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Wochenkommentar: Powell eilt zu Hilfe

Wochenkommentar: Powell eilt zu Hilfe

Vergangene Woche regierte die Nervosität an den Märkten, denn die Investoren machten sich Sorgen wegen eventueller Zinserhöhungen. Am Dienstag fiel der Nasdaq 100 um bis zu 6 % gegenüber dem Ende der Vorwoche. Die Rendite auf 10-jährige US-Staatsanleihen (Treasuries) stieg im Februar über die Marke von 1,4 %. 

Wenn wir die Aktien auf der Grundlage der künftigen Zahlungsströme bewerten, lässt sich die Regel aufstellen: Je höher die Zinsen, desto niedriger der aktuelle abdiskontierte Unternehmenswert. Aktien von Unternehmen, denen bis weit in die Zukunft hinein ein Wertzuwachs prognostiziert wird (Wachstumsaktien) trifft es in so einem Szenario am stärksten. Die Aktie von Tesla verlor zwischen dem Hoch am Montag und dem Tief am Dienstag 20 %. Auch andere Wachstumsaktien verzeichneten vergangene Woche Kursverluste. Der Volatilitätsindex VIX stieg auf 27 Punkte, was eine erhöhte Volatilität signalisiert.

Fed-Chef Jerome Powell bemühte sich jedoch, die Bedenken der Investoren zu zerstreuen. Powell argumentierte vor dem US-Kongress, es werde noch bis zu drei Jahre dauern, bis das Inflationsziel erreicht wird, und nahm den Investoren damit die Angst, die Fed könnte die Zinsen erhöhen, um die Inflation zu bekämpfen. Am Mittwoch sorgten erleichterte Marktteilnehmer für Kursgewinne, die einen Großteil der Verluste der vorangegangenen Tage wieder ausglichen. Am Donnerstag ging es an den amerikanischen Aktienmärkten jedoch erneut nach unten, weil ein weiterer Anstieg der Rendite auf 10-jährige Treasuries (auf 1,53 %) die Investoren verschreckte. Der Nasdaq verlor 3,5 %, der S&P 500 fiel um 2,5 %. Auch die asiatischen Märkte fielen: Der Hang Seng verlor 3,6 %, der Nikkei 4 %. Die Nervosität der Märkte könnte sich in der kommenden Woche fortsetzen.

Jetzt, wo wir uns dem Ende der Berichtssaison nähern, können wir erste Schlüsse ziehen. 465 der 500 Unternehmen des S&P 500 haben inzwischen Zahlen vorgelegt; rund 75 % davon haben die Erwartungen der Analysten übertroffen. Dabei waren die positiven Überraschungen mehr oder weniger gleichmäßig über die unterschiedlichen Sektoren verteilt. Hier ist jedoch zu beachten, dass die Analysten mit recht niedrigen Erwartungen in diese Berichtssaison gegangen sind. Sie haben offenbar die Fähigkeit der Unternehmen unterschätzt, die negativen Auswirkungen der Covid-19-Krise auf die Zahlungsmittel der Unternehmen durch Kostensenkungen abzufedern. Dass die Investoren auf die veröffentlichten Ergebnisse trotzdem alles in allem leicht negativ reagierten, liegt vor allem am konservativen Ausblick der meisten Unternehmen.

In Europa (Eurostoxx 600), wo bislang rund 70 % der Unternehmen Zahlen vorgelegt haben, ergibt sich ein etwas anderes Bild. Hier konnten nur rund 55 % der Unternehmen die Erwartungen der Analysten übertreffen. Insbesondere im Öl- und Gassektor meldeten nur sehr wenige Unternehmen Ergebnisse, die über den Erwartungen lagen. In den Sektoren Finanzen und Telekom gab es hingegen viele Unternehmen, die mit ihren Geschäftszahlen über den Prognosen der Analysten lagen. Die Aktienkurse reagierten auf diese Zahlen nicht besonders stark. Ähnlich wie in den USA gaben viele Unternehmen einen konservativen oder vagen Ausblick für 2021.

Anleihen: Risiko und Ertrag in Einklang bringen

Anleihen mit hoher Bonität sind in unseren Augen wenig attraktiv. Die Renditen befinden sich leicht im Steigen und verzeichnen überwiegend eine negative Wertentwicklung. Die geringere Unsicherheit hinsichtlich des Wirtschaftswachstums, die höheren Inflationserwartungen und die Aussicht auf weitere Konjunkturprogramme in den USA haben die Zinskurve weltweit steiler werden lassen. Dies hat bereits vor allem Anleihen im Investment-Grade-Segment geschadet, denn diese Titel haben ein höheres Zinsänderungsrisiko, weil sie keinen Ausgleich über höhere Risikoprämien bieten. 

Unserer Meinung nach sollten Investoren Rententitel mit niedrigerer Qualität in Erwägung ziehen, zum Beispiel globale Hochzinsanleihen und Schwellenmarktanleihen. Auch Staatsanleihen der europäischen Peripherieländer bieten angesichts der massiven Unterstützung durch die Europäische Zentralbank (EZB) noch eine gewisse positive Rendite und weiteren Spielraum für sinkende Risikoaufschläge.  

Wir geben Schwellenmarktanleihen in harten Währungen den Vorzug. Die Schwellenländer haben die weit verbreitete Wahrnehmung der Investoren widerlegt, dass die Auswirkungen von Covid-19 in den Schwellenländern schlimmer sind als in den Industrieländern. Vor allem in Asien haben sich die Schwellenländer überraschend gut erholt, allen voran China. Kurz gesagt: Wir rechnen damit, dass Schwellenmarktanleihen eine bessere Wertentwicklung bieten als Anleihen aus Industrieländern. Steigende Renditen auf US-Treasuries stellen für diese Anlageklasse zwar ein Risiko dar, aber die Risikoprämien von Schwellenmarktanleihen (rund 350 Basispunkte bei Staatsanleihen und 250 Basispunkte bei Unternehmensanleihen) dürften dies kompensieren. 

Was globale Hochzinsanleihen betrifft, so dürften die weltweite Unterstützung durch die Zentralbanken, die anhaltend hohe Liquidität, das Niedrigzinsumfeld und die konjunkturelle Erholung dieser Anlageklasse zugutekommen. Diese Anleihen bergen zwar das größte Risiko, dürften aber auch die beste Wertentwicklung verzeichnen. 

Am Hochzinsmarkt gab es in den vergangenen neun Monaten ebenfalls erhebliche Verbesserungen zu verzeichnen, was zum Teil an einer Zunahme von Unternehmen mit BB-Rating durch Fallen Angels liegt (Investment-Grade-Anleihen, die in den Hochzinsbereich abgerutscht sind). Und zu guter Letzt haben Hochzinsanleihen im Durchschnitt kürzere Laufzeiten; damit sind diese Titel weniger stark von steigenden Zinsen betroffen. 

 

Der vollständige Marktbericht steht unseren Kunden wöchentlich zur Verfügung.

 

Foto: aboikis / Shutterstock.com