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Wochenkommentar: Wachstumssektoren weiter stark

Wochenkommentar: Ist der Boden erreicht?

Nach den Erholungen der Vorwoche mussten die Aktienmärkte in der vergangenen Woche  wieder Kursverluste verbuchen. Der S&P 500 Index zeigte eine negative Wertentwicklung von -2,2 %, der STOXX Europe 600 Index von -1,4 %. Chinas Wirtschaft scheint sich zu stabilisieren, was die angespannte Situation in den Lieferketten verbessern dürfte.

Laut Volkswirten und Strategen könnten die Unternehmensergebnisse der kommenden Quartale enttäuschen, was Druck auf die Bewertungskennzahlen ausüben würde. Außerdem ist die Inflation nach wie vor ein Thema. In Spanien stieg die Teuerung auf 10 % an, während die deutsche Inflation etwas besser ausfiel als erwartet (7,6 %). Dies ist jedoch auf Einmaleffekte wie dem 9-Euro-Ticket der Deutschen Bahn zurückzuführen.

Wir prognostizieren in unserem Basisszenario zwar keine Rezession, diese wird aber immer wahrscheinlicher. Daher verringern wir unsere Aktienpositionen (auf eine Untergewichtung) und konzentrieren uns stärker auf defensive Sektoren wie Gesundheit, Kommunikation und Versorger. Zudem haben wir unsere Positionen im Finanzsektor verringert, denn wir rechnen damit, dass die Renditekurve noch flacher wird und dies den Zinsmargen schadet. Unsere Position im zyklischen Konsumsektor haben wir ebenfalls verkleinert. 

Um also die Frage aus unserer Überschrift zu beantworten: An den Aktienmärkten haben wir den Boden wohl noch nicht erreicht.

Anleihen: schmaler Grat für Zentralbanken

Die Anleihemärkte verdeutlichen erneut, welch ein schmaler Grat die richtige Geldpolitik der Notenbanken aktuell ist. Die übermäßige Inflation zu bekämpfen, hat für die Zentralbanken aktuell weiterhin Priorität, aber gleichzeitig schüren geopolitische Risiken wie eine Verringerung der russischen Gaslieferungen an die europäischen Nachbarn die Angst vor einer Rezession. Dies stürzt die Geldpolitiker in ein Dilemma. 

Die Europäische Zentralbank (EZB), die bei ihren Bemühungen um Preisniveaustabilität nach Meinung vieler weit hinterherhinkt, hat ihre Rhetorik vor dem jährlichen EZB-Forum in Sintra verschärft. EZB-Präsidentin Christine Lagarde betonte zwar die Bereitschaft, die Geldpolitik bei Bedarf weiter zu verknappen, aber EZB-Ratsmitglied Joachim Nagel sagte, eine rechtzeitige Rückkehr zum neutralen Zinssatz oder darüber hinaus sei unter Umständen notwendig, um die längerfristigen Inflationserwartungen in der Nähe des 2-%-Ziels zu halten. Gleichzeitig sprach sich in den USA die Präsidentin der Cleveland Federal Reserve, Loretta Mester, für eine stärkere Anhebung der US-Zinsen aus. 

In diesem Umfeld führte die Unsicherheit bei den Renditen auf Staatsanleihen weiterhin zu hoher Volatilität. Während die Rendite auf 10-jährige Bundesanleihen zu Wochenbeginn stieg, reichte ein leichter Rückgang der Juni-Inflationsdaten für Deutschland aus, um etwas Erleichterung zu bewirken. Die Investoren werden weiterhin alle Wirtschaftsdaten nach Hinweisen darauf untersuchen, was die Zentralbanken tun können oder sollten.

Anleihen der Peripherieländer der Eurozone unterliegen weiterhin einer hohen Volatilität, getrieben von der Erwartung steigender Zinsen und vom Ende der Anleihekäufe der EZB am vergangenen Donnerstag. Am darauffolgenden Tag kaufte die EZB weiterhin überwiegend Peripherieländeranleihen und bezahlte mit den Einnahmen aus dem enormen Anleihebestand, den die Notenbank im Lauf der vergangenen acht Jahre aufgebaut hat. Um zu verhindern, dass die Spreads (Risikoaufschläge) in den Peripherieländern trotz einer immer restriktiveren Geldpolitik erheblich steigen, müssen die Marktteilnehmer weiterhin vom Einfluss der EZB überzeugt sein.

Die Risikoprämien von Unternehmensanleihen sind sowohl im Investment-Grade- (Anleihen mit hoher Bonität) als auch im Hochzinssegment weiter unter Druck. Während die Verbraucherinnen und Verbraucher durch die Inflation belastet werden, drohen Europas Unternehmen ernsthafte Produktionseinschränkungen, wenn die Gaslieferungen weiter verringert werden. Auch wenn Hochzinsunternehmensanleihen und Schwellenmarktanleihen aufgrund steigender Risikoprämien eine attraktive Wertentwicklung versprechen, haben wir unsere Allokation jüngst verringert, um uns in einem Umfeld mit erheblichen Abwärtsrisiken defensiver aufzustellen.

In der kommenden Woche stehen wichtige Wirtschaftsdaten an. In den USA werden Daten zu Beschäftigungstrends und die Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung Aufschluss darüber geben, ob der US-Arbeitsmarkt weiterhin heiß läuft und weiterhin eine Lohn-Preis-Spirale befeuern könnte. Nach enttäuschenden Juni-Daten werden diese Woche auch die europäischen Einkaufsmanagerindizes (PMI) von S&P, die Trends im Fertigungs- und Dienstleistungssektor messen, von Interesse sein.

 

Der vollständige Marktbericht steht unseren Kunden wöchentlich zur Verfügung.

 

Foto: McIek / Shutterstock.com