
Wochenkommentar: Geopolitische Spannungen treffen auf politische Unsicherheit
Inmitten der zunehmenden geopolitischen Spannungen zwischen Russland und der Ukraine und weiterer Unsicherheit über die zukünftige US-Politik gaben die globalen Märkte diese Woche nach.
Während die Märkte sowohl in Europa als auch in den USA zurückgingen, schnitten die USA nochmals deutlich schlechter ab. Die europäischen Aktien fielen nach der Eskalation des Ukraine-Russland-Konflikts auf ein Dreimonatstief. Nach der Wiederwahl von Donald Trump sind die Mitglieder seines Kernteams und ihre Pläne klarer geworden, was sich auf die Märkte auswirkte.
Der Gesundheitssektor und insbesondere die Aktien von Impfstoffherstellern litten unter der möglichen Ernennung von Robert F. Kennedy Jr. zum Minister für Gesundheit. Er ist dafür bekannt, dass er dem Nutzen von Impfstoffen und Medikamenten gegen Fettleibigkeit skeptisch gegenübersteht.
In einer Woche, die durch eine geringe Anzahl von makroökonomischen Veröffentlichungen gekennzeichnet war, stellen wir fest, dass die Märkte weiterhin mit einer Zinssenkung der Europäischen Zentralbank (EZB) im Dezember rechnen. Im Gegensatz dazu scheinen die Anleger hinsichtlich einer möglichen Zinssenkung durch die Federal Reserve verunsichert zu sein, eine Situation, die seit der Wahl von Donald Trump anhält.
Diese Woche war geprägt von Äußerungen von Mitgliedern der Europäischen Zentralbank (EZB). Fabio Panetta, ein Mitglied des EZB-Rats, betonte, dass die EZB die Zinssätze ausreichend senken sollte, um sicherzustellen, dass sie das Wirtschaftswachstum nicht mehr behindern, und argumentierte, dass restriktive monetäre Bedingungen nicht mehr notwendig seien. Madis Müller, ein weiteres Ratsmitglied, das für seine eher "hawkische" Haltung bekannt ist, äußerte sich ähnlich, wenn auch in gemäßigterer Weise, und stellte fest, dass sich die Inflation in die richtige Richtung bewegt. In diesem überwiegend abwartenden Umfeld bewegten sich zehnjährige US-Treasuries und zehnjährige Bundesanleihen seitwärts und verharrten bei etwa 4,4 % bzw. 3,3 %.
Die Renditeaufschläge für US-Investment-Grade-Anleihen haben sich auf 78 Basispunkte eingeengt und liegen damit nahe dem niedrigsten Stand in diesem Jahr und deutlich unter dem historischen Durchschnitt. Die Wahlergebnisse in den USA waren ein positives Signal für die Stimmung der Anleger in Bezug auf die US-Wirtschaft und stützten damit die Renditeaufschläge für Unternehmensanleihen im Vergleich zum risikofreien Zinssatz. In Europa ist ein ähnlicher Trend zu beobachten, wobei die Renditeaufschläge mit 102 Basispunkten fast den niedrigsten Stand des Jahres erreicht haben. Unterstützt wird dies durch einen disinflationären Trend und die Erwartung, dass die EZB in den kommenden Monaten die Zinssätze senken wird, um die Wirtschaft anzukurbeln.
In den risikoreicheren Anleihesegmenten war der Trend ähnlich und wurde durch dieselben Faktoren unterstützt. Die Renditeaufschläge für US-Hochzinsanleihen liegen mit 264 Basispunkten auf dem niedrigsten Stand seit Jahresbeginn und damit deutlich unter dem historischen Durchschnitt. Die Kreditrisikoaufschläge europäischer Hochzinsanleihen blieben im November stabil und hielten sich in den letzten Tagen bei rund 310 Basispunkten. Dies liegt ebenfalls deutlich unter den historischen Durchschnittswerten und nahe dem niedrigsten Stand im bisherigen Jahresverlauf.
Nach der Wahl von Donald Trump sind wir der Meinung, dass es noch viele Unbekannte gibt, was das Ausmaß der Auswirkungen seiner Politik und Reformen betrifft. Obwohl die Renditen von Schwellenländeranleihen und Hochzinsanleihen attraktiv sind, bleiben wir aufgrund der potenziellen Auswirkungen höherer Zinsen auf risikobehaftete Vermögenswerte und Bewertungen, die unserer Meinung nach weiterhin teuer sind, zurückhaltend. Wir bevorzugen daher Anleihen höherer Qualität mit relativ attraktiven Risikoprämien.
Redaktionsschluss: donnerstags, 15:00 Uhr