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Wochenkommentar: S&P 500 übersteigt 6.000 Punkte

Die vergangenen zwei Wochen waren ereignisreich. Wir erlebten eine weitere Zinssenkung durch die US-Notenbank (Fed), erhielten neue Erkenntnisse zu den chinesischen Konjunkturmaßnahmen, US-Inflationszahlen, zahlreiche Quartalszahlen von Unternehmen sowie die Wiederwahl von Donald Trump. Vor diesem Hintergrund erholten sich die Märkte in den USA, während europäische Märkte hinter diesen zurückblieben.

Die Wiederwahl Trumps war der dominierende Faktor, der das Marktverhalten bestimmte. Nun, da sich die Situation wieder normalisier hat, sind die US-Aktienmärkte weiterhin auf dem Weg zu neuen Höchstständen. Am Dienstag schloss der S&P 500 zum ersten Mal in der Geschichte über 6.000 Punkten. Zunächst reagierten die US-Bankenwerte positiv. Der Finanzsektor entwickelt sich infolge des Wahlausgangs, aufgrund der Erwartung einer vorteilhaften Deregulierung, überdurchschnittlich. Der Sektor der zyklischen Konsumgüter verzeichnete ebenfalls eine starke Wertentwicklung, was vor allem auf den deutlichen Kurssprung von Tesla zurückzuführen ist. Im Gegensatz dazu hat der Immobiliensektor nach der Wahl zu kämpfen, da sich potenziell höhere Zinssätze negativ auf den Sektor auswirken könnten. Aktien kleinerer und mittlerer US-Unternehmen schneiden weiterhin besser ab als Blue Chip Titel, wobei sich der Performance-Unterschied im Laufe der Zeit verringert.

Europa entwickelt sich aufgrund möglicher negativer Auswirkungen der US-Wahlen weiterhin unterdurchschnittlich. Dies kommt zusätzlich zu dem bereits relativ enttäuschenden Wirtschaftswachstum und der aktuellen politischen Unsicherheit in Deutschland hinzu.

Die Berichtssaison geht jedoch voran und die Unternehmen veröffentlichen weiterhin Quartalsergebnisse, wobei der Zenit bereits überschritten ist. In dieser Woche meldete der deutsche Pharmakonzern Bayer enttäuschende Zahlen, da sowohl Umsatz als auch operativer Gewinn hinter den Prognosen zurückblieben. Vor allem das Segment Crop Science blieb hinter den Erwartungen zurück. Zur Enttäuschung der Anleger senkte das Unternehmen zusätzlich seine Erwartung für den operativen Gewinn im Gesamtjahr.

Der Pharmakonzern AstraZeneca sah sich in letzter Zeit mit Herausforderungen konfrontiert, insbesondere mit einer laufenden Untersuchung der chinesischen Behörden gegen aktuelle und ehemalige Mitarbeiter. Das Unternehmen wies bereits letzte Woche darauf hin, dass sich die Ermittlungen gegen einzelne Mitarbeiter und nicht gegen das Unternehmen selbst richten und bleibt daher auch weiterhin in China engagiert. Die Ergebnisse des dritten Quartals waren in Bezug auf Umsatz und Rentabilität sehr positiv. Trotz eines Rückschlags in der Entwicklung zeigte sich das Management zuversichtlich für den Rest dieses Jahres und für das Jahr 2025. Das Unternehmen kündigte außerdem an, dass der US-Markt für das Erreichen des ehrgeizigen Umsatzziels für 2030 von entscheidender Bedeutung sein wird und plant daher, die Investitionen in den USA zu erhöhen.

Shopify verzeichnete nach guten Quartalszahlen einen Kursanstieg von über 20 Prozent. Das kanadische E-Commerce-Unternehmen, das eine Plattform vor allem für kleine und mittlere Unternehmen anbietet, verzeichnete im dritten Quartal ein beschleunigtes Umsatzwachstum sowie verbesserte Margen. Der Gewinn von Marktanteilen hat sich auf das Ergebnis positiv ausgewirkt, und die Aussichten für das letzte Quartal des Jahres übertrafen die Schätzungen.

Anleihen: Richtung nach Wahl uneinheitlich

Der Sieg von Donald Trump bei den US-Wahlen in der vergangenen Woche bewegt auch die Anleihenmärkte. Allerdings scheint es in einigen Segmenten einfacher zu sein eine Richtung zu finden als in anderen. 

Kernrenditen wie US-Treasuries und Bundesanleihen scheinen Schwierigkeiten zu haben, die Auswirkungen von Trumps Sieg einzupreisen. Zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Berichts werden 2- und 10-jährige US-Staatsanleihen bei 4,30 Prozent bzw. 4,47 Prozent gehandelt - 12 bzw. 20 Basispunkte höher als vor der Wahl. In Europa werden 2- und 10-jährige Bundesanleihen zu 2,14 Prozent bzw. 2,39 Prozent gehandelt, was einem Rückgang von 15 bzw. 3 Basispunkten gegenüber dem Stand vor der Wahl entspricht. 

Die Renditen haben in diesem kurzen Zeitraum zwar einige Male die Richtung gewechselt, aber es wird immer deutlicher, dass die Renditen von US-Staatsanleihen und deutschen Bundesanleihen weiterhin auseinandergehen - so wie dies bereits seit September zu beobachten ist. 

Wir sehen aktuell eine Fortsetzung dieses Trends. Vor allem, wenn Trump seine Wahlkampfrhetorik in die Tat umsetzt. Unsere Ökonomen erwarten, dass sich die Zölle vor allem durch eine höhere Inflation in den USA und ein geringeres Wachstum in Europa auswirken könnten. Abgesehen von den Zöllen deuten die Wachstums- und Inflationsdaten auf beiden Seiten des Atlantiks darauf hin, dass anhaltende Zinssenkungen durch die Europäische Zentralbank (EZB) wahrscheinlicher sind als durch die US-Notenbank. 

Die Kreditmärkte scheinen mit dem Wahlergebnis zufrieden zu sein, was die Verengung der Kreditspreads bei Investment-Grade-, Hochzins- und Schwellenländeranleihen zeigt. Trumps Wahlkampfrhetorik mit universellen Zöllen und einer strengeren Einwanderungspolitik könnte die Inflation erneut anfachen und letztlich das Wachstum beeinträchtigen. Dies würde dazu führen, dass die US-Notenbank die Zinssätze möglicherweise nicht so schnell senken kann. Die Märkte scheinen dies jedoch entspannt zu sehen. Möglicherweise wird Trump als wirtschaftsfreundlich wahrgenommen, da seine erste Präsidentschaft nicht zu Inflations- und Wachstumsproblemen geführt hat. Außerdem sollte er von Fachleuten und erfahrenen Politikern umgeben sein, die ihm die kontroversesten Ideen ausreden könnten. 

Wir denken, dass dieses Bild zu optimistisch sein könnte. Während Trump und seine Ideen seit 2016 unverändert sind, hat sich die Welt geändert und die Märkte sind nun anfälliger für Inflationsrisiken. Die Fachleute und erfahrenen Politiker aus Trumps erster Regierung sind längst gegangen, und in dieser Woche wurden vor allem Freunde und Loyalisten in Schlüsselpositionen seiner neuen Regierung berufen. Wie viel Mäßigung seiner Ansichten wird das wirklich bringen.

Redaktionsschluss: donnerstags 15 Uhr

 

Der vollständige Marktbericht steht unseren Kunden wöchentlich zur Verfügung.