
Wochenkommentar: Märkte zweifeln an Trumps Liberation Day
Das dominierende Thema an den Aktienmärkten in dieser Woche war die Erwartung und Ankündigung von US-Zöllen auf Waren und Dienstleistungen, die in die USA importiert werden.
US-Präsident Donald Trump kündigte am Mittwoch neue Zölle für globale Handelspartner an, darunter einen allgemeinen Zoll von 10 % auf alle Importe. Diese Zollerhöhung erreicht das höchste Niveau seit fast 100 Jahren. Darüber hinaus wurden einige Länder und Wirtschaftsregionen mit erheblichen Handelsungleichgewichten mit den USA noch höheren Zöllen unterworfen. Beispielsweise wurde China mit einem zusätzlichen Zoll von 34 % belegt, wodurch die Gesamtbelastung durch Zölle auf über 50 % steigt. Auf die EU wurden Zölle von 20 % erhoben.
Mit diesen Zöllen will Trump die wirtschaftliche Unabhängigkeit der USA fördern und ein „Goldenes Zeitalter“ einleiten. Die Zölle werden als notwendig erachtet, um die US-Staatsverschuldung zu bekämpfen. Gleichzeitig erwartet die US-Regierung keine negativen Auswirkungen auf die heimische Wirtschaft, trotz gegenteiliger Erwartungen von Ökonomen.
Unmittelbar nach der Ankündigung der neuen Zölle fielen die US-Aktienindex-Futures. Dieser Trend setzte sich am Donnerstag an den asiatischen und europäischen Aktienmärkten fort. Kritiker warnen vor einer Eskalation und damit dem Ende des freien internationalen Handels. Insbesondere Aktien exportorientierter Unternehmen und Unternehmen mit höheren US-Umsätzen standen unter erheblichem Verkaufsdruck.
Vor diesem Hintergrund könnte die bevorstehende Berichtssaison, die Ende nächster Woche mit US-Banken beginnt, von besonderem Interesse sein. Die Unsicherheit bezüglich der US-Zölle dürfte nachlassen, wodurch der Fokus auf die Unternehmensausblicke, die Bedeutung der Zölle und die Pläne der Unternehmen zur Bewältigung dieser Auswirkungen verlagert wird.
Anleihen: Rezessionsängste und Handelskonflikte
Rezessionsängste rund um die US-Wirtschaft haben die Zinskurve verflachen lassen. Diese Kurve spiegelt die wachsenden Sorgen der Anleger über die langfristigen Wachstumsaussichten wider, die durch schwächere Verbraucher- und Geschäftsdaten verstärkt werden.
Die Zölle drohen, das Globalisierungsregime der letzten Jahrzehnte in einen umstrittenen Handelskrieg zu verwandeln. Die Nationen bewegen sich zunehmend in Richtung engerer wirtschaftlicher Zusammenarbeit und zeigen Widerstand durch Gegenzölle. Dieser disruptive Ansatz birgt Risiken für internationale Beziehungen und führt zu erhöhten geopolitischen Spannungen.
Die Reaktion des Marktes war eine „Risk-off“-Haltung, die durch ein vorsichtiges Abwarten gekennzeichnet ist. Dies hat zu fallenden Renditen bei Staatsanleihen geführt, da Anleger Zuflucht in sichereren Anlagen innerhalb der USA und der Eurozone suchen. Die Zölle werden Inflationsdruck ausüben, insbesondere in den USA, was die Zentralbanken vor Herausforderungen stellt. Diese inflationären Effekte könnten weitere Zinssenkungen blockieren, da die Zentralbanken Schwierigkeiten haben, die hartnäckig höhere Inflation zu kontrollieren und gleichzeitig das Wachstum zu unterstützen, das durch Zölle ebenfalls negativ beeinflusst wird.
In der Eurozone sanken die Renditen von Staatsanleihen, getrieben von zunehmender Vorsicht. Gleichzeitig aber wirken die Meldungen über große Investitionspakete in Deutschland und der EU nach. Dies hat die Zinskurve nach oben verschoben, da die Märkte höhere Risikoprämien für zukünftige Schulden verlangen. Diese potenzielle Überreaktion lässt nach, was die sinkenden Renditen erklärt. Die drängende Frage Europas ist, ob das schwächere Wachstum durch Zölle und Inflation oder die stimulierende Wirkung der fiskalischen Anreize überwiegen wird, insbesondere da Infrastruktur und Reformen durch eingehendes Kapital in den nächsten Jahrzehnten finanziert werden.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Anleihemarkt durch ein komplexes Zusammenspiel von Rezessionsängsten, inflationären Druck und geopolitischen Unsicherheiten geprägt ist. Während die Anleger durch diese turbulenten Gewässer navigieren, dient die abflachende Zinskurve als Erinnerung an das empfindliche Gleichgewicht zwischen Wachstum und Stabilität. Die globale Wirtschaft steht an einem Scheideweg, an dem die Entscheidungen der politischen Entscheidungsträger die zukünftige Entwicklung der Globalisierung, des wirtschaftlichen Zusammenhalts und der Zinsrichtung prägen werden.
Redaktionsschluss: donnerstags 15 Uhr