
Wochenkommentar: Fed in der Zwickmühle
Globale Aktien setzten diese Woche ihren Aufwärtstrend fort.
In den USA stiegen die wichtigsten Indizes nach einer Korrektur in der letzten Woche. Diese Erholung wurde durch einen Stimmungsumschwung befeuert, nachdem Konjunkturdaten zu Einzelhandelsumsätzen eher auf eine begrenzte und moderate Konjunkturabschwächung als auf eine bevorstehende Rezession hindeutete. Darüber hinaus versicherte der Vorsitzende der US-Notenbank, Jerome Powell, den Anlegern, dass die Zentralbank keine unmittelbare Notwendigkeit für größere geldpolitische Anpassungen sehe. Diese Ereignisse trugen zur Wiederherstellung des Vertrauens bei und führten zu einer Erholung des US-Marktes.
Auch die europäischen Märkte setzten ihren Aufwärtstrend fort, insbesondere nachdem Deutschland einen ehrgeizigen fiskalischen Expansionsplan zur Erhöhung der Staatsausgaben für Verteidigungs- und Infrastrukturprojekte verabschiedet hatte. Auch die Schwellenländer, insbesondere in Asien, verzeichneten Gewinne, nachdem die chinesischen Behörden einen „Sonderaktionsplan zur Ankurbelung des Konsums“ ankündigten, der darauf abzielt, die Einkommen zu erhöhen, die Immobilien- und Aktienmärkte zu stabilisieren und die Gesundheits- und Rentensysteme zu verbessern.
Was die Sektoren betrifft, so gehörten Energie-, Industrie- und Finanzwerte zu den besten Branchen. In Europa profitierten Industrieunternehmen wie Rheinmetall und Schneider Electric vom Optimismus im Zusammenhang mit den gestiegenen Infrastruktur- und Verteidigungsausgaben Deutschlands. Auch der Energiesektor schnitt gut ab, unterstützt durch steigende Ölpreise, da die geopolitischen Spannungen im Nahen Osten eskalierten. Der Bankensektor verzeichnete erhebliche Gewinne und erreichte ein Niveau, das seit 2008 nicht mehr erreicht wurde, wobei große Finanzinstitute wie Santander, HSBC und BNP Paribas die Rallye anführten. Im Gegensatz dazu wurden defensive Sektoren wie Telekommunikation, Basiskonsumgüter und Versorgungsunternehmen in diesem risikobehafteten Umfeld nicht bevorzugt.
Anleihen: US-Notenbank auf dem Drahtseil
Am Mittwoch ließ der Vorsitzende der US-Notenbank, Jerome Powell, den Leitzins der USA erwartungsgemäß unverändert. Die Anleger konzentrierten sich jedoch mehr auf seine anschließenden Kommentare. Die Unsicherheit über den Zinspfad für den Rest des Jahres hat in den letzten Wochen zugenommen. Die Gouverneure der Fed haben nun angedeutet, dass sie die Zinssätze sowohl 2025 als auch 2026 zweimal senken könnten. Powell betonte, dass die Unsicherheit über die wirtschaftlichen Aussichten weiterhin ungewöhnlich hoch sei.
Die Besorgnis über künftige Zinssenkungen hat sich angesichts der Angst vor einem Handelskrieg und Entlassungen durch die Bundesregierung verstärkt, was wiederum die Sorge vor einer Konjunkturabschwächung schürt. So hat das Verbrauchervertrauen im März einen starken Einbruch erlitten, wie aus vorläufigen Daten der University of Michigan hervorgeht, die am vergangenen Freitag veröffentlicht wurden. Eine Senkung der Zinssätze könnte dazu beitragen, die Wirtschaft anzukurbeln. Die Rendite der zweijährigen Schatzanweisung – die eng mit den Veränderungen der geldpolitischen Erwartungen verbunden ist – fiel am 11. März auf den niedrigsten Stand des Jahres. Zu dieser Zeit schien Präsident Donald Trump bereit zu sein, eine vorübergehende Verlangsamung des Wachstums während einer Übergangszeit in Kauf zu nehmen.
Die US-Verbraucher befürchten, dass Trumps Zollkrieg die Inflation weiter in die Höhe treiben könnte. Die zweijährige Breakeven-Inflationsrate der USA – die die Markterwartungen für die Inflation in den nächsten zwei Jahren widerspiegelt – hat mit 1 % über dem Ziel der Zentralbank den höchsten Stand seit März 2023 erreicht. Dies schränkt die Flexibilität der Fed bei Zinssenkungen ein. Fed-Chef Jerome Powell betonte jedoch am Mittwoch, dass die inflationären Auswirkungen höherer Importzölle möglicherweise nur vorübergehend seien.
Am Montag stimmte der Deutsche Bundestag den Vorschlägen von Friedrich Merz zu, Milliarden Euro in Verteidigung und Infrastruktur zu investieren. Als die Pläne vor zwei Wochen erstmals angekündigt wurden, erlebten die Renditen deutscher Bundesanleihen ihren stärksten Anstieg seit der Wiedervereinigung, wobei die Renditen längerfristiger Anleihen stärker stiegen als die kürzerer Laufzeiten. Infolgedessen hat die Zinsstrukturkurve eine typischere Form angenommen, wobei der Laufzeitenaufschlag zwischen zwei- und zehnjährigen Renditen den höchsten Stand seit über zwei Jahren erreicht hat.
Die Federal Reserve befindet sich in einem heiklen Balanceakt zwischen Wachstum und Inflation, was künftige Zinssenkungen unsicher macht. Wir gehen davon aus, dass die Europäische Zentralbank die Zinssenkungen fortsetzen wird, da ein eskalierender Handelskrieg das Wachstum belasten könnte. Wir bevorzugen daher weiterhin europäische Investment-Grade-Anleihen.
Redaktionsschluss: donnerstags 15 Uhr