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Wochenkommentar: Mehr Konjunkturhilfen, mehr Rotation?

Wochenkommentar: US-Märkte steigen auf Vor-Corona-Niveau

Nach der starken Aktienmarktentwicklung der Vorwoche aufgrund von über den Erwartungen liegenden US-Arbeitsmarktdaten, begann die vergangene Woche mit einem neuen Höchstwert bei den Renditen auf zehnjährige US-Staatsanleihen.

Treiber dieser Entwicklung waren die Inflationserwartungen und die Spekulation, dass die Fed früher als erwartet auf eine restriktive Geldpolitik umstellt. 

Höhere Renditen haben die Aktienbewertungen unter Druck gesetzt, vor allem bei Unternehmen, denen für die Zukunft hohe Gewinne vorhergesagt werden, zum Beispiel Technologieaktien. So notierte der Nasdaq zeitweise 10 % unter seinem Höchstwert von Mitte Februar. Doch als die Renditen wieder zurückgingen und sich im Lauf der Woche stabilisierten, fiel auch der Volatilitätsindex, das Angstbarometer der Märkte, und Technologieaktien konnten wieder leicht zulegen.

Dies bedeutet indes nicht, dass die Rotation weg von Wachstumsaktien und hin zu Value-Titeln nicht weiterginge – insbesondere da der US-Kongress das USD 1,9 Billionen schwere Rettungspaket der Regierung Biden abgesegnet hat. Dies wird das Vertrauen in die konjunkturelle Erholung weiter erhöhen, und auch die weltweite Ausweitung der Impfprogramme trägt dazu bei. Unsere bevorzugte Asset-Allokation sieht weiterhin eine zyklische Ausrichtung der Aktienallokation vor, die vor allem auf Finanzen, Industrie, Grundstoffe und den zyklischen Konsum setzt. 

Anleihen: Fed sorglos in Bezug auf Inflation

Während die US-Wirtschaft schneller wieder auf die Beine kommt als erwartet und der Wachstumsausblick sich verbessert, legt Präsident Joe Biden mit einem weiteren enorm großen Konjunkturpaket noch eine Schippe drauf. Und dies obwohl die Pandemie nachlässt und der Impfprozess Fahrt aufnimmt. 

Da ein Großteil der Ausgaben des Konjunkturpakets für 2022 und danach geplant sind, sorgen sich die Marktteilnehmer weiterhin wegen einer Reflation; das zeigt sich auch in der Volatilität der Renditen. 

Die Rendite auf zehnjährige US-Staatsanleihen (Treasuries) ist dieses Jahr bereits um mehr als 60 Basispunkte gestiegen, tut sich jetzt aber schwer, über die Handelsspanne von 1,50 % bis 1,60 % zu steigen. Fed-Chef Jerome Powell zeigte sich bislang eher entspannt, da er weder Unruhen an den Märkten noch eine anhaltende Verschärfung der Finanzierungskonditionen  erwartet. So hält er an der lockeren Geldpolitik fest – zumindest vorerst. 

Die Börsenweisheit „Wenn sich die Fed keine Sorgen wegen der Inflation macht, sollte es der Markt tun“ beschreibt die Stimmung der Investoren, die davon ausgehen, dass die Renditen dieses Jahr noch weiter steigen. Deshalb werden die Marktteilnehmer gespannt auf die nächste geldpolitische Sitzung der Fed am 17. März schauen. Am gleichen Tag werden auch die Februar-Inflationsdaten für die Eurozone veröffentlicht. Da die vorangegangenen Headline-Inflationszahlen keine Sorgen wegen eines unmittelbar bevorstehenden Inflationsdrucks signalisierten, dürften sich die Auswirkungen bei den Renditen auf deutsche Staatsanleihen in Grenzen halten. 

Trotzdem könnten die Zinsen auf einem erhöhten Niveau bleiben, weil die am 16. März anstehende Veröffentlichung der Einzelhandelsumsätze und der Industrieproduktion in den USA Aufschluss über den aktuellen Zustand der US-Wirtschaft geben dürfte. Dies könnte die Nervosität an den Märkten und die Zinsvolatilität in riskanten Anleihesegmenten zusätzlich verstärken. 

Mit der Rally bei Aktien und Rohstoffen sind auch Unternehmensanleihen mit CCC-Rating stärker gefragt gewesen. Wir haben diese Unternehmen offenbar zu früh aus unserem Hochzins-Anlageuniversum ausgeschlossen. Die Outperformance von Unternehmensanleihen mit niedrigerem Rating könnte an saisonalen Effekten liegen, denn im ersten Quartal werden die Investoren in der Regel optimistischer in ihren Konjunkturprognosen. 

Wir gehen außerdem davon aus, dass die aktuelle Underperformance von Staatsanleihen aus Schwellenländern vorübergehend ist. Sie lässt sich sowohl auf die längere Laufzeit dieser Anlageklasse als auch auf die „Verkaufsmentalität“ der Investoren zurückführen, die jetzt allem Anschein nach mehr Potenzial in den Industrieländern sehen. Wir sind anderer Meinung und bevorzugen ausgehend von den Bewertungen, vom Wachstumspotenzial und von technischen Faktoren weiterhin Schwellenmarktanleihen.


Der vollständige Marktbericht steht unseren Kunden wöchentlich zur Verfügung.


Foto: jorisvo / Shutterstock.com