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Wochenkommentar: Fed legt die Karten auf den Tisch

Wochenkommentar: Fed legt die Karten auf den Tisch

An den Anleihemärkten war es in den vergangenen Wochen ruhig. Weder die gestiegenen Schwankungen an den US-Aktienmärkten noch die Sitzungen der Notenbanken konnten groß für Bewegung sorgen. Die Risikoprämien waren sogar noch stabiler als die Renditen auf deutsche und amerikanische Staatsanleihen, die sich allesamt in einer engen Handelsspanne bewegten.

Die Märkte für Staatsanleihen sind immer stärker darauf trainiert, nach der Pfeife der Notenbanken zu tanzen, und deren Musik ist sehr vorhersehbar geworden. Bei der Zinspolitik heißt es überall „viel länger niedrig“, und das wird bei jeder Sitzung wiederholt. Viele Zentralbanken haben sich selbst in die Enge getrieben, denn noch negativere Renditen sind wohl kaum eine Option. Da ist es kein Wunder, dass die Sitzungen von EZB (vorvergangene Woche) und US-Fed (vergangene Woche) keine großen Auswirkungen auf die Renditen hatten.

Die Fed hatte bereits vor einigen Wochen Änderungen an ihrem geldpolitischen Modell kommuniziert. Demnach darf die Inflation auch eine Zeit lang über der Zielmarke liegen. Und bei beispiellos niedrigen Arbeitslosenzahlen würde die Fed nicht mehr mit einer prophylaktischen Zinsanhebung reagieren. Da würde die amerikanische Notenbank schon zuerst eine echte Inflation sehen wollen. All das dürfte die Inflationserwartungen irgendwann steigen lassen, aber es ändert nicht viel daran, was die Fed kurzfristig tun kann; das zeigt die Sitzung der vergangenen Woche.

Was sich allerdings geändert hat, ist die Aussicht, dass die Fed die Zinsen mindestens fünf Jahre lang niedrig lassen könnte, vielleicht sogar noch deutlich länger. Damit würde sie in einem Nullzinsumfeld dem Beispiel der Bank of Japan und der EZB folgen. Die relativ steile Renditekurve in den USA scheint darauf hinzudeuten, dass sich noch nicht alle Investoren mit dieser neuen Realität abgefunden haben. Dies könnte Chancen für Investoren eröffnen, die bereits überzeugt davon sind, dass die Fed die Zinsen lange Zeit oder sogar auf unbestimmte Zeit niedrig halten wird.

Die Zentralbanken haben all ihre Karten auf den Tisch gelegt, sie können die Anleihemärkte nicht mehr überraschen. Jetzt, wo die Notenbanken die Zinsen bei null belassen und in unbegrenztem Umfang Staatsanleihen kaufen, liegt der Ball eindeutig im Feld der Regierungen und der Politik. Für die Summen, die Regierungen in den kommenden Jahren ausgeben könnten, scheint es kaum Grenzen zu geben, solange die Inflation niedrig bleibt. Die Niederlande folgen mit ihrem vergangene Woche vorgelegten Haushalt für 2021 dem Beispiel Deutschlands. Die Bundesregierung ist mit ihrer Aufstockung der schuldenfinanzierten Staatsausgaben in Führung gegangen. So einem Beispiel sind die übrigen europäischen Länder immer schon gern gefolgt.

Nach einer möglicherweise turbulenten Präsidentschaftswahl in den USA ist davon auszugehen, dass die neue Regierung – egal, welche es auch sein mag – der Einladung der Fed folgt und Geld ausgibt, als gäbe es kein Morgen mehr, um jetzt die Corona-Krise und den Klimawandel zu bekämpfen oder später die Auseinandersetzung mit China zu finanzieren.

Aktien: Wie geht es weiter?

In Europa und in den USA haben sich die Aktienmärkte in den vergangenen Wochen seitwärts entwickelt. Die zurückliegenden Tage waren keine Ausnahme: Die Ankündigung der US-Fed, die kurzfristigen Zinsen mindestens bis Ende 2023 in der Nähe von null Prozent zu belassen, hat keine Kursrally ausgelöst.

Die Investoren überlegen, welche Ereignisse den Kurs der Weltwirtschaft und damit der Aktienmärkte beeinflussen könnten. Hier gibt es eine Reihe von Themen: Erstens wird erörtert, wie wahrscheinlich ein zweites Konjunkturprogramm vor der US-Präsidentschaftswahl ist. Zweitens könnte die Ankündigung eines Impfstoffs gegen Covid-19 die Märkte bewegen. Und drittens könnte sich der Ausgang der US-Präsidentschaftswahl an den Aktienmärkten bemerkbar machen.

Die Parlamentarier in Washington können sich weiterhin nicht auf ein neues Covid-19-Hilfspaket einigen, obwohl US-Präsident Donald Trump am vergangenen Mittwoch betonte, wie wichtig eine Einigung sei, um die amerikanische Wirtschaft zu stützen. An den Aktienmärkten läuft unterdessen eine Sektorrotation. Bei IT und Kommunikation sind Gewinnmitnahmen zu beobachten, während Industrie, Immobilien und Energie eine deutliche Outperformance erzielen. In Europa hinkt der Finanzsektor vor dem Hintergrund niedriger Zinsen den anderen Bereichen hinterher. ...

Der vollständige Marktbericht steht unseren Kunden wöchentlich zur Verfügung.

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