
Wochenkommentar: Märkte euphorisiert von Künstlicher Intelligenz
Die Aktienmärkte setzten ihren allmählichen Aufwärtstrend fort: Der S&P500 und der EuroStoxx 600 legten in dieser Woche um über 1 % zu. Der IT-Sektor führte die Entwicklung an und legte um 4 % zu. Auch Halbleiter- und Cybersicherheitstitel trieben die Märkte nach oben, unterstützt von steigenden Erwartungen an den generativen KI-Markt.
Am Mittwoch wurde die Rallye unterbrochen, als die US-Zentralbank (Fed) die Zinsen nicht anhob. Obwohl dies keine Überraschung war, war es für einige eine Enttäuschung, dass sie klar auf eine mögliche weitere Anhebung hinwies. Die Märkte hatten gehofft, dass der Zinserhöhungszyklus zu Ende sein würde.
Die Ölpreise waren in dieser Woche aufgrund des nachlassenden Wirtschaftswachstums erneut rückläufig. Der Energiesektor sank um 1 % und war damit der Sektor mit der schlechtesten Wertentwicklung im bisherigen Jahresverlauf, während der MSCI World Energy Index ein Minus von 5 % verzeichnete.
Der chinesische Aktienmarkt startete stark in das Jahr, nachdem die Covid-Maßnahmen größtenteils beendet wurden. Die Hoffnungen auf eine kräftige wirtschaftliche Erholung sind groß. Leider zeigen sich die Wirtschaftsdaten weiterhin schwach, so dass der Hang Seng Aktienindex aus Hong Kong bis Ende Mai erneut fiel.
Anleihen: Höchststand der Zinsen nahezu erreicht
Nach zehn Zinserhöhungen in Folge um insgesamt 500 Basispunkte (BP) beschloss die US-Notenbank (Fed) am Mittwoch, ihren Leitzins unverändert zu lassen. Da die verschiedenen Wirtschaftsindikatoren in unterschiedliche Richtungen weisen, wird sich die Fed nun Zeit nehmen, um die Auswirkungen ihres Zinserhöhungszyklus auf die Wirtschaft zu bewerten.
Obwohl die Inflation ihren Höhepunkt überschritten hat, zeigt der Inflationsbericht in dieser Woche, dass die Kerninflation weiterhin viel zu hoch ist. Die Entwicklung von Wachstum und Inflation wird darüber entscheiden, ob die Fed ihren Zins-Höchststand erreicht hat oder ob sie die Zinsen weiter erhöhen muss.
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat am Donnerstag beschlossen, ihren Leitzins um weitere 25 Basispunkte zu erhöhen. Wir erwarten eine weitere Anhebung um 25 Basispunkte in der nächsten Sitzung, bevor die EZB ebenfalls eine Pause einlegen wird. Die revidierten Zahlen, die letzte Woche veröffentlicht wurden, zeigen, dass sich die Eurozone technisch gesehen bereits in einer Rezession befindet, da sie in den letzten beiden Quartalen jeweils um 0,1 % gegenüber dem Vorquartal geschrumpft ist. Die EZB räumt jedoch ihrem Inflationsziel Vorrang vor dem Wachstum ein.
Da sowohl die Fed als auch die EZB den Höchststand der Zinsen erreicht haben oder nahe daran sind und Rezessionen bereits eingetreten sind (Eurozone) oder möglicherweise kurz bevorstehen (USA), halten wir die Renditen hochwertiger Anleihen für recht attraktiv. Es besteht das Risiko, dass eine weitere Straffung der Politik erforderlich wird, weshalb unsere Durations-Strategie vorerst auf neutral ausgerichtet ist.
Im Gegensatz dazu sind wir weniger enthusiastisch, was das Kreditrisiko angeht, da die Kreditrisikoaufschläge das Risiko einer wirtschaftlichen Abschwächung nicht widerspiegeln - selbst jetzt, da sich die Eurozone bereits in einer (technischen) Rezession befindet und es zahlreiche Warnsignale für die USA gibt. Die Unternehmensbilanzen sind immer noch relativ solide, da sie von den jahrelang niedrigen Zinssätzen profitiert haben, die eine einfache langfristige Finanzierung zu niedrigen Kosten ermöglicht haben. Aber die Zeiten haben sich geändert.
Der Marktzugang ist nun schwieriger geworden, und ab dem nächsten Jahr baut sich eine Fälligkeitsmauer auf (d.h. in den kommenden Jahren werden mehr Anleihen fällig, die refinanziert werden müssen), während jede Refinanzierung die Zinskosten erhöht. Dies führt bereits zu einem erheblichen Anstieg der Ausfallquoten bei fremdfinanzierten Krediten. Leveraged Loans sind variabel verzinst und bekommen daher die Auswirkungen höherer Zinsen direkter zu spüren als der Markt für Hochzinsanleihen, wo die Zinsen fest sind. Auch auf dem Markt für hochverzinsliche Anleihen nimmt die Ausfallquote zu. Bislang wird dies als Normalisierung angesehen (von einem extrem niedrigen Niveau auf ein Niveau, das dem historischen Durchschnitt entspricht), aber ein langsameres Wachstum und länger anhaltende höhere Zinssätze könnten die Ausfallquote weiter nach oben treiben.
Der vollständige Marktbericht steht unseren Kunden wöchentlich zur Verfügung.
Foto: ChiccoDodiFC / Shutterstock.com