
Wochenkommentar: Neues Corona-Medikament schürt Hoffnungen
Vergangene Woche dominierten Nachrichten zu Quartalszahlen und Medikamenten die Märkte. Zuerst teilte das US-Pharmaunternehmen Pfizer mit, sein neu entwickeltes Medikament zur Behandlung von Corona weise nach ersten vorläufigen Testdaten eine hohe Wirksamkeit von 89 % auf. Davon abgesehen meldeten viele Unternehmen ihre Quartalszahlen.
Die 26. Weltklimakonferenz ist nun zum Abschluss gekommen. Ziel war es Maßnahmen zur Senkung des CO2-Ausstoßes zu beschließen, wobei sich die Ergebnisse wohl kontrovers diskutieren lassen. Sowohl die Unternehmen als auch die Aktienmärkte brauchen Klarheit darüber, welche CO2-Steuern, Regulierungsvorschriften und Subventionen in den kommenden zehn Jahren zu erwarten sind, und nicht darüber, welche in den Jahrzehnten nach 2030 zu erwarten sind. Unter den Führungskräften entsteht eine zunehmende Dynamik, den Wandel hin zu einer CO2-neutralen Wirtschaft voran zu treiben. Hierfür bedarf es jedoch auch politischem Zutun.
Zu Beginn der Woche vermeldete das US-Pharmaunternehmen Pfizer in einer Pressemitteilung, seine neue Tablette zur Behandlung von Covid-19 bewirke ersten vorläufigen Tests zufolge außergewöhnlich zuverlässig die Verhinderung eines Krankenhausaufenthaltes. 89 % der Patienten, die an der Studie teilgenommen haben, mussten dank des Medikaments nicht Hospitalisiert werden, so Pfizer. Damit liegt die Quote deutlich über den 50 %, die das Konkurrenzprodukt von Merck in ersten Studien erreicht hatte. Wenngleich die Studienergebnisse noch nicht von unabhängigen Experten geprüft wurden und weitere Studien ausstehen, sind dies dennoch positive Nachrichten, nicht nur für Pfizer, sondern auch für die unter Druck stehenden Krankenhäuser und für den Kampf gegen die Coronakrise im Allgemeinen.
Anleihen: Zinsvolatilität hält an
Die Zinsen zeigen sich weiterhin sehr volatil, sowohl was die Richtung, als auch die Kurvenstruktur betrifft. Die Renditen waren in der Vorwoche im Vorfeld der Zentralbanksitzungen in den USA und in England gestiegen, danach aber wieder deutlich gefallen.
Die Märkte scheinen in Erwartung bevorstehender Zinserhöhungen etwas über das Ziel hinausgeschossen zu sein. Die Bank of England überraschte die Märkte, weil sie den Leitzins nicht erhöhte, obwohl Vertreter der Zentralbank die Märkte im Vorfeld davon überzeugt hatten, dass schon bald mit Zinserhöhungen zu rechnen sei. Der US-Fed gelingt es etwas besser, den Märkten im Vorfeld zu signalisieren, welchen geldpolitischen Kurs sie einschlägt. Die US-Notenbank kündigte an, das Tapering (das Herunterfahren des Anleihekaufprogramms) werde diesen Monat beginnen und soll Mitte 2022 abgeschlossen sein. So hatten es die Märkte im Großen und Ganzen erwartet, sodass sich ein „Taper Tantrum“ (starker Zinsanstieg infolge eines plötzlichen Taperings) vermeiden ließ.
Die Volatilität bei den Zinsen dürfte noch nicht so schnell vorüber sein, insbesondere weil die Inflation weiterhin hoch ist, wie sich vergangene Woche wieder in den meisten Regionen zeigte. Die anhaltende Inflation lässt die Märkte an der Einschätzung der Notenbanker zweifeln, die Teuerung sei nur vorübergehend, und führt deshalb zu steigenden Renditen, besonders bei kurzen Laufzeiten. Unsere Volkswirte sind wie die Notenbanker der Meinung, dass die Inflation wahrscheinlich vorübergehend ist und nachlässt, wenn die Lieferengpässe überwunden sind. Allerdings könnte es bis zum zweiten Halbjahr 2022 dauern, bis sich Lieferketten und Inflation wieder normalisiert haben.
Wir favorisieren weiterhin Bonitätsrisiko (d. h. Credit Risk, also Unternehmensanleihen) gegenüber Zinsrisiko. Unternehmensanleihen dürften hierbei von einem über dem Potenzial liegendem Wirtschaftswachstum profitieren. Selbstverständlich sind auch diese Positionen risikobehaftet, wobei das größte Risiko derzeit wohl von Unternehmen in Schwellenländern, die mit den Problemen im chinesischen Immobiliensektor in Verbindung stehen, ausgeht. Der chinesische Immobilienkonzern Evergrande steht am Rand der Zahlungsunfähigkeit und dominiert die Schlagzeilen. Dabei ist der Dominoeffekt stärker als erwartet: So gibt es Zahlungsausfälle bei anderen Hochzinsanleihen und die Risikoaufschläge gegenüber Investmentgrade-Emittenten (Emittenten mit hoher Bonität) werden größer. Die Fed warnte vergangene Woche vor einem Übergreifen dieser Probleme auf die USA, falls sich die Lage weiter drastisch verschlechtert.
Die Warnung der Fed ist ernst zu nehmen, aber wir glauben, dass wir von diesem Szenario noch weit entfernt sind, und rechnen nach wie vor damit, dass die chinesische Regierung ein Übergreifen der Probleme auf andere Sektoren (außerhalb der Immobilienbranche) verhindert. Zum einen hat China die Mittel, dies zu verhindern, und zum anderen ist ein Übergreifen der Probleme für Peking keine Option, da dies die wirtschaftlichen Wachstumsziele gefährden würde. Der Immobiliensektor ist schließlich ein Schwergewicht der chinesischen Wirtschaft. Die Regierung reagiert langsamer als wir gehofft hatten, positiv ist aber die Nachricht der vergangenen Woche, dass die Kontrollen auf dem Markt für auf Renminbi lautende Anleihen gelockert werden dürften, um Emittenten aus dem Immobiliensektor wieder Zugang zu diesem Markt zu ermöglichen.
Der vollständige Marktbericht steht unseren Kunden wöchentlich zur Verfügung.
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