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Wochenkommentar: US-Märkte steigen auf Vor-Corona-Niveau

Wochenkommentar: „Goldene“ Woche in China

Ende der vorletzten Woche schlossen die großen US-Aktienindizes höher, nachdem die Nachricht von einem oral einzunehmenden Medikament zur Behandlung von Covid-19 die sog. „Öffnungsaktien“ hatte steigen lassen. Außerdem sorgten über den Erwartungen liegende Konsumausgaben für den Monat August an der Wall Street für Auftrieb. Die Aktien von Fluggesellschaften legten um mehr als 5% zu, Kreuzfahrtgesellschaften stiegen um rund 4%.

In der vorläufigen Auswertung einer Phase-III-Studie eines neuen Covid-19 Medikamentes hieß es, es senke das Risiko, nach einer Corona-Infektion hospitalisiert zu werden oder zu versterben, um 50%. Die Unternehmen wollen für ihr neues Medikament eine Notzulassung beantragen. 


Der Umgang mit der Covid-19-Pandemie hat sich im Lauf der Zeit verändert. In der Anfangsphase der Pandemie konzentrierten sich die Gesundheitsbehörden vor allem auf die Infektionszahlen. Inzwischen können Impfprogramme solide Fortschritte vorweisen, und die Hospitalisierungsrate ist in den Mittelpunkt gerückt. Das Medikament kann somit zu einer weiteren Normalisierung im Gesundheitssektor beitragen. 


Laut Herstellerangaben lässt sich das Medikament auch einfach und kostengünstig produzieren. Das ist vor allem für einkommensschwächere Länder eine gute Nachricht, die derzeit eine nur geringe Impfquote aufweisen können. Mit wirksamen Impfstoffen und jetzt auch einem wirksamen Medikament zur Behandlung von Covid-19 dürfte sich die Pandemie weltweit auf ein beherrschbares Niveau reduzieren lassen. 

Entwicklungen wie das Corona-Medikament bestätigen uns in unserer optimistischen Einschätzung der Aktienmärkte. Dennoch entwickelten sich die europäischen und die amerikanischen Aktienindizes vergangene Woche seitwärts. Die Investoren verlagerten ihre Aufmerksamkeit auf den potenziellen Inflationseffekt der steigenden Ölpreise und auf die Zinsentwicklung. Die Ölpreise erreichten den höchsten Stand innerhalb der letzten drei Jahre. Dafür verantwortlich sind die Ölproduzenten, welche sich darauf einigten, den ursprünglichen Produktionsplan beizubehalten. Damit sind sie den Forderungen nach einer Ausweitung der Produktion nicht nachgekommen und begünstigen somit einen weiteren Anstieg der Energiepreise, welcher die Konjunkturerholung gefährdet.  

Anleihen: Goldene Woche in China

Vergangene Woche war in China die sogenannte Goldene Woche, in der das Land mit einer Reihe von bezahlten Feiertagen nach dem Nationalfeiertag am 1. Oktober der Gründung der Volksrepublik China gedenkt. Schwellenmarktanleihen verzeichneten in letzter Zeit eine negative Wertentwicklung.  Die Verluste vom September lassen sich zwar damit erklären, dass die US-Notenbank Fed die ersten Schritte in Richtung einer geldpolitischen Normalisierung und späteren Zinserhöhungen unternommen hat, aber die Investoren dürften auch die von China ausgehenden Risiken im Auge behalten.

Vergangene Woche konnte ein weiteres chinesisches Immobilienunternehmen eine Anleihezahlung nicht leisten. Das Unternehmen ist deutlich kleiner als der Immobilienkonzern Evergrande, der zuvor in den Schlagzeilen gewesen war, aber die Nachricht verstärkt die Angst, dass Evergrandes Zahlungsschwierigkeiten einen Dominoeffekt haben könnten. Evergrandes Schulden belaufen sich auf 300 Mrd. US-Dollar, was ungefähr der gesamten Staatsverschuldung von Portugal entspricht. Chinas Behörden haben bereits erste Schritte hin zu einer ordentlichen Restrukturierung von Evergrande mithilfe von staatlichen Finanzfirmen unternommen und werden versuchen, Evergrandes Zahlungsschwierigkeiten so gut es geht zu isolieren.

Der Immobiliensektor gehört zu den Sektoren, die jetzt einer strengeren staatlichen Aufsicht unterworfen werden. Begonnen hat der Trend 2020, als Peking den Börsengang der Ant Group und die Regeln für den Fintech-Sektor verschärfte. Inzwischen hat die Regierung ihre Verschärfung der Regulierungsvorschriften auf andere Sektoren ausgeweitet, unter anderem E-Learning, Gaming und Unterhaltung. Außerdem hat Chinas Planungsprozess im Zusammenhang mit der CO2-Reduzierung im ganzen Land zu Stromausfällen geführt. Seit einigen Tagen melden manche Unternehmen auch Störungen in der Produktion durch Stromausfälle. Als Folge der staatlichen Eingriffe und der Einschränkungen, mit denen die Regierung gegen neuerliche Ausbrüche der Delta-Variante des Corona-Virus kämpft, haben wir unsere Wachstumsprognose für China im Jahr 2021 von 9,0% auf 8,3% gesenkt.

Die Fed hat mit ihrer Ankündigung, dass eine Reduzierung der Anleihekäufe (Tapering) jetzt kurz bevorsteht, die Anleiherenditen steigen lassen. Im Zusammenspiel erinnern das Tapering der Fed und das nachlassende Wachstum in China an das „Taper Tantrum“ von 2013, das die Märkte damals erschütterte. Damals waren in den Schwellenmärkten erhebliche Auswirkungen zu verzeichnen. Heute sind die Schwellenländer weniger verschuldet, und die Risikoprämien auf Unternehmensanleihen aus Schwellenländern sind relativ hoch. Deshalb ist die Gefahr geringer, dass die Investoren Geld abziehen und in attraktivere US-Vermögenswerte investieren. Wegen höherer Risikoprämien favorisieren wir weiterhin die renditestärkeren (und riskanteren) Anleihesegmente, zu denen eben auch Schwellenmarktanleihen gehören.

 

Der vollständige Marktbericht steht unseren Kunden wöchentlich zur Verfügung.

 

Foto: Toa55 / Shutterstock.com