Javascript is required
 
Wochenkommentar: US-Märkte steigen auf Vor-Corona-Niveau

Wochenkommentar: Schnelles Ende der EZB Kaufprogramme in Sicht?

Sowohl in Europa als auch in den USA waren die Aktienmärkte die erste Wochenhälfte in Wartestellung. Ihre Rekordniveaus konnten sie aber trotzdem halten. Im Vorfeld der EZB-Sitzung und der Bekanntgabe der US-Inflationszahlen für Mai waren die Investoren vergangene Woche nervös. 

Die Inflation ist für die Aktienmärkte dieses Jahr ein zentrales Thema. Wir rechnen zwar damit, dass sich die höheren Teuerungsraten der letzten Zeit als vorübergehend erweisen, aber die Debatte über das Thema könnte uns noch länger erhalten bleiben. Inflationsangst in Verbindung mit breit angelegten Öffnungen überall auf der Welt könnten dazu führen, dass die Rally von stark Konjunkturabhängigen Aktien (zyklischen Aktien) im Lauf des Sommers anhält.

Bei der Sektorbetrachtung fallen dieses Jahr vor allem die enormen Unterschiede auf. Zyklische Sektoren wie Finanzen und Energie entwickelten sich erheblich besser als defensive Bereiche wie Gesundheit und der nicht zyklische Konsum. Und jetzt, wo die Impfprogramme stärker Fahrt aufnehmen und das Coronavirus besser unter Kontrolle ist, zeigt die Informationstechnologie, die wir neutral gewichtet haben, eine geringere Dynamik als noch im vergangenen Jahr. Wir bevorzugen in unserer Sektorallokation weiterhin eine eher zyklische Ausrichtung mit Sektoren wie Finanzen, Industrie und Grundstoffe. Die Bereiche nicht-zyklischer Konsum und Kommunikation beurteilen wir hingegen weniger optimistisch.  

Anleihen: Maximale Unterstützung

Je weiter die konjunkturelle Erholung voranschreitet, desto wahrscheinlicher wird es, dass die geld- und fiskalpolitischen Unterstützungsprogramme irgendwann wieder zurückgefahren werden. Das heißt, wir könnten auf dem Höhepunkt der fiskal- und geldpolitischen Unterstützung angekommen sein. Stellt sich die Frage: Wie entwickelt sich das Wirtschaftswachstum weiter? Und wie und wann fahren die Zentralbanken ihre quantitative Lockerung, also ihre Kaufprogramme, herunter? 

In den USA sind diese Fragen besonders relevant, denn dort steigt die Inflation (die Kerninflation ohne Energiepreise) im Mai um +3,8 % gegenüber dem Vorjahr, und die Fed dürfte bald anfangen, über ein Ende der Anleihekaufprogramme zu diskutieren. Markteilnehmer und Politiker dürften sich vor einem neuerlichen „Taper Tantrum“ fürchten. Dieser Ausdruck bezieht sich auf 2013, als die Renditen drastisch stiegen, nachdem die Fed angekündigt hatte, das Tempo der quantitativen Lockerung zu drosseln. 

Als die Europäische Zentralbank (EZB) 2018 ankündigte, ihre Anleihekäufe zu reduzieren, während sich die Fed in einem Zinserhöhungszyklus befand, gerieten vor allem die Risikoprämien auf Unternehmensanleihen unter Druck. 2013 erholten sich die Spreads zwar schnell wieder, denn auch Anleihen profitierten vom Wirtschaftswachstum, aber 2018 war ein schlechtes Jahr für Schuldscheine und die damit verbundenen Risiken, weil sich der konjunkturelle Ausblick eintrübte. 

Im aktuellen Umfeld hat die Fed unserer Einschätzung nach ein besonderes Interesse daran, einen neuerliches „Taper Tantrum“ und der damit verbundenen Korrektur im Anleihemarkt, zu verhindern, und dürfte deshalb zum einen die Käufe nur sehr langsam zurückfahren und zum anderen die niedrigen Zinsen beibehalten. Für die Renditen auf Staatsanleihen könnte es jedoch noch etwas Wichtigeres geben als die Debatte um das Ende der quantitativen Lockerung, nämlich die Inflation und die Beschäftigungsdaten.  

Die EZB wird den Kurswechsel auf jeden Fall nach der Fed einleiten, auch wenn die EZB am Donnerstag ihren Ausblick für die Eurozone nachgebessert hat: Sie korrigierte die Wachstumseinschätzung für 2021 von 4,0 % auf 4,6 % und die Inflationsprognose für 2021 von 1,5 % auf 1,9 %. Nach 2021 dürfte die Inflation jedoch zurückgehen (2022 auf 1,5 % und 2023 auf 1,4 %). Damit läge sie deutlich unter der Zielmarke der EZB. Außerdem ist davon auszugehen, dass die Notenbank die im März angekündigte Aufstockung des Pandemie-Notfallkaufprogramms (PEPP) beibehält. Wir rechnen damit, dass das PEPP erst im März 2022 endet.

Zudem werden in den kommenden Monaten die Gelder aus dem „Next Generation EU“-Programm verteilt. Wenn das PEPP endet, geht das reguläre Anleihekaufprogramm weiter, das noch länger eine Unterstützung bieten und damit die Renditen von Kernländeranleihen (z.B. Bundesanleihen) niedrig halten und die Euro-Risikoaufschläge stützen dürfte.
Da das Wirtschaftswachstum positiv (auch wenn es dieses Jahr den Höhepunkt erreichen wird) und die finanziellen Rahmenbedingungen (trotz Taperings im nächsten Jahr) günstig bleiben dürften, machen wir uns wegen unserer Übergewichtung von Kreditrisiken bei Unternehmensanleihen noch keine Sorgen. Erst wenn die Konjunktur ins Stottern gerät oder die Zentralbanken anfangen, die Zinsen zu erhöhen, würde sich der Ausblick für diese Anlageklasse verschlechtern.

 

Der vollständige Marktbericht steht unseren Kunden wöchentlich zur Verfügung.

 

Foto: jorisvo / Shutterstock.com