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Wochenkommentar: US-Renditen in Zentrum des Marktgeschehens

Wochenkommentar: Konjunkturrisiken belasten den Markt

Obwohl die US-Inflation gemessen am Verbraucherpreisindex im April leicht gefallen ist, gab sich Fed-Chef Jerome Powell vergangene Woche doch recht restriktiv. 

Im Hinblick auf eine geldpolitische Verknappung und Zinserhöhungen sagte er: „Wir gehen so weit, bis wir den Eindruck haben, dass die finanziellen Rahmenbedingungen angemessen sind und die Inflation zurückgeht.“ Gegebenenfalls wird die Fed ihre Maßnahmen mit der Zeit nachjustieren, um eine übermäßige Belastung der Konjunktur zu verhindern. Doch angesichts der jüngsten Beschäftigungsdaten, insbesondere in den USA, stellt sich die Gesamtlage vorerst als recht positiv dar, und die jüngsten US-Konsumdaten zeigen eine gewisse Widerstandsfähigkeit. 

Europa befindet sich in einer ähnlichen Lage. Das beträchtliche Risiko, das vom Krieg in der Ukraine ausgeht, und die starke Abhängigkeit von russischem Gas lassen der Europäischen Zentralbank (EZB) sehr wenig Spielraum, wenn sie das bereits stotternde Wirtschaftswachstum nicht gefährden will.  Der Chef der niederländischen Zentralbank Klaas Knot, eines der restriktiveren Mitglieder des EZB-Rats, signalisierte, dass bei der nächsten Sitzung eine Zinserhöhung um 25 Basispunkte zur Debatte steht. Sollte die Inflation hoch bleiben, könnte die EZB diesen Schritt auch auf 50 Basispunkte verdoppeln.

Investment-Grade-Unternehmensanleihen (Anleihen mit hoher Bonität) hatten den schlechtesten Jahresbeginn seit 2000. Der schnelle Inflationsanstieg hat die Voraussetzungen für einen unerwartet starken Zinsanstieg geschaffen, welcher vor allem von der Pandemie und dem Krieg in der Ukraine getrieben ist. Dabei ist das Zinsrisiko für Investment-Grade-Anleihen wegen ihrer längeren Laufzeit höher. Als Folge dieser Stressfaktoren signalisieren die Risikoprämien von Investment-Grade-Anleihen in den USA und in Europa ein schlechteres konjunkturelles Umfeld als Hochzinsanleihen. Dass Hochzinstitel im Vergleich widerstandsfähiger sind, liegt sowohl an den kürzeren Laufzeiten des Sektors (die ein geringeres Zinsänderungsrisiko bedeuten) als auch an der allgemeinen Qualität des Hochzinsmarkts. Nach vielen Jahren des billigen Gelds und Stärkung der Unternehmensbilanzen ist die erwähnte Qualität sehr hoch. Durch diese Faktoren wurde das Bonitätsrisiko niedrig gehalten und konnte so den Hochzinstiteln Auftrieb gegeben. 

Zum gegenwärtigen Zeitpunkt würde ein negatives Szenario für risikobehaftete Vermögenswerte, und deren eingebettetes Kreditrisiko, wachsende Rezessionsängste beinhalten. Die Umkehrung der Renditekurve von Staatsanleihen kann ein Indikator für eine solche Angst darstellen. Darüber hinaus könnten Faktoren wie die Finanzierungskosten oder die negativen Auswirkungen der Inflation auf die Margen schwächere Unternehmen belasten. Dies entspricht aktuell allerdings nicht unserem Basisszenario. 

Alles in allem beurteilen wir den Investment-Grade-Bereich vorsichtig (wir haben erst vor Kurzem unsere Übergewichtung reduziert), aber immer noch positiv. Im Hochzinssegment halten wir Emittenten mit höherem Rating für attraktiver. Dies liegt nicht nur am jüngsten Anstieg der Risikoaufschläge (Spreads), sondern auch an der größeren Widerstandsfähigkeit, falls das Umfeld sich doch negativer entwickelt als erwartet.

Aktien

Die Wertentwicklung des Aktienmarktes zeigte sich in der vergangenen Woche weiter durchwachsen. Die Investoren betrachteten vor allem Daten aus China und die restriktiven Äußerungen der Fed. Fed Chef Powell signalisierte, dass die Fed bereit ist die Zinsen über den neutralen Satz anzuheben, um die Inflation einzudämmen. Daher weitete der US-Aktienmarkt den seit Anfang des Monats laufenden Rückgang aus: Der S&P 500 Index verlor 3 %, die europäischen Indizes verliefen flach.

In der Sektorbetrachtung konnten Versorger, Grundstoffe und Energie eine überdurchschnittliche Wertentwicklung erzielen, während konsumbezogene Sektoren deutliche Kursverluste verzeichnen mussten. Vor allem der nicht zyklische Konsum, ein traditionell defensiver Sektor, geriet stark unter Druck, nachdem große US-Handelskonzerne ihre Gewinnprognosen gesenkt hatten. Außerdem belasteten zinsabhängige große Wachstumsaktien (Growth-Titel) den IT-Sektor.

 

Der vollständige Marktbericht steht unseren Kunden wöchentlich zur Verfügung.

Foto: sokolovsky / Shutterstock.com