der Unterstützung durch geld- und fiskalpolitische Programme bei unserer leichten Übergewichtung von Staatsanleihen europäischer Peripherieländer und einer deutlich stärkeren Übergewichtung von europäischen Unternehmensanleihen (die in letzter Zeit nach einem Anstieg der Risikoaufschläge vergleichsweise attraktiver geworden sind), einschließlich einer begrenzten Position in nachrangigen Unternehmensanleihen. Innerhalb unserer Position in riskanteren, höherrentierlichen Anleihesegmenten bevorzugen wir weiterhin die Gruppe von Schwellenmarkt- und Hochzinsanleihen. Vorerst sehen wir kein großes Ansteckungsrisiko im Zusammenhang mit den jüngsten Schwierigkeiten am chinesischen Immobilienmarkt oder mit der konjunkturellen Abkühlung in China.
Der vollständige Marktbericht steht unseren Kunden wöchentlich zur Verfügung.
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