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ABN AMRO

Wochenkommentar: Phase der Ruhe

Der S&P 500 Index und der Nasdaq Composite erreichten letzte Woche Allzeithochs, nachdem die US-Inflationsdaten die Erwartungen erfüllten. Im Laufe dieser Woche bewegten sich die Märkte weitgehend seitwärts. Die Anleger rechnen mit Zinssenkungen, aber nicht jeder ist davon überzeugt, dass die Inflation in naher Zukunft zurückgehen wird.

Der CEO von JPMorgan Chase, der größten Bank der Welt, ist besorgt darüber, dass die Märkte von der zugrundeliegenden wirtschaftlichen Entwicklung abgekoppelt sind. Er sieht eine Zunahme der inflationären Kräfte aufgrund der erforderlichen Investitionen zur Dekarbonisierung der Wirtschaft und der Militärausgaben sowie der hohen Haushaltsdefizite. Für Länder mit hoher Staatsverschuldung, wie die USA und das Vereinigte Königreich, sieht er ein dauerhaftes Inflationsproblem voraus. Er glaubt, dass diese Länder zunehmend Geld für Zinszahlungen ausgeben müssen. Diese Ansicht steht im Gegensatz zu den derzeitigen Markterwartungen.  

Anleihen: Geduld ist eine Tugend

Nach der Veröffentlichung eines schwächeren Arbeitslosenberichts und eines günstigeren Inflationsberichts scheint der Zinsmarkt immer noch nicht von der Fähigkeit der Federal Reserve überzeugt zu sein, ihr Inflationsziel von 2 % schnell zu erreichen. Die Fortschritte bei der Inflation bleiben - vorerst - enttäuschend. Infolgedessen ist die Renditedifferenz zwischen kürzer- und längerfristigen Zinssätzen nach wie vor invertiert. 

In den USA wurde die Wahrscheinlichkeit einer erwarteten ersten Zinssenkung um 25 Basispunkte auf November verschoben, während in der Eurozone eine erste Senkung im Juni bereits eingepreist ist, obwohl auch die Europäische Zentralbank ihre Zinsprognose vorsichtiger formuliert hat.  
 
Angesichts schwächerer Wirtschaftsdaten, aber einer hartnäckigen Inflation stellt sich die Frage, ob die Fed bereit ist, die Zinsen zu senken, oder ob sie an ihrem Kurs zur Eindämmung der Inflation festhalten wird. Ein Festhalten an ihrem Kurs könnte die Renditen zehnjähriger US-Staatsanleihen in einer weniger liquiden Sommerperiode wieder an den oberen Rand der jüngsten Handelsspanne (nahe 5 %) treiben. Auch der von der Fed bevorzugte Index der persönlichen Verbrauchsausgaben (PCE), der Ende Mai veröffentlicht wird und der sich schneller verbessert hat als der Verbraucherpreisindex, zeigt eine gewisse Robustheit. 

Die invertierte Renditekurve, die nun schon zwei Jahre alt ist, schließt jedoch einen politischen Fehler nicht aus, auch wenn dies nicht unser Basisfall ist. In Kombination mit steigenden Haushaltsdefiziten in guten Zeiten, in denen sich die Kreditrisikoaufschläge auf einjährige Tiefststände eingeengt haben, dürften die Laufzeitprämien, die den Anlegern einen Ausgleich für den Kauf von Duration (und nicht von Anleihen mit kürzerer Laufzeit) bieten, auf einem hohen Niveau verharren. Dies dürfte noch einige Monate anhalten, bis wir von den politischen Entscheidungsträgern bessere Signale über die Richtung der Leitzinsen erhalten. Bis dahin dürften sich die Zinssätze (mehr oder weniger) seitwärts bewegen, bevor sie wieder fallen. 

In einem solchen Umfeld werden die risikoreichen Subanlageklassen, z. B. Schwellenländeranleihen und Hochzinsanleihen, am meisten profitieren. Trotz der Neubewertung der Zentralbankpolitik, niedrigerer Risikoaufschlägen, Zinsvolatilität und zunehmender geopolitischer Spannungen haben sich Schwellenländeranleihen als eine der besten Anlageklassen erwiesen. (Wir haben eine neutrale Positionierung in Schwellenländeranleihen.)

Diese Wertentwicklung widerspricht dem ersten Gefühl, dass externe Effekte, die zu einer höheren Marktvolatilität führen, per se schlecht für Schwellenländeranleihen sind. Darüber hinaus hat der Fed-Vorsitzende Jerome Powell selbst ein starkes Signal für diese Anlageklasse gegeben, als er auf seiner letzten Pressekonferenz erwähnte, dass die Messlatte für Zinserhöhungen von nun an höher liegt.

 

Der vollständige Marktbericht steht unseren Kunden wöchentlich zur Verfügung.
 
Foto: g0d4ather / Shutterstock.com