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Wochenkommentar: Hoffnung flammt auf

Wochenkommentar: US-Märkte steigen auf Vor-Corona-Niveau

An den Aktienmärkten dominierte in der zurückliegenden Woche die Hoffnung, dass die restriktiven Kontaktsperren gelockert werden, sobald die tägliche Zahl der Neuinfektionen in einer Reihe von Ländern zurückgeht. 

In Verbindung mit außergewöhnlichen geld- und fiskalpolitischen Stützungsmaßnahmen und einer gewissen Erleichterung im Hinblick auf die Unternehmensgewinne hat diese Hoffnung die Risikobereitschaft der Investoren gesteigert. Dass das Volkswagen-Werk in Wolfsburg teilweise wieder den Betrieb aufgenommen hat und Staatshilfen für die angeschlagene Fluggesellschaft Air France-KLM angekündigt wurden, zeigt die Bereitschaft, die wirtschaftliche Aktivität wiederherzustellen.

Die Wirtschaftsdaten haben die Erholung an den Aktienmärkten nicht unterbrochen. In den USA fielen die Auftragseingänge bei Investitionsgütern im März so stark wie seit 2014 nicht mehr, aber ohne Flugzeuge und Rüstungsgüter sind sie sogar leicht gestiegen. Die Auswirkungen der Ausgabenkürzungen werden sich in den kommenden Monaten stärker bemerkbar machen. Das US-Verbrauchervertrauen fiel im April auf 76,4 Punkte und damit auf den niedrigsten Stand seit 2014.

Der Ölpreis fiel weiter, aber Energieaktien konnten sich zunächst erholen, vor allem in den USA. Dividendenkürzungen bei Ölaktien waren hingegen ein Schock für die Märkte und verdeutlicht, dass wir in außergewöhnlichen Zeiten leben. Doch auch der Finanzsektor, der seit Jahresbeginn in Europa mit die schlechteste Performance verzeichnet, hat die Aufmerksamkeit der Investoren für sich gewinnen können, da nicht alle Geschäftszahlen so schlecht ausgefallen sind wie erwartet. Technologiebezogene Aktien entwickelten sich erneut gut. Die berichteten Geschäftszahlen begründen, warum sich Technologieaktien während der drastischen Marktkorrektur der vergangenen Monate so gut entwickelt haben, sowohl relativ als auch absolut.


Anleihen: Risiken und Chancen 

Investoren tun sich nach wie vor schwer, risikolosen als auch risikobehafteten Vermögenswerten im aktuellen Umfeld den richtigen Wert beizumessen, denn es fehlt an harten Daten. Die jüngsten Entwicklungen erscheinen recht chaotisch und verheißen nichts Gutes für die Weltwirtschaft. Doch die Fakten sind alle bekannt und dürften im Idealfall bereits eingepreist sein. Dennoch basieren viele Schätzungen zum Ausmaß der Krise auf Hochrechnungen auf der Grundlage von früheren Erfahrungswerten, obwohl es die aktuelle Gemengelage der Ereignisse in dieser Form noch nie gegeben hat.

Trotz der Coronakrise, sollten die Präsidentschaftswahlen in den USA, die im November anstehen, nicht aus den Augen verloren werden. Instinktiv spricht die Wahl für niedrigere Zinsen, insbesondere bei Staatsanleihen, die weiterhin durch die Maßnahmen der Zentralbanken gestützt werden.

Als Folge der länger niedrigen Zinsen dürften risikobehaftete Vermögenswerte im Allgemeinen profitieren und über unterschiedliche Teilbereiche der Anlageklasse hinweg attraktive Chancen bieten; einige risikobehaftete Vermögenswerte dürften sogar aktienähnliche Wertentwicklungen verzeichnen. Zusätzlich zur Verlängerung der Zentralbankbilanzen weltweit werden auch die fiskalpolitischen Stützungsmaßnahmen stark bleiben, um eine konjunkturelle Depression zu vermeiden. Aus diesem Grund bleiben wir bei unserer Übergewichtung von Unternehmensanleihen und Schwellenmarktanleihen.

Unternehmensanleihen dürften weiterhin von der jüngsten Ankündigung der EU-Kommission, mit einer Reihe von Maßnahmen die Risikoaufschläge bei Bankentiteln zu senken, profitieren. Das liegt nicht daran, dass der Sektor in ernsten Schwierigkeiten steckt, wie bei der Finanzkrise von 2008, sondern es soll eine Teillösung für die aktuelle Situation darstellen. Der Schritt würde Gegenwind für das Kreditwachstum beseitigen.

Die Attraktivität von Schwellenmarktanleihen ist in den Anleihebewertungen noch nicht reflektiert. Der Internationale Währungsfonds hat darauf hingewiesen, dass sich Schwellenländer deutlich besser wirtschaftlich entwickeln dürften als Industrieländer. Angesichts des vorübergehenden Charakters des Coronavirus dürfte dies nicht nur 2020 der Fall sein, sondern auch darüber hinaus. Wenn die Panik, die die Corona-Pandemie umgibt, nachlässt, dürfte die Tiefe der Rezession in den USA den USD abwerten lassen, was Schwellenländern zugutekommt.

Fitch überraschte die Marktteilnehmer in der vergangenen Woche mit einer Herabstufung der italienischen Bonitätsnote um eine Stufe auf BBB-. Nach dieser Entscheidung war die Erleichterungsrally vom Anfang der Woche schnell verflogen. Italiens Risikoaufschläge bleiben trotz der geringen Wahrscheinlichkeit einer weiteren Herabstufung durch Moody’s am 8. Mai hoch. Bislang belässt Moody’s Italiens Bonitätsnote nur eine Stufe über Ramschniveau.

Aktuell erscheint es unwahrscheinlich, dass Italiens Risikoaufschläge auf kurze Sicht deutlich auf rund 170 Basispunkte, wo die 200-Tage-Linie verläuft, zurückgehen. Schließlich ist das Risiko einer Herabstufung nicht beseitigt, sondern nur auf das zweite Halbjahr verschoben. Die politischen Risiken in Italien und in Spanien steigen und geben angesichts der wackeligen Regierungen in beiden Ländern Anlass, Neuwahlen zu befürchten. Wir bleiben bei den Risikoaufschlägen von Peripherieländeranleihen vorsichtig...


Der vollständige Marktbericht steht unseren Kunden wöchentlich zur Verfügung. 


Foto: lazyllama / Shutterstock.com

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