Javascript is required
Wochenkommentar: Holidays are Coming

Wochenkommentar: Neue Corona-Mutante lässt Kurse fallen

Die Verschärfung der Gesundheitslage infolge von steigenden Corona-Infektionszahlen, der neuen Virusmutante Omikron und die Angst vor einer unerwartet schnellen Verknappung geldpolitischer Maßnahmen in den USA belasteten die Stimmung der Investoren. Die USA beschlossen vergangene Woche, einen Teil der strategischen Ölreserven freizugeben, um den Preisdruck auf die Verbraucher zu senken. 

Die Aktienmärkte verzeichneten bis zum Donnerstag gegenüber dem Ende der Vorwoche eine leicht negative Wertentwicklung, wobei sich die Märkte in den USA und in Japan besser entwickelten als in Europa und in den Schwellenländern. Aus Sektorperspektive verzeichneten Finanzen und defensive Bereiche wie Versorger und der nicht zyklische Konsum eine überdurchschnittliche Wertentwicklung, während Telekommunikation, Gesundheit und der zyklische Konsum eine unterdurchschnittliche Wertentwicklung verzeichneten.

Am Freitag entwickelten sich vor allem in Europa, abgesehen von sog. Stay at Home Aktien, fast alle Werte negativ, nach dem die Nachricht einer neuen Covid-19 Mutation kursierte. So verzeichnete beispielsweise der DAX40 Index eine negative Wertentwicklung von circa 4 %. Wir gehen jedoch nicht von einem ähnlichen Szenario wie im März 2020 aus. Zum einen, da Impfstoffhersteller bereits bestätigten, dass eine schnelle Anpassung des Impfstoffes innerhalb weniger Monate möglich wäre, zum anderen da sowohl die Wirtschaft als auch die Investoren inzwischen mit der pandemischen Lage vertraut sind. Für weitere Informationen bezüglich der neuen Virusmutation und deren Auswirkungen auf die Finanzmärkte lesen Sie auch unseren Marktkommentar.

In den USA sorgten der Feiertag Thanksgiving am Donnerstag und der vorzeitige Börsenschluss am Freitagmittag für eine verkürzte Handelswoche.

Anleihen: Wie lange bleibt die Inflation?

Als die neue Chefin der Europäischen Zentralbank (EZB) Christine Lagarde im März 2020 ungeschickt formulierte, es sei nicht ihr Job, die Spreads (Risikoprämien) zu steuern, schalteten die Märkte für Peripherieländeranleihen auf Risikoscheu.

Kurz darauf kündigte die EZB als Reaktion auf die Corona-Pandemie ein 750 Mrd. Euro schweres Anleihekaufprogramm (PEPP, das Pandemienotfallkaufprogramm) an, was wiederum die Spreads stützte. Die Risikoprämien auf italienische Staatsanleihen gingen allerdings erst wirklich zurück, als die EU den Europäischen Aufbauplan ankündigte.

Anfang 2021 war nicht klar, was die Öffnung der Volkswirtschaften nach den Corona-bedingten Schließungen für die Zinsen und die Inflationsentwicklung im Allgemeinen bedeuten würde. Die Inflation stieg seit dem stärker als die Zinsen. Teilweise lässt sich dies auf die Beteuerungen von Fed und EZB, die Inflation sei nur ein vorübergehendes Phänomen, zurückführen.

Die Investoren erwarten baldige Anzeichen für den vorrübergehenden Charakter, welche bisher jedoch auf sich warten lassen. Ob sich vor diesem Hintergrund die Ansichten der EZB und der Fed, einer vorrübergehenden Teuerung aufrechterhalten lässt ist fraglich. Die Fed ändert bereits ihren Kurs und stellt ihre Kaufprogramme ein. Wir rechnen Mitte 2022 mit der ersten Zinserhöhung in den USA.

Auf Grund dessen könnten Investoren nun annehmen, dass sich die EZB durch wiederkehrende Aussagen bezüglich des vorrübergehenden Charakters der Inflation, in die Ecke gedrängt fühlt. Das PEPP läuft im März 2022 aus, und es wird weithin davon ausgegangen, dass die EZB diese Lücke durch eine Aufstockung anderer Programme zur quantitativen Lockerung (PSPP) füllt. Sollte die EZB jetzt aber auch allmählich ihre Meinung wiederrufen und das PSPP-Programm nicht aufstocken, hätten die Märkte für Peripherieländeranleihen weniger Unterstützung, und die Risikoaufschläge dieser Länder könnten steigen, so wie wir es momentan bereits erleben. Wenn die Inflation nicht vorübergehend ist, könnten außerdem die Zinsen weiter steigen, und Italien wäre sowohl mit höheren Zinsen als auch mit höheren Risikoaufschlägen konfrontiert. Dies könnte dazu führen, dass die Investoren wieder daran zweifeln, dass Italien seine Schulden langfristig tragen kann. 

Der EZB-Sitzung im Dezember kommt eine Schlüsselrolle zu. Wir sind der Auffassung, dass die Inflation in der Eurozone weitgehend vorübergehend ist und es nur etwas länger dauert, bis sich die Effekte zeigen. So gehen wir davon aus, dass die Spreads italienischer Staatsanleihen im Lauf des nächsten Jahres deutlich sinken. Deshalb halten wir an unserer Übergewichtung von italienischen Anleihen fest.

 

 

Der vollständige Marktbericht steht unseren Kunden wöchentlich zur Verfügung.

 

Foto: Kurt Kleemann / Shutterstock.com