
Wochenkommentar: Fiskal- und Geldpolitik bestimmen die Märkte
Die Märkte starteten nüchtern in die Woche. Neben der etwas abgekühlten Zinseuphorie nach den jüngsten US-Arbeitsmarktdaten drückte auch die Lage im Nahen Osten auf die Stimmung.
Im weiteren Verlauf der Woche setzte sich die Ansicht durch, dass die USA eine Rezession vermeiden könnten und stattdessen auf eine weiche Landung zusteuern. Damit steigt jedoch auch das Risiko, dass die US-Inflationsrate hartnäckig hoch bleibt, weil sich die Wirtschaft nicht ausreichend abkühlt, was wiederum den geldpolitischen Spielraum der US-Notenbank einschränken könnte.
Am chinesischen Aktienmarkt kam es nach der Wiederaufnahme des Handels am Dienstag nach einer einwöchigen Pause wegen der "Goldenen Woche" zu starken Schwankungen. Der Hang Seng Index, der in den letzten Tagen keine feiertagsbedingte Pause eingelegt hatte, fiel am Dienstag fast zweistellig. Das Finanzministerium hat nun für den 12. Oktober eine Pressekonferenz einberufen. Die Marktstimmung in China wirkt sich zweifellos weiterhin auf die Aktien vieler westlicher Unternehmen aus, insbesondere auf Industriewerte, Automobilhersteller, Rohstoffunternehmen und Luxusgüterproduzenten.
Anleihen: Robuste US-Wirtschaft lässt Zweifel aufkommen
Die vergangene Woche brachte eine Überraschung, da die Zahl der Beschäftigten außerhalb der Landwirtschaft im September um 244.000 stieg. Dies war der größte Anstieg seit sechs Monaten, und die Arbeitslosenquote sank auf 4,1 % (von 4,2 % im August). Infolgedessen bewerteten die Anleger die Wahrscheinlichkeit eines möglichen No-Landing-Szenarios der US-Wirtschaft mit einer potenziell höheren und festeren Inflation neu. Dies wirkte sich stark auf die gesamte Renditekurve der US-Staatsanleihen aus, und die Renditen zehnjähriger US-Treasuries stiegen um über 20 Basispunkte (Bp). Seitdem haben die Renditen die 4 %-Marke überschritten und damit den höchsten Stand seit Juli erreicht. Darüber hinaus erinnerte das in dieser Woche veröffentlichte Protokoll der Sitzung der US-Notenbank die Anleger daran, dass die Zinssenkung um 50 Basispunkte im September nach Ansicht einiger Analysten angesichts der Stärke des Arbeitsmarktes möglicherweise aggressiver war als nötig.
Beeinflusst von den US-Daten stiegen die Renditen europäischer Staatsanleihen, wobei die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen um 11 Basispunkte auf 2,27 % stieg. Der Markt konzentriert sich nun auf die Wachstums- und Inflationsdaten, und die nächste Sitzung der Europäischen Zentralbank ist für den 17. Oktober angesetzt.
Die Renditenaufschläge für US-Investment-Grade-Anleihen verringerten sich auf 82 Basispunkte, den niedrigsten Stand seit Jahresbeginn und deutlich unter dem historischen Durchschnitt. Die Widerstandsfähigkeit des US-Arbeitsmarktes signalisierte eine robuste Wirtschaft und stützte damit die Renditenaufschläge (Spreads) für Unternehmensanleihen gegenüber dem risikofreien Zinssatz. Ein ähnlicher Trend ist bei europäischen Investment-Grade-Anleihen zu beobachten, wo die Spreads mit 110 Basispunkten nur 3 Basispunkte über dem bisherigen Jahrestiefststand liegen.
In den risikoreicheren Anleihesegmenten war die Entwicklung ähnlich und wurde von denselben Faktoren getragen. Die Renditenaufschläge für US-Hochzinsanleihen sind mit 290 Basispunkten fast auf den niedrigsten Stand seit Jahresbeginn gesunken. Die Spreads europäischer Hochzinsanleihen verengten sich in den letzten Tagen leicht auf 350 Basispunkte, was ebenfalls deutlich unter dem historischen Durchschnitt liegt.
Auch wenn die Renditen attraktiv sind, bleiben wir angesichts der wahrscheinlichen Auswirkungen höherer Zinsen auf risikoreiche Vermögenswerte und der unserer Meinung nach teuren Bewertungen vorsichtig. Wir bevorzugen daher sicherere Qualitätsanleihen mit relativ attraktiven Risikoprämien.
Was unsere Allokation in den hochwertigen Anleihesegmenten anbelangt, so behalten wir eine übergewichtete Position in europäischen Unternehmensanleihen und eine quasi neutrale Position in Staatsanleihen bei. Darüber hinaus bevorzugen wir nach wie vor europäische Kernstaatsanleihen mit langer Laufzeit, die in den kommenden Monaten von niedrigeren Renditen profitieren dürften. Im Rahmen unserer Allokation in den risikoreicheren und renditestarken Anleihesegmenten sind wir in Schwellenländeranleihen und Hochzinsanleihen untergewichtet, da wir die aktuellen Spreads für zu eng und die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für zu optimistisch halten.
Redaktionsschluss: donnerstags, 15:00 Uhr