
Wochenkommentar: Trumps erste Amtshandlungen
Der Wochenstart verlief vergleichsweise ruhig, da die US-Börsen am Montag wegen des Martin-Luther-King-Tags geschlossen waren. Am Dienstag kam dann Bewegung in den Markt, nachdem Donald Trump am Vortag als neuer US-Präsident vereidigt worden war. Gespannt warteten die Märkte auf seine Ankündigungen zu den US-Zöllen. Und obwohl noch keine endgültigen Entscheidungen getroffen wurden, sorgten allein die Spekulationen für Marktbewegungen.
Die größte Wirkung hatten jedoch die Ankündigungen zu den Infrastrukturplänen der neuen US-Regierung unter dem Projektnamen Stargate. Konkret wollen der ChatGPT-Entwickler OpenAI, an dem Microsoft beteiligt ist, und große Technologiepartner wie Oracle und die japanische Softbank 500 Milliarden US-Dollar in neue Rechenzentren für künstliche Intelligenz investieren, wovon zunächst 100 Milliarden US-Dollar in das Joint Venture Stargate fließen sollen. Die Ankündigung führte zu einigen deutlichen Kursgewinnen innerhalb des Technologiesektors, aber auch branchenübergreifend bei ausgewählten Industrie-, Energie- und Infrastrukturwerten.
Die europäischen Indizes zeigten sich auch in dieser Woche wieder robust. Neben der Erleichterung, dass die US-Zölle noch in weiter Ferne liegen, sorgte auch ein sogenannter „Short Squeeze“ für Unterstützung. Dieser trat ein, weil einige Investoren Aktien kaufen mussten (was die Preise in die Höhe trieb), nachdem sie zuvor an den Terminmärkten auf fallende Aktienkurse gesetzt hatten. Sie wurden vom guten Jahresauftakt auf dem falschen Fuß erwischt.
Im Gegensatz dazu gaben die Aktien des Windkraftunternehmens Orsted nach, was auf eine negative Entwicklung zurückzuführen ist, die den gesamten europäischen Windenergiesektor in Mitleidenschaft zog. Auslöser waren Abschreibungen in Milliardenhöhe von Orsted auf Windkraftprojekte in den USA. Die Branche wurde auch durch den Kurswechsel der neuen US-Regierung erschwert. Trumps Haltung in Energiefragen wird es in Zukunft schwieriger machen, Windenergie zu erzeugen und zu nutzen.
In der kommenden Woche wird die Berichtssaison mit Berichten von Microsoft, Apple und Amazon fortgesetzt, die den Märkten neue Impulse verleihen werden.
Anleihen: Die Ruhe vor dem Sturm?
Diese Woche war die Amtseinführung von Donald Trump als 47. US-Präsident ein entscheidendes Ereignis für die Rentenmärkte. Sie symbolisiert eine mögliche Verschiebung der geopolitischen und wirtschaftspolitischen Dynamik, die sich auf den Anleihemarkt auswirken könnte. Trotz der Bedeutung dieses Wechsels bleiben die Auswirkungen auf die Renditen von Staatsanleihen begrenzt. Die Renditen zehnjähriger US-Staatsanleihen liegen derzeit bei etwa 4,6 %, nachdem sie sich kürzlich 4,8 % genähert hatten; die Renditen zehnjähriger Bundesanleihen liegen bei etwa 2,52 %. Der Abwärtstrend hält an, was durch die leicht unter den Erwartungen liegenden US-Inflationszahlen der letzten Woche noch verstärkt wurde.
Auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos bekräftigte die Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB), Christine Lagarde, das Bekenntnis der EZB zu einem maßvollen Ansatz bei der geldpolitischen Lockerung. Sie betonte, dass sich die EZB auf einem konsequenten und schrittweisen Lockerungskurs befinde und das Inflationsziel von 2 % mit fortschreitendem Disinflationsprozess in Reichweite rücke.
Auf dem Kreditmarkt sind die Risikoaufschläge von US-Investment-Grade-Anleihen seit Jahresbeginn stabil bei etwa 79 Basispunkten geblieben, nahe ihrem niedrigsten Stand seit Anfang 2024 und deutlich unter dem historischen Durchschnitt. Diese Stabilität deutet auf eine abwartende Haltung hin, die durch ein robustes US-Wachstum und Fortschritte bei der Disinflation gestützt wird. In Europa haben sich die Kreditrisikoaufschläge (Spreads) bei Unternehmensanleihen seit Jahresbeginn leicht auf etwa 96 Basispunkte verringert, was durch einen disinflationären Trend und die Erwartung von Zinssenkungen durch die EZB zur Ankurbelung der Wirtschaft unterstützt wird.
Hochverzinsliche (risikoreichere) Anlagen haben aus ähnlichen Gründen wie der Investment-Grade-Sektor von einem unterstützenden Trend profitiert. Die Spreads für US-Hochzinsanleihen haben sich seit Jahresbeginn um weitere 25 Basispunkte auf rund 256 Basispunkte verringert und liegen damit deutlich unter dem historischen Durchschnitt. Die Spreads für europäische Hochzinsanleihen sind mit rund 300 Basispunkten stabil geblieben und liegen ebenfalls unter dem historischen Durchschnitt.
Trotz attraktiver Renditen in Schwellenländern und Hochzinsanleihen bleiben wir aufgrund der potenziellen Auswirkungen höherer Zinsen auf risikoreiche Vermögenswerte und Bewertungen, die unserer Meinung nach weiterhin teuer sind, vorsichtig. Folglich bevorzugen wir Anleihen höherer Qualität mit attraktiveren Risikoprämien, da sie sich wahrscheinlich auch bei begrenztem Wachstum in Europa gut entwickeln werden.
Redaktionsschluss: donnerstags 15 Uhr