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Wochenkommentar: Inflation erneut überraschend hoch

Wochenkommentar: Inflation erneut überraschend hoch

Zwei Ereignisse beeinflussten die Aktienmärkte in der vergangenen Woche. Am Dienstag lag die US-Inflation mit 5,4 % über den Erwartungen und warf erneut die Frage auf, ob die Teuerung in den USA vorübergehend ist  oder doch länger dauert als gedacht. Das zweite Ereignis war der Beginn der Berichtssaison, der für die Märkte offenbar noch wichtiger war als die Inflation. Die großen US-Banken waren die ersten, die Zahlen vorlegten. Sie gaben erste Hinweise darauf, wie die Märkte nach der diesjährigen guten Wertentwicklung auf die Berichtssaison reagieren.

Im Allgemeinen sind die Erwartungen an die Berichte für das zweite Quartal hoch. Ob die Unternehmen sie erfüllen können, bleibt abzuwarten. Zu erwähnen ist außerdem die jüngste Schwäche bei wachstumsstarken Aktien mit niedriger Marktkapitalisierung (sog. Small-Caps-Aktien). Wir erleben erneut einen Wechsel von konjunkturabhängigen Sektoren hin zu defensiveren Wachstumstiteln. Insgesamt geben wir in unserer Anlagestrategie weiterhin Aktien den Vorzug vor Anleihen, wobei wir die USA, Europa und die Schwellenländer in Bezug auf Aktien neutral einstufen.

Anleihen: Inflation ist für die Märkte nach wie vor relevant 

Nachdem die Rendite auf zehnjährige US-Staatsanleihen vergangene Woche auf 1,25 % gefallen war und damit auf den tiefsten Stand seit Februar und unter die Unterstützungslinie bei 1,35 %, wurde die Volatilität bei den Renditen immer größer. Dies liegt vor allem an zwei Faktoren. Die Verbraucherpreise sind im Juni stärker gestiegen als erwartet, was in Verbindung mit der schwachen Nachfrage nach Staatsanleihen bei der jüngsten Auktion zu einer Renditespitze führte.

Der Inflationsanstieg geht zum Großteil auf Lieferengpässe und Nachfragespitzen während der Erholung zurück. Dies stützt das Argument der US-Notenbank Fed, dass der Inflationsanstieg nur ein vorübergehendes Phänomen ist. Gleichzeitig schürt es aber auch die Sorge, die Zentralbank könnte schon früher als erwartet aus ihrer sehr lockeren Geldpolitik aussteigen.

Fed-Chef Jerome Powell versicherte dem US-Kongress am Mittwoch das Gegenteil, und die Renditen erholten sich wieder. Er betonte die Bereitschaft der Notenbank zu handeln, sollten die Inflationserwartungen erheblich steigen, betonte aber auch erneut, die Fed betrachte den aktuellen Inflationsanstieg als vorübergehend. Außerdem sagte er, die Entwicklung des US-Arbeitsmarkts sei noch nicht zufriedenstellend. 

Im Sog der US-Staatsanleihen erlebten auch die Renditen auf zehnjährige Bundesanleihen eine volatile Woche. Der Renditeabstand zwischen Staatsanleihen der europäischen Peripherieländer und Bundesanleihen profitiert nach wie vor von der Suche nach Rendite und der Aussicht darauf, dass diese Länder am stärksten vom europäischen Wiederaufbaufonds profitieren. Gleichzeitig verhindern die Anleihekäufe der Europäischen Zentralbank (EZB), dass die Renditeabstände allzu groß werden. 

Nach einem Anstieg des Renditeabstands zwischen deutschen und italienischen Staatsanleihen vergangene Woche ging der Rückgang der Risikoprämien weiter. Dazu trug auch die Aussicht auf Änderungen bei der nächsten Sitzung des EZB-Rats bei, wie von EZB-Präsidentin Christine Lagarde bereits signalisiert.
 
Die Risikoprämie von Hochzinsanleihen zu Anleihen mit hoher Bonität ist auf das Vor-Corona-Niveau zurückgekehrt. Es gibt zwar Zweifel, die aktuelle konjunkturelle Erholung könnte durch die sich verbreitende Delta-Variante des Coronavirus gebremst werden, aber wir bleiben bei unserer Präferenz für Unternehmensanleihen mit hoher Bonität und den höherrentierlichen Anleihen.

Kommende Woche tagt nicht nur am Donnerstag der EZB-Rat, sondern am 23. Juli werden auch die Einkaufsmanagerindizes für die Fertigungsindustrie und den Dienstleistungssektor in den USA, in der Eurozone, in Frankreich und Deutschland veröffentlicht. Diese Daten werden Hinweise darauf geben, ob sich die aktuelle konjunkturelle Dynamik hält.


Der vollständige Marktbericht steht unseren Kunden wöchentlich zur Verfügung.

 

Foto: g0d4ather / Shutterstock.com