
Wochenkommentar: Finanzwerte im Rampenlicht
Die Aktienmärkte wurden von Nachrichten aus dem Bankensektor dominiert. Rasche Zinserhöhungen und ein schwaches Bilanzmanagement haben zu einer Flucht aus Bankaktien geführt. Zunächst belastete der Zusammenbruch der Silicon Valley Bank in den USA die Märkte schwer. Später wurde die First Republic Bank von mehreren großen US-Banken gerettet.
In Europa griff die Sorge um den Bankensektor auf die Credit Suisse über, die sich mitten in einer ernsthaften Umstrukturierung befand. Der extreme Druck auf ihren Aktienkurs führte zu einer erzwungenen Rettung durch die UBS, wodurch eine ausgedehnte Bankenkrise verhindert werden konnte. Es wurde befürchtet, dass die europäischen Banken aufgrund ihres Engagements bei der Credit Suisse in Schwierigkeiten geraten könnten. Der Abzug von Kundengeldern zwang die Schweizer Behörden zum Handeln. Die UBS übernahm die Credit Suisse für 3 Milliarden Euro.
Diese Nachricht vom Zusammenschluss führte kurzfristig zu einer Erleichterung im Finanzsektor. Nach einigen Tagen schwacher Wertentwicklung schnitten die Banken in den letzten Wochen jedoch besser ab als andere Sektoren. Auch wenn das Vertrauen kurzfristig wiederhergestellt ist, kann die Unsicherheit in diesem Sektor längerfristig bestehen bleiben.
Am Mittwochabend hob die US-Notenbank die Zinssätze um weitere 25 Basispunkte an. Der Vorsitzende der Fed, Jerome Powell, erklärte, dass "alle Ersparnisse auf Konten im amerikanischen Bankensystem sicher sind". Und: "Es ist genügend Liquidität für die Banken vorhanden". Mit diesen Aussagen sorgte Powell für Vertrauen bei den Anlegern. Ob es ausreicht, wird sich in den kommenden Tagen zeigen.
Erholung bei Staatsanleihen
Als die Angst vor einer neuen Bankenkrise zunahm, wandten sich die Anleger in den vergangenen zwei Wochen sicheren, hochwertigen (Staats-)Anleihen zu. Die Renditen fielen, was zu positiven Wertsteigerungen bei hochwertigen Anleihen führte. Hochverzinsliche Anleihen hingegen gingen zurück, da sich die Kreditrisikoaufschläge erheblich ausweiteten.
In der zweiten Wochenhälfte wurden diese Entwicklungen teilweise wieder rückgängig gemacht, insbesondere an den Euro-Märkten, da es den politischen Entscheidungsträgern offenbar gelingt, den Finanzsektor zu stabilisieren. In Europa musste dazu die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS erzwungen werden. Nach der Entscheidung der Schweizer Finanzmarktaufsichtsbehörde, die AT1-Anleihen der Credit Suisse vollständig abzuschreiben, während die Aktionäre einen kleinen Betrag für ihre Aktien erhielten, waren jedoch einige beruhigende Kommentare der europäischen Regulatoren zur Einstufung von AT1-Anleihen erforderlich.
Andere große europäische Banken scheinen solide zu sein und das für Banken so wichtige Vertrauen zu haben. Die Situation in den USA ist etwas schwieriger, da der Sektor viel weniger konzentriert ist. Für kleinere Banken kann die Aufrechterhaltung der Liquidität aufgrund des mangelnden Vertrauens in das System mit Risiken verbunden sein. Die von den politischen Entscheidungsträgern initiierten Liquiditäts- und Unterstützungsprogramme scheinen jedoch das Vertrauen wiederherzustellen.
Die Fed stand diese Woche vor einer besonders schwierigen Aufgabe, da die Inflation weiterhin zu hoch ist und eine weitere Straffung der Geldpolitik rechtfertigt. Doch angesichts der gefährdeten Finanzstabilität hätte eine sehr restriktive Haltung bedeuten können, Öl ins Feuer zu gießen.
Erst vor ein paar Wochen hatte der Fed-Vorsitzende Jerome Powell die Möglichkeit einer weiteren Anhebung um 50 Basispunkte ins Gespräch gebracht, anstatt der erwarteten Anhebung um 25 Basispunkte, seit die Fed ihr Zinstempo im Februar auf dieses Maß reduziert hat. Die Fed hob die Zinsen um 25 Basispunkte an und wählte damit vorerst einen Mittelweg. Powell betonte, dass künftige Entscheidungen davon abhängen werden, wie sich der jüngste Stress auf die Kreditvergabe in der Realwirtschaft auswirkt. Dies schafft Unsicherheit für die Märkte, was durchaus zu weiterer Volatilität führen kann.
Wenn sich die Finanzmärkte stabilisieren, rücken die makroökonomischen Daten wieder in den Fokus der Anleger. Wenn Inflation und Wachstum weiter steigen, könnte die in dieser Woche verzeichnete Erholung der Kernrenditen und Risikoaufschläge kurzfristig noch weitergehen. Dennoch bevorzugen wir nach wie vor hochwertige Anleihen gegenüber Hochzinsanleihen. Die jüngsten Probleme im Finanzsektor sind unserer Ansicht nach ein weiterer Hinweis darauf, dass wir uns in einem sehr späten Stadium des Wirtschaftszyklus befinden, was die Höhe des Kreditrisikos begrenzt, das wir bereit sind, einzugehen.
Der vollständige Marktbericht steht unseren Kunden wöchentlich zur Verfügung.
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