
Wochenkommentar: Holidays are Coming
Wer erinnert sich nicht an die regelmäßig im Dezember ausgestrahlte Coca-Cola-Werbung mit dem Ohrwurm „Holidays are Coming“. Momentan scheint das Thema Urlaub in den Industrieländern wichtiger denn je zu sein. Dies gilt besonders vor dem Hintergrund, dass große Teile der erwachsenen Bevölkerung allmählich geimpft werden und die Infektionszahlen zurückgehen.
Das Wetter wird wärmer, und es gibt wieder mehr Gelegenheit zu reisen, Freizeitangebote in Anspruch zu nehmen und Spaß zu haben. Nach einem Jahr, das wir weitgehend drinnen verbracht haben, dürfte auf den Sparkonten auch genügend Geld für solche Sommeraktivitäten sein.
In den USA läutete der Memorial Day am Montag vergangene Woche die Urlaubssaison ein. Doch dieses Jahr könnten die amerikanischen Autobahnen und Fernstraßen besonders voll sein, denn die Amerikanerinnen und Amerikaner wollen nach der Pandemie einen Tapetenwechsel und ihren Häusern und Wohnungen entfliehen. Unterdessen bereitet sich Europa auf die Einführung eines Corona-Passes vor, um internationale Reisen zu erleichtern. Beide Kontinente stellen die Weichen für die Urlaubssaison!
Diese Entwicklungen könnten zu höheren Ölpreisen und möglicherweise einer erhöhten Inflation beitragen. Wir gehen in unserem Basisszenario davon aus, dass die Inflation temporär hoch bleibt, gegen Ende des Jahres aber wieder zurückgeht. Die Ölpreise dürften nach und nach weniger Einfluss auf die Inflation haben – was bedeutet, dass das Risiko einer steigenden Gesamtinflation weitgehend über den Trend der Kerninflation (bereinigt um Energiepreise) entscheidet. Hier sind vor allem zwei Treiber entscheidend: die Öffnungen der Volkswirtschaften und mögliche Engpässe in den Lieferketten. In diesem Szenario bevorzugen wir weiterhin zyklische und Value-orientierte Sektoren wie Industrie, Grundstoffe und Finanzen.
Anleihen: Mehr Stabilität in der Ferne
Die Aktivität in der Fertigungsindustrie der Eurozone wächst, gemessen am Einkaufsmanagerindex (PMI), so schnell wie seit fast einem viertel Jahrhundert nicht mehr. Im Mai stieg der Index für die Fertigungsindustrie im Euroraum von 62,9 auf 63,1 Punkte. Die Marke von 50 Punkten trennt den Wachstumsbereich (über 50) von einer schrumpfenden Wirtschaft (unter 50).
In den USA wuchs die Wirtschaft im April und im Mai schneller als zu Beginn des Jahres, heißt es im sogenannten "Beige Book", das die US-Notenbank Fed am 2. Juni veröffentlichte. Der VIX-Index, der die Unsicherheit des US-Markts misst, fiel auf 17 und liegt damit in der Nähe seines Tiefstands seit Beginn der Covid-19-Pandemie. All diese Daten könnten als positive Nachrichten gewertet werden, allerdings plagen die Investoren weiterhin Inflationssorgen. Die Mai-Daten zeigen Lieferverzögerungen in Rekordumfang. Dies bremst die Produktion und führt dazu, dass Unternehmen die Nachfrage nicht bedienen können.
In Europa lag die Inflation im Mai bei 2 % gegenüber dem Vorjahr – im Vergleich zu 1,6 % im April. Damit wurde das knapp unter 2 % liegende Inflationsziel der Europäischen Zentralbank im Mai erreicht. Dennoch erscheint uns dieser Inflationsanstieg vorübergehend. Ohne die Energiepreise liegt die Teuerung bei mäßigen 0,9 %. Wir halten den Engpass auf Angebotsseite, der die Inflationsdaten steigen lässt, für vorübergehend und gehen davon aus, dass die Inflationssorgen nach dem Sommer nachlassen.
Die Rendite auf zehnjährige US-Staatsanleihen hat sich in den vergangenen zehn Tagen um die Marke von 1,6 % stabilisiert. Dies ist ein Anstieg um 0,82 % seit Beginn des Jahres. Die Gesamtperformance von US-Staatsanleihen liegt bei schwachen -3,3 %; amerikanische Investment-Grade-Anleihen (Unternehmensanleihen mit guter bis bester Bonität) verzeichnen -2,6 %, europäische -0,7 %. Schwellenländerstaatsanleihen in harter Währung (USD) verzeichnen seit Jahresbeginn ebenfalls eine negative Kursentwicklung (-2,1 %).
Was unser Engagement in den höherwertigen Anleihesegmenten betrifft, bleiben wir angesichts der massiven Unterstützung durch geld- und fiskalpolitische Programme bei unserer Präferenz von Staatsanleihen europäischer Peripherieländer, einer deutlich stärkeren Präferenz für europäische Unternehmensanleihen und einer begrenzten aktiven Position in US-Staatsanleihen. Innerhalb unserer Position in höherrentierlichen Anleihen behalten wir unsere Vorliebe für Schwellenmarkt- und Hochzinsanleihen bei.
Der vollständige Marktbericht steht unseren Kunden wöchentlich zur Verfügung.
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