
Wochenkommentar: KI-Investitionen in schwindelerregender Höhe
Die Woche begann ohne konkretes Friedensabkommen zwischen Russland und der Ukraine. Die Verhandlungen werden fortgesetzt, aber da keine unmittelbaren Ergebnisse zu erwarten sind, kehrten die Märkte zur Normalität zurück und richteten ihren Blick auf das letzte Kapitel der Berichtssaison.
Insgesamt verlief die Berichtssaison solide, insbesondere in den USA, wo vor allem Mega-Caps aus dem IT-Bereich wie Microsoft, Alphabet und Meta glänzten. Darüber hinaus lieferte das Cybersicherheitsunternehmen Palo Alto attraktive Quartalsergebnisse, die sowohl hinsichtlich der Zahlen als auch der Prognosen besser als erwartet ausfielen. Dies zeigt, dass Cybersicherheit nach wie vor ein wichtiger Investitionsbereich für Unternehmen ist. Gleichzeitig verwies das Unternehmen auf die kürzlich angekündigte Übernahme von CyberArk, die zwar nicht billig war, aber angesichts der klaren Investitionsgründe die Anleger zufriedenstellte.
Novo Nordisk war diese Woche ebenfalls im Blickpunkt, diesmal jedoch mit positiveren Nachrichten als zuletzt. Sein Blockbuster-Medikament Wegovy zur Gewichtsreduktion erhielt die US-Zulassung zur Behandlung einer schweren Form von Lebererkrankungen und schlug damit den Konkurrenten Eli Lilly auf dem US-Markt. Darüber hinaus senkte Novo Nordisk die Preise für Ozempic für bar zahlende Patienten. Schließlich veröffentlichte Viking Therapeutics, ein potenzieller Konkurrent im Bereich Adipositas, enttäuschende Ergebnisse zu seinem experimentellen Adipositas-Medikament, das zwar eine vergleichbare Wirksamkeit, aber mehr Nebenwirkungen als Konkurrenzprodukte aufweist, was die Dominanz von Novo Nordisk und Eli Lilly weiter stärken könnte. Insgesamt führte dies zu einer leichten Erholung des Aktienkurses von Novo Nordisk nach einem Einbruch seit letztem Jahr.
Im Laufe der Woche wurde der Markt etwas nervös aufgrund von Bedenken hinsichtlich der Höhe der Investitionen in künstliche Intelligenz (KI) durch sogenannte „Hyperscaler“ wie Alphabet und Meta und der letztendlichen Renditen. Angesichts der Tatsache, dass Unternehmen wie Nvidia in den letzten Monaten bereits eine starke Performance gezeigt hatten, waren diese Aktien anfällig für Gewinnmitnahmen und Aktienrotationen, die kurz darauf auch eintraten. Marktgerüchte erklärten einen Teil des Rückgangs mit einem kritischen Bericht einer Abteilung des Massachusetts Institute of Technology, in dem Forscher feststellten, dass „95 % der Unternehmen keine Rendite” aus ihren Investitionen in generative KI erzielen. Wie sich die KI-Welle letztendlich entwickeln wird, ist natürlich noch offen.
Nvidia ist eines der letzten Unternehmen, das nächste Woche seine Ergebnisse für das zweite Quartal veröffentlicht. Dies ist von Bedeutung, da Nvidia zum wichtigsten Indikator für den Stand der gesamten KI-Investitionslandschaft geworden ist. Unterdessen findet die Sitzung der US-Notenbank in Jackson Hole statt. Die Aktienmärkte werden auf Signale von Fed-Chef Jerome Powell zu möglichen Zinssenkungen achten.
Anleihen: Abwarten und beobachten ...
In den letzten Tagen haben die Rentenmärkte Widerstandsfähigkeit bewiesen, gestützt durch den konstruktiven Abschluss des Gipfeltreffens zwischen Russland und der Ukraine, bei dem eine Eskalation der Spannungen vermieden werden konnte, und aufbauend auf dem positiven Marktstart im August. Nun richten die Anleger ihre Aufmerksamkeit jedoch auf das Treffen der US-Notenbank in Jackson Hole, bei dem Fed-Chef Jerome Powell voraussichtlich einen neuen geldpolitischen Kurs vorstellen wird.
Der Marktkonsens geht derzeit von einer Zinssenkung um 25 Basispunkte im September aus, mit der Möglichkeit einer weiteren Senkung bis zum Jahresende. Powells Äußerungen dürften eine entscheidende Rolle bei der Gestaltung der Erwartungen hinsichtlich der Zinsentwicklung und der allgemeinen Risikostimmung spielen. Dies geschieht vor dem Hintergrund gemischter Wirtschaftsdaten und steigender Inflationssorgen, die die Marktaussichten weiter verkomplizieren.
Im August sind die Renditen 10-jähriger US-Staatsanleihen von 4,37 % zu Monatsbeginn auf 4,29 % leicht gesunken, zeigen jedoch angesichts widersprüchlicher Signale, wie dem verlangsamten Beschäftigungswachstum und dem steigenden Erzeugerpreisindex, weiterhin keine klare Richtung. Im Gegensatz dazu blieb die Rendite 10-jähriger deutscher Bundesanleihen bei 2,73 % stabil, da die Inflationsaussichten in Europa klarer sind und die Zinserwartungen weniger volatil sind.
Am Markt für Unternehmensanleihen zeigten sowohl die Kreditrisikoaufschläge(Spreads) für europäische als auch für US-Investment-Grade-Anleihen eine anhaltende Widerstandsfähigkeit. Die Spreads für europäische Investment-Grade-Anleihen blieben im Monatsverlauf mit 75 Basispunkten gegenüber dem Bund stabil. Dies ist eine deutliche Verbesserung gegenüber den 130 Basispunkten im April nach den ersten Zollankündigungen von Donald Trump. Ebenso haben sich die Spreads von US-Investment-Grade-Anleihen gegenüber US-Staatsanleihen bei 80 Basispunkten stabilisiert, nach 119 Basispunkten im April. Beide Märkte notieren nun nahe oder unter ihren historischen Durchschnittswerten, wobei die Spreads auf einem der niedrigsten Stände seit Beginn der Aufzeichnungen liegen.
Auch Hochzinsanleihen profitierten von dem scheinbar stabilen Umfeld und zogen Anleger mit relativ attraktiven Renditen an. In Europa blieben die Spreads für Hochzinsanleihen im Monatsverlauf stabil bei 270 Basispunkten, was eine deutliche Verbesserung gegenüber den Höchstständen von 434 Basispunkten im April darstellt. In ähnlicher Weise haben sich die Spreads für US-Hochzinsanleihen bei 285 Basispunkten stabilisiert und liegen damit deutlich unter den Höchstständen von 450 Basispunkten im April. Wie ihre Investment-Grade-Pendants bleiben sowohl die europäischen als auch die US-amerikanischen Spreads für Hochzinsanleihen unter ihren historischen Durchschnittswerten.
Trotz der Attraktivität der Renditen von Unternehmensanleihen ist aufgrund der anhaltenden Unsicherheit über die Auswirkungen der Zölle auf die Konjunktur Vorsicht geboten. Daher bevorzugen wir weiterhin hochwertige Unternehmensanleihen und verbriefte Anleihen, die in dem von geringem Wachstum, Unsicherheit und Volatilität geprägten Umfeld in Europa voraussichtlich besser abschneiden werden.
Mit Blick auf die Zukunft wird das Jackson Hole Economic Policy Symposium vom 21. bis 23. August ein wichtiger Termin für die Märkte sein. Dieses jährliche Treffen von Zentralbankern und politischen Entscheidungsträgern liefert wichtige Einblicke in die Richtung der globalen Geldpolitik. Die Anleger werden die Äußerungen des Vorsitzenden der US-Notenbank, Jerome Powell, aufmerksam verfolgen, um Hinweise auf den künftigen Kurs der Zinsen und die politischen Prioritäten zu erhalten, da diese Auswirkungen auf die Zinsstrukturkurven und die allgemeine Risikostimmung haben könnten.
Redaktionsschluss: donnerstags 15 Uhr