
Wochenkommentar: Seitwärtsbewegung an den Märkten
Die Aktienmärkte gingen vergangene Woche leicht zurück: der S&P 500 Index um 1 %, der STOXX Europe 600 Index um 0,5 %. Der Nasdaq kam ohne Verlust davon. Wachstumsstarke Konzerne wie Alphabet, Facebook, Amazon, Microsoft und Apple erholten sich von den Verlusten der Vorwoche, nachdem die Aktienmärkte mit hohen Inflationszahlen konfrontiert worden waren.
Die Sektoren Energie und Grundstoffe gingen um 1–2 % zurück, was vor allem daran lag, dass Erdöl 4 % billiger wurde. Der Energiesektor verzeichnete 2021 bislang dank der Erholung des Ölpreises eine gute eine überdurchschnittliche Entwicklung. Damit diese Entwicklung weitergehen kann, dürfte allerdings ein klarer Ausbruch erforderlich sein. Aus fundamentaler Sicht bleiben wir beim Ölpreis skeptisch. Es gibt nach wie vor Überkapazitäten, die den Nachfrageanstieg im Zuge der wirtschaftlichen Erholung nach der Corona-Pandemie problemlos auffangen können.
Die Internationale Energieagentur (IEA) erläuterte vergangene Woche in einem Bericht, was die vielen Länder, die bis 2050 CO2-Neutralität versprochen haben, tun müssten, um dieses Ziel zu erreichen. Eine der Schlussfolgerungen lautete: Die Gesellschaft kann keine Maßnahme oder Technologie zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen vernachlässigen, weil die Zeit einfach zu kurz ist. Es müssen wirklich alle verfügbaren Technologien für saubere und effiziente Energie sofort eingesetzt werden. Den Bedarf an Batterien, CO2-Abscheidung und Wasserstoff betonte die IEA besonders. Da die Umweltproblematik während der Corona-Krise dringlicher geworden ist, verheißt dieses Szenario für den Energiesektor nichts Gutes. Deshalb behalten wir unsere Untergewichtung von Energieaktien bei, auch wenn unterbewertete Unternehmen, von denen es im Energiesektor viele gibt, kurzfristig ein positives Momentum zu haben scheinen.
Anleihen: Vorerst bewölkt
Die anhaltenden Überraschungen bei den Wirtschaftsdaten verursachen an den Rentenmärkten Unruhen. Dass die jüngsten US-Inflationsdaten gestiegen sind, hat viele Investoren und Politiker ebenso überrascht wie die jüngst enttäuschenden US-Zahlen zu Arbeitslosigkeit und Konjunktur.
Die aktuelle Situation, mit hohen Inflationsraten, könnte noch einige Wochen (oder sogar Monate) anhalten und dürfte dafür sorgen, dass sich die Rendite auf 10-jährige US-Staatsanleihen solange seitwärts bewegt, bis die meisten Überraschungen in den Daten eingepreist sind. Dies geht Hand in Hand mit der aktuellen Übergangsphase hin zum alten Normalzustand, und eine der wichtigsten Konsequenzen ist dann das Zurückfahren des Anleihekaufprogramms der Zentralbank. Vor dem Hintergrund der kommende Woche anstehenden Wirtschaftsdaten, darunter das Verbrauchervertrauen in den USA, die reale BIP-Entwicklung und die Gesamtausgaben für den privaten Konsum, rechnen wir damit, dass die Investoren weiter nervös bleiben.
Im Gegensatz zu den Renditen auf US-Staatsanleihen steigen die Renditen auf deutsche Staatsanleihen. Dafür gibt es eine Reihe von Gründen, die sich allerdings nicht präzise definieren lassen: Wahrscheinlich ist es eine Mischung aus Lockerungen der Corona-Maßnahmen, Fortschritten bei der Impfung, Diskussionen über ein Ende der Anleihekaufprogramme der Notenbank, steigenden Inflationserwartungen und neuen Anleiheemissionen in der EU zum Start des europäischen Wiederaufbaufonds. Das verkompliziert die Situation in der Eurozone, denn mit steigenden Renditen auf deutsche Staatsanleihen steigen auch die Fremdkapital- und Refinanzierungskosten anderer Länder. Aus diesem Grund sind auch die Renditeaufschläge verschiedener europäischer Länder in den vergangenen zwei Wochen gestiegen und werden es vermutlich noch weiter tun.
Die Risikoprämien von auf Euro lautenden, mit guter Bonität ausgestatteten Unternehmensanleihen (Investment-Grade) werden unter dem Vor-Corona-Niveau gehandelt, was ein asymmetrisches Risiko-Rendite-Profil impliziert. In einem günstigen Umfeld bei Unternehmensanleihen, von dem wir ausgehen, profitieren die Investoren von einer besseren Wertentwicklung im Vergleich zu sichereren Anleihesegmenten.
Gleichzeitig wird kaum noch von einem weiteren Rückgang der Risikoprämien ausgegangen, was der vorteilhaften Wertentwicklung wieder entgegenwirkt. Die geringe Liquidität in den kommenden Sommermonaten könnte zu einer steigenden Volatilität führen. Bei steigender Volatilität könnten die Vorteile von Unternehmensanleihen zurückgehen. Solange dürften sich die Risikoaufschläge seitwärts entwickeln. Wir werden diese Themen genau im Auge behalten.
Der vollständige Marktbericht steht unseren Kunden wöchentlich zur Verfügung.
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