
Wochenkommentar: Nervosität prägt das Marktgeschehen
Die Aktienmärkte blieben in der vergangenen Woche turbulent. Sowohl in den USA als auch in Europa kam es innerhalb der Tagesverläufe mehrfach zu Richtungswechseln.
Sowohl in den USA als auch in Europa kam es innerhalb der Tagesverläufe mehrfach zu Richtungswechseln. So gab es zum Beispiel am Dienstag widersprüchliche Signale für die US-Aktienmärkte. Einerseits waren das Verbrauchervertrauen und die Hausverkäufe in den USA deutlich besser als erwartet, was zu einem Anstieg der Aktienmärkte um 2 % führte. Doch am selben Tag äußerte sich ein Mitglied der US-Notenbank erneut skeptisch, was die Aktienmärkte unter Druck setzte.
Auch die Sabotage-Akte um die Nord Stream-Gaspipelines haben die Stimmung an den europäischen Märkten negativ beeinflusst. Die neuen Lecks führten zu einem Anstieg der Gaspreise in Europa und zu Kursverlusten an den europäischen Aktienmärkten am Mittwoch. Die Probleme auf den Gasmärkten beeinträchtigt das Vertrauen der europäischen Verbraucher, das auf den tiefsten Stand seit 2020 fiel. Dies führte auch am Donnerstag zu einem Rückgang des europäischen Aktienmarktes.
Anleihen: Die Renditen steigen
Die Renditen 10-jähriger US-Staatsanleihen setzten ihren langsamen Aufwärtstrend fort und stiegen von 2,57 % Anfang August auf 4,0 % im Tagesverlauf dieser Woche. Deutsche zehnjährige Bundesanleihen folgten einem ähnlichen Muster, mit einer niedrigen Rendite von 0,77% Anfang August und einem Anstieg auf einen Tageshöchststand von 2,35%.
Ein Zusammentreffen mehrerer Faktoren hat den Anleihemarkt in Bedrängnis gebracht. Der Hauptanstieg der Renditen kam von der letzten Sitzung der US-Notenbank, bei der Maßnahmen zur Bekämpfung der Inflation das Hauptthema waren. In der letzten Woche kam es zu einem weiteren Anstieg der Anleiherenditen, da die Bank of Japan zum ersten Mal in diesem Jahrtausend auf dem Devisenmarkt intervenierte, um ihre Währung zu verteidigen. Und im Vereinigten Königreich sorgte der Plan der neuen Regierung Steuersenkungen zu gewähren für Bewegung bei den britischen Anleiherenditen und an den Devisenmärkten und veranlasste die sonst zurückhaltende Bank of England, ihre Währung ebenfalls zu verteidigen.
Die zehnjährigen britischen Gilt-Renditen stiegen innerhalb weniger Tage von 3 auf 4,5 %. Dieser Ausverkauf (die Anleihekurse bewegen sich in die entgegengesetzte Richtung der Anleiherenditen) hat die weltweiten Renditen durch eine historische Neubewertung der Realrenditen (nominale Renditen abzüglich der Inflationserwartungen) nach oben getrieben. Die Bank of England intervenierte am Ende der Woche, um den britischen Anleihemarkt zu stabilisieren, und führte ihre ersten Anleihekäufe im Rahmen des neu angekündigten Gilt-Interventionsprogramms durch.
Die Renditen sind auf einem historischen Niveau, zumindest seit der großen Finanzkrise 2008. Vor einigen Wochen noch notierten einjährige US-Staatsanleihen bei einer Rendite von 4 %. Nun haben auch die zehnjährigen Pendants dieses Niveau erreicht. Es könnte an der Zeit sein, dass Anleger wieder einen Einstieg in den Anleihemarkt erwägen. Aber in einem Umfeld, in dem die US-Notenbank noch immer nicht signalisiert hat, dass sie ihren geldpolitischen Zielen nahe ist, und angesichts der Lage im Vereinigten Königreich wird der Großteil der Anleger wahrscheinlich abwarten, bis die Volatilität zurückgeht.
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