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Wochenkommentar: Die Unternehmen öffnen ihre Bücher

Gute Wirtschaftsnachrichten sind schlechte Nachrichten für Aktien

Die Aktienmärkte haben ihre leichte Korrektur fortgesetzt. Der S&P 500 Index lag in dieser Woche etwa 1 % niedriger. Im Vergleich zu seinem jüngsten Höchststand von Ende Juli liegt der Index nun bereits 7 % niedriger. In Europa ging der Stoxx 600 Index in dieser Woche ebenfalls um etwa 1 % zurück, was die Korrektur von 6 % seit Juli noch verstärkt.

Auslöser für die Korrektur an den Märkten ist der anhaltende Anstieg der Renditen zehnjähriger US-Staatsanleihen, die diese Woche mit 4,6 % einen neuen Höchststand erreichten. Die US-Wirtschaftsdaten sind weiterhin stärker als erwartet. So stieg beispielsweise der Index der Aufträge für langlebige Güter am Mittwoch, während der Markt mit einem Rückgang gerechnet hatte. Dies ist zwar eine gute Nachricht für die Wirtschaft, aber es fördert auch die Inflation. Zudem wird erwartet, dass die US-Notenbank im nächsten Jahr die Zinsen senken wird, jedoch befürchtet der Markt, dass die Zinssenkungen verschoben werden, wenn die Inflation nicht schnell genug zurückgeht. Gute US-Wirtschaftsnachrichten scheinen also schlechte Nachrichten für Aktien zu sein.

Der Energiesektor war auch in dieser Woche der Star-Performer. Der MSCI World Energy-Sektor legte um 2 % zu, unterstützt durch steigende Ölpreise. Der Sektor MSCI World Utilities war in dieser Woche mit einem Rückgang von 5 % der größte Verlierer. Die hohen Zinssätze schaden den hohen Schuldenständen des Sektors.

In dieser Woche gab es nicht allzu viele Unternehmensnachrichten. Zwei niederländische Versicherer fielen um mehr als 15 % aufgrund eines neuen Gerichtsurteils zu fondsgebundenen Versicherungen, die bis 2008 verkauft wurden. Hier kam das niederländische Gericht zu dem Schluss, dass die Versicherer bestimmte Kosten und "unfaire" Abzüge nicht hätten erheben dürfen. Dieses Thema hat die Aktien jahrelang belastet, wurde aber 2017 durch ein positives Urteil beendet. Jetzt drohen wieder erhebliche finanzielle Folgen.

Staatliche und risikoreiche Anlagen unter Druck 

Die restriktive Haltung der US-Notenbank, die negativen Nachrichten über den chinesischen Immobilienmarkt und die höheren Ölpreise haben sich auf die Märkte ausgewirkt. Der implizite Volatilitätsindex (VIX-Index), der in hohem Maße mit risikobehafteten Vermögenswerten korreliert ist, liegt nahe bei 19 und damit auf dem höchsten Stand seit Anfang Juni.

Die Renditen zehnjähriger US-Staatsanleihen stiegen diese Woche auf 4,6 % und damit auf den höchsten Stand seit 2007. Diese Renditen werden durch die restriktive Haltung der Federal Reserve, aber auch durch robuste Wirtschaftsdaten und ein durch Kreditaufnahme zu finanzierendes Haushaltsdefizit angetrieben. 

Insgesamt liegen die Spreads für US-Investment-Grade-Unternehmensanleihen weiterhin unter dem historischen Durchschnitt. Bislang hat die Haltung der Fed zumindest kurzfristig keine wirklichen Auswirkungen auf die Spreads gehabt. In Europa weiteten sich die Renditenaufschläge für Investment-Grade-Unternehmensanleihen angesichts der jüngsten Wirtschaftsdaten leicht aus. 

Obwohl wir uns der jüngsten Spannungen der risikoreichen Anlagespreads bewusst sind, zeigt das Gesamtbild immer noch, wie optimistisch der Markt in Bezug auf das Zinsänderungsrisiko, aber auch auf das Kreditrisiko ist. Unseres Erachtens könnte dies zumindest kurzfristig zu positiv sein, wenn man den wirtschaftlichen Hintergrund, das Zinsniveau, die möglicherweise hartnäckige Inflation und die schwierigen Finanzierungsbedingungen bedenkt. 

Bei der Allokation in qualitativ hochwertige Anleihesegmenten halten wir vorerst an einer neutralen Position in europäischen Unternehmensanleihen und einer leichten Übergewichtung bei Staatsanleihen fest. Innerhalb unserer Allokation in die risikoreicheren High-Return-Anleihensegmente halten wir an einer neutralen Ausrichtung auf Schwellenländeranleihen und einer negativen Ausrichtung an Hochzinsanleihen fest. Wir sind der Meinung, dass die aktuellen Spreads angesichts des wirtschaftlichen Umfelds zu eng sind.

 
 
 
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Foto: ChiccoDodiFC / Shutterstock.com