
Wochenkommentar: Stimmungsschwankungen
Die Aktienmärkte starteten mit vorsichtigem Optimismus in die Woche und knüpften an die vorherige Dynamik an, die durch allgemein solide Gewinnberichte gestützt wurde.
Die Stimmung wurde jedoch durch anhaltende Unsicherheit gedämpft, nachdem der Vorsitzende der US-Notenbank, Jerome Powell, signalisiert hatte, dass weitere Zinssenkungen in diesem Jahr nicht garantiert sind. Zu den positiven Markttreibern zählten starke Transaktionsaktivitäten und anhaltende Begeisterung für Themen rund um die Infrastruktur künstlicher Intelligenz (KI).
Am Dienstag änderte sich die Stimmung schlagartig, nachdem Führungskräfte großer Banken vor einer möglichen stärkeren Korrektur bei Aktien gewarnt hatten. Dies löste eine breite Risikoaversion aus. Im weiteren Verlauf der Woche konnten einige Verluste wieder wettgemacht werden, doch die Volatilität unterstrich das fragile Vertrauen.
Die Sektorperformance spiegelte diese Rotation wider. Technologie und Halbleiter – die Spitzenreiter der jüngsten Rally – standen im Mittelpunkt des Rückgangs, während defensive Sektoren wie Gesundheitswesen und nicht-zyklische Basiskonsumgüter Gewinne verzeichneten. Regional beschränkte sich der Ausverkauf nicht nur auf die US-Märkte. Asiatische Aktien gaben nach, nachdem sie Wall Street gefolgt waren, und europäische Benchmarks wie der STOXX 600 spiegelten die Risikoaversion wider.
Ein bezeichnendes Beispiel war der Rückgang bei Palantir Technologies. Trotz der Veröffentlichung eines starken Ausblicks und hervorragender Gewinne fiel Palantir am Dienstag um mehr als 8 %. Dies unterstrich die Ermüdung der Anleger gegenüber KI-bezogenen Titeln und verstärkte den Fokus auf Bewertungen. Diese Episode verdeutlicht, wie wichtig die Stimmung derzeit für Wachstumsaktien ist – positive Prognosen allein stehen möglicherweise nicht, wenn die allgemeine Stimmung vorsichtig umschlägt.
Die Schwankungen dieser Woche haben zwar die Fragilität der Stimmung deutlich gemacht, aber auch die Fähigkeit des Marktes bestätigt, sich schnell neu zu kalibrieren. Im weiteren Verlauf der Berichtssaison und mit der Entwicklung der makroökonomischen Signale könnte sich die Stimmung wieder umkehren und unterstreichen, dass Stimmungsschwankungen, ähnlich wie die Märkte selbst, in beide Richtungen gehen können.
Anleihen: die Daten bestätigen Jerome Powell
Die starke US-Volkswirtschaft hat das Beschäftigungswachstum in diesem Jahr stabilisiert. Wenige Entlassungen und die restriktive Einwanderungspolitik der Trump-Regierung haben einen stärkeren Anstieg der Arbeitslosigkeit verhindert. Doch der Arbeitsmarkt bleibt das größte Risiko für die US-Volkswirtschaft.
Leider verzögert sich die Veröffentlichung der wichtigsten Daten zur Beobachtung des Arbeitsmarktes aufgrund des Stillstands der US-Regierung. Ohne die offiziellen Arbeitsmarktdaten müssen sich Anleger mit Informationen aus dem privaten Sektor begnügen, wie beispielsweise der ADP-Umfrage zur Beschäftigungsentwicklung im Oktober, die positiv ausfiel. Diese Datenreihe ist zwar tendenziell volatil, doch nach zwei Monaten mit negativem Beschäftigungswachstum war die positive Zahl willkommen.
Darüber hinaus wurden diese Woche die ISM-Daten veröffentlicht. Der Index für den Dienstleistungssektor verzeichnet einen Anstieg und liegt nun im Expansionsbereich. Doch stieg die Komponente „bezahlte Preise” (ein Frühindikator für die Inflation), obwohl ein Rückgang erwartet wurde. Spannend wird somit die Veröffentlichung der offiziellen Inflationsdaten in der nächste Woche.
Obwohl der Vorsitzende der US-Notenbank, Jerome Powell, die Hoffnungen der Anleger auf eine weitere Zinssenkung im Dezember gedämpft hat, erwartet der Markt weiterhin einen erneuten Schritt. Da die ADP- und ISM-Daten als Unterstützung für Powells restriktive Haltung angesehen werden können, sind die Renditen für US-Staatsanleihen am Mittwoch weiter gestiegen. Der Anstieg war jedoch begrenzt, da die Daten der Outplacement-Firma Challenger, Gray & Christmas zeigten, dass Unternehmen so viele Stellenkürzungen angekündigt haben wie noch nie zuvor in einem Oktober in den letzten zwei Jahrzehnten.
Insgesamt sind die Renditen in dieser Woche leicht gestiegen, während die Kreditrisikoaufschläge, bei der allgemeinen Risikoaversion an den Märkten, leicht zugenommen haben. Für die Zukunft erwarten wir eine Steilstellung der Zinskurven, da das kurze Ende der Kurven durch die Zentralbanken gestützt wird und das lange Ende durch die über dem Ziel liegende Inflation in den USA und das steigende Anleiheangebot unter Druck gerät.
Redaktionsschluss: donnerstags 15 Uhr