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Wochenkommentar: US-Renditen in Zentrum des Marktgeschehens

Wochenkommentar: Keine weiche Landung in Sicht

Die Ankündigung einer weiteren Zinserhöhung um 0,75 Prozentpunkte durch die US-Notenbank Fed führte an den Aktienmärkten zu Kursverlusten. Fed-Chef Jerome Powell schlug einen strengen Ton an und signalisierte, die Geldpolitik werde in nächster Zeit restriktiv bleiben. So dürften die Fremdkapitalkosten auch im nächsten Jahr noch längere Zeit hoch bleiben. 

Die Märkte reagierten negativ auf Powells Aussagen, und so setzten sich letzte Woche die Kursverluste vom Wochenbeginn fort. Der MSCI World verlor im Wochenverlauf rund 5 %, wobei US-Aktien die größten Verluste hinnehmen mussten.

Die weltweiten Kursverluste erstreckten sich auf alle Sektoren. In den USA verzeichneten Energie, Grundstoffe und Telekom die höchsten Verluste, während in Europa Industrie und Telekom die Verliererliste anführten. Ein positives Wochenergebnis gab es in keinem Sektor. 

Anleihen: mehr Nachrichten von der Fed

Geldpolitisch hat sich 2022 viel getan. Nach Informationen der Bank of America haben dieses Jahr weltweit bereits 90 Notenbanken die Leitzinsen angehoben. In diesem Zusammenhang war auch vergangene Woche wieder viel los, gab es doch Ankündigungen der Zentralbanken in Großbritannien, Schweden, Norwegen und vor allem in den USA.

Weltweit wurde die Zinsentscheidung der Fed mit Spannung erwartet. Eine Reihe von regionalen Fed-Vertretern haben in den vergangenen Wochen wiederholt betont, sie würden ihren restriktiven Kurs nicht voreilig beenden, solange die Inflation nicht unter Kontrolle ist.

So gab es nach den enttäuschenden Inflationszahlen der Vorwoche keinen Zweifel daran, dass die Fed die Zinsen mindestens um 75 Basispunkte (Bp) anheben würde; die Märkte preisten sogar die Möglichkeit eines Zinsschritts um 100 Basispunkte ein. Der historische und unerwartete 100-Bp-Zinsschritt der schwedischen Notenbank hatte die Investoren befürchten lassen, die Fed könnte diesem Beispiel folgen.

Dann entschied sich die Fed am Mittwoch aber trotzdem dafür, die Leitzinsen ein drittes Mal um 75 Basispunkte zu erhöhen – auf jetzt 3,25 %. Fed-Chairman Powell sagte anschließend, er und seine Kolleginnen und Kollegen seien entschlossen, die Inflation wieder zurück auf das Zielniveau von 2 % zu bringen. Die vierteljährlichen Prognosen der Geldpolitiker für die weitere Entwicklung der kurzfristigen Zinsen (die im sogenannten Dotplot wiedergegeben werden) zeigen, dass die Fed den Leitzins im Rest des Jahres um weitere 125 Basispunkte anheben dürfte. Die Rendite auf 2-jährige US-Staatsanleihen (Treasuries) stieg nach Powells Rede auf 4,1 % und erreichte damit den höchsten Stand seit 2007. Die Rendite auf 10-jährige Treasuries fiel kurzfristig auf 3,5 %.

Der wachsende Druck am kurzen Ende der Renditekurve drückte den Renditeabstand im Laufzeitbereich von 2 bis 10 Jahren weiter in den negativen Bereich (ein Phänomen, das als Inversion der Renditekurve bezeichnet wird) – noch unter das Tief vom August. Da dieser Renditeabstand bereits seit nahezu drei Monaten negativ ist, ergibt sich daraus ein immer stärkerer Hinweis auf eine mögliche Rezession.

Die Zentralbanken sind ganz offensichtlich entschlossen, die Inflation auch auf das Risiko hin zu bekämpfen, dass sie die Wirtschaft damit in eine Rezession stürzen. Die Europäische Zentralbank (EZB) kündigte diesen Monat ebenfalls bereits eine Zinserhöhung um 75 Basispunkte (Bp) an und hob ihn damit erstmals seit Jahren wieder in den positiven Bereich. Wir rechnen damit, dass die EZB den Leitzins im Rest des Jahres weiter anhebt. Unsere Volkswirte sehen den Leitzins der EZB zum Jahresende bei 2 % und stimmen damit mit den Markterwartungen überein. Auch die Renditen auf europäische Anleihen sind in den vergangenen Wochen gestiegen. Die Rendite auf 2-jährige Bundesschatzanweisungen erreichte vorübergehend die Marke von 1,8% und damit den höchsten Stand seit 2011.

Jetzt, wo (kurzfristige) Anleihen wieder eine hinreichend positive Rendite bieten, übernehmen sie auch wieder ihre Rolle als Sicherheitspuffer für Zeiten, wenn riskantere Vermögenswerte unter Druck geraten. Wir haben unsere Allokation in Anleihen mit hoher Bonität schrittweise ausgeweitet und von einer Untergewichtung zu Beginn des Jahres auf eine neutralere Positionierung vergrößert. Angesichts der steigenden Rezessionsgefahr haben wir unsere Portfolioposition im riskanteren Segment verringert.

 

Der vollständige Marktbericht steht unseren Kunden wöchentlich zur Verfügung.

Foto: sokolovsky / Shutterstock.com