
Wochenkommentar: Nachzügler in den USA holen auf
Neben den Turbulenzen im Vorfeld der US-Wahlen standen auch die Unternehmensergebnisse im Mittelpunkt des Interesses der Anleger. Der S&P 500 Index erreichte in dieser Woche einen neuen Höchststand, während bei US-Small Caps eine Aufholjagd zu beobachten war. Die europäischen Aktienmärkte verzeichneten hingegen eine durchwachsene Woche.
Die bloße Feststellung, dass der S&P 500 seinen Weg zu neuen Höchstständen mühelos fortsetzt, sagt noch nicht alles. Bislang haben wir in den USA eine relativ einseitige Aktienrallye erlebt, wobei einige Large Caps als Treiber für die solide Performance des S&P 500 in diesem Jahr verantwortlich waren. Diese Titel liegen im aktuellen Jahr immer noch weit vorne. Als jedoch die veröffentlichten Verbraucherpreisdaten zeigten, dass die Inflation in den USA im Juni zurückging, wuchs die Hoffnung der Anleger auf Zinssenkungen. Dies wirkte wie ein Katalysator für eine Erholung der Small-Cap-Aktien. Infolgedessen übertraf der Russel 2000 Index, der sich aus Small Caps zusammensetzt, die Entwicklung der Large Caps in der vergangenen Woche.
In Europa hatte der Luxussektor einen schwierigen Wochenstart. Am Montag legte Swatch enttäuschende Ergebnisse vor. Der Umsatz wurde durch die schwache Nachfrage nach Luxusuhren in China beeinträchtigt. Auch die Margen waren niedriger als erwartet. Am selben Tag veröffentlichte Burberry ebenfalls enttäuschende Ergebnisse. Das Bekleidungsunternehmen warnte, dass der Betriebsgewinn für das Geschäftsjahr geringer ausfallen wird als vom Markt erwartet. Das Unternehmen setzte die Dividendenzahlung für das Geschäftsjahr 2025 aus und kündigte außerdem an, dass ein neuer CEO, Joshua Schulman, das Ruder übernehmen wird.
Zu Beginn der Berichtssaison veröffentlichen in der Regel viele große US-Finanzunternehmen ihre Ergebnisse. Im Allgemeinen sind die Ergebnisse bis jetzt recht solide. Wie immer gibt es jedoch auch Ausreißer. Die Anleger waren von den Ergebnissen von Wells Fargo nicht überzeugt. Die Nettozinserträge lagen unter den Schätzungen, während die Bank mit gestiegenen Kosten zu kämpfen hatte. Die Bank of America hingegen überraschte positiv mit besonders guten Ergebnissen im Handel und im Investmentbanking. Darüber hinaus erwartet die Bank, dass der Nettozinsertrag stärker steigen wird als von Analysten geschätzt.
Die am Dienstag veröffentlichten Ergebnisse der UnitedHealth Group für das zweite Quartal wurden von den Anlegern positiv aufgenommen. Trotz einer höher als erwartet ausgefallenen medizinischen Schadenquote (ein Maß für die medizinischen Kosten) konnte das Unternehmen seine Gewinnziele erreichen. Das Management bekräftigte sein Gewinnziel für dieses Jahr sowie sein langfristiges Gewinnwachstumsziel. Innerhalb des IT-Sektors meldete ASML starke Ergebnisse für das zweite Quartal. Das Halbleiterunternehmen verzeichnete auch einen starken Anstieg der Auftragseingänge. Gerüchte über zusätzliche Beschränkungen für den Export von Halbleiteranlagen nach China trübten jedoch die Stimmung unter Investoren. Äußerungen von Donald Trump über die Verteidigung Taiwans, der Heimat des Halbleiterherstellers TSMC, belasteten den Sektor zusätzlich. Folglich standen sowohl ASML als auch andere Halbleiteraktien in dieser Woche stark unter Druck.
Anleihen - Ist die Schlacht um die Inflation gewonnen?
In seiner Rede vor dem Economic Club of Washington am Montag deutete der Fed-Vorsitzende Jerome Powell an, dass eine erste Zinssenkung in naher Zukunft bevorstehen könnte, und verwies dabei auf das verbesserte makroökonomische Umfeld aufgrund der jüngsten Inflationsdaten. Dennoch rechnen die Märkte nicht mit einer Zinssenkung auf der nächsten Fed-Sitzung Ende Juli.
In Europa war das wichtigste Ereignis für die Anleihemärkte in dieser Woche die EZB-Sitzung am Donnerstag. Wie erwartet, beschloss die Europäische Zentralbank, nach der erfolgten Zinssenkung um 25 Basispunkte, im Juni vorerst abzuwarten. Obwohl die Entscheidungsträger einige deutliche Verbesserungen bei der Eindämmung der Inflation sehen, bleiben sie in Bezug auf weitere Zinssenkungen sowohl vorsichtig als auch datenabhängig und sind bereit, sich für die kommenden Monate alle Optionen offen zu halten. Die Auswirkungen der zinspolitischen Entscheidung auf europäische Staatsanleihen sind bisher vernachlässigbar. Alles in allem haben sich US-Treasuries und deutsche Bundesanleihen in den letzten Wochen ähnlich entwickelt. In naher Zukunft dürfte sich dieser Trend fortsetzen.
Die Anleger in Unternehmensanleihen schienen in den letzten Wochen ebenfalls abzuwarten. Insgesamt haben sich die Renditenaufschläge für US-Investment-Grade-Unternehmensanleihen seit Jahresbeginn eingeengt, begünstigt durch eine stabile Wirtschaft und verbesserte Finanzierungsbedingungen. Derzeit liegen diese Spreads deutlich unter ihrem historischen Durchschnitt. In Europa verengten sich die Renditenaufschläge für Investment-Grade-Anleihen in letzter Zeit, nachdem sich diese aufgrund der politischen Unsicherheit in Frankreich ausgeweitet hatten.
In den letzten Wochen blieben die Renditenaufschläge für US-Hochzinsanleihen stabil und lagen deutlich unter ihrem historischen Durchschnitt. In Europa war der Trend bei vergleichbaren Anleihen nach den französischen Parlamentswahlen volatiler. Obwohl die Renditenaufschläge für Hochzinsanleihen in Europa deutlich unter ihrem historischen Durchschnitt liegen, sind sie derzeit 30 Basispunkte höher als der niedrigste Stand im Jahr 2024.